HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Ein Dokument der Manipulation – Teil 2 Einkaufszentrum

Fortsetzung der Analyse der Stellungnahme von Bürgermeister Martin Wagner, die auf der Homepage der Stadt veröffentlich wurde.

Ohne Kaufkraft ist kein Einkaufszentrum realistisch

"Das angedachte Einkaufszentrum am Marktplatz ist realistisch und passgenau für Homberg", erklärt Martin Wagner. Das Einzelhandelsgutachten der GMA aus 2011 sage aus, dass ein Einkaufszentrum in einer Größe von rund 5000 Quadratmetern Homberg gut tun würde, wenn ein entsprechendes Sortiment angeboten werden würde. Dieses qualitativ hochwertige Angebot ließe sich in unserer Altstadt verwirklichen, so Wagner.

Die Kernaussagen der GMA-Untersuchung verschweigt Wagner. Bei der Untersuchung der verschiedenen Sortimente heißt es immer "kein Handlungsbedarf". Es gibt ein Überangebot an Verkaufsflächen, es gibt einen ausgewogenes Brachenmix. Was fehlt ist Kaufkraft,sie ging zurück, das konnte sogar die Schönrechnerei der GMA nicht verleugnen. Den Traum von einem Einkaufszentrum und damit einer Belebung der Innenstadt lässt sich träumen. Wenn es keine Kunden und keine Kaufkraft gibt, wird sich niemand in dieses finanzielle Abenteuer stürzen. Die Aussage, es ließe sich in der Altstadt ein qualitativ hochwertiges Angebot realisieren, ist Wunschdenken, das die Realitäten im Handel ignoriert. Die Erfahrung aus andern Stadten ist, Filialisten von großen Handelsketten besiedeln solche Center. Sie sind ein Garant für die Gleichförmigkeit und Austauschbarkeit der Städte.

Magnete und positver Strahlkraft

Es steigere die Attraktivität der Innenstadt als Einkaufsstandort und wirke wie ein Magnet auf die umliegenden noch leer stehenden Geschäfte mit positiver Strahlkraft.

Der ehemalige SPAR-Laden am Marktplatz hat geschlossen, weil er sich nicht mehr rechnete. Damals lebten noch mehr Menschen in der Altstadt als heute. Für die wenigeren Bewohner sollen noch größere Verkaufsflächen gebaut werden. Den noch bestehenden Einzelhandelsgeschäften würde ein Konkurrenz vor die Nase gesetzt, die zur Aufgabe von noch mehr traditionellen Einzelhandelsgeschäften führen würde. Von Magneten und Strahlkraft kann geträumt werden, doch damit wird keine Belebung der Altstadt geschaffen. Ein Jahr ist ungenutzt vertan worden.

Wo sonst?

Wo sonst außer mitten in der Stadt am Marktplatz kann denn ein attraktives Einkaufszentrum mit einer entsprechenden Anzahl von Parkplätzen entstehen?

Wer sich die verleichbaren Städte in der weiteren Region ansieht, erkennt, dass die Erweiterung von Verkaufsflächen nicht in der historischen Altstadt seinen Platz hat, sondern vor dem Tor zur Altstadt. Anschaulichstes Beispiel ist Fritzlar. Auch in Homberg gibt es dieses Areal. Zwischen Kassler Straße und Theodor-Heuss-Schule ist schon jetzt ein großes unbebautes Areal, dass sich erweitern ließe, wenn das Autohaus diesen zentralen Standort aufgibt und sich verlagert.
Die Alternativlosigkeit, die der Bürgermeister hier darstellt ist nur ein Mangel an Analyse und Weitblick.

Ein "Investor" der keiner ist.

"Wir sollten froh sein, dass wir in Homberg jemanden haben, der als Investor auftreten möchte, denn in etwa 20 anderen mittelgroßen Städten Hessens gibt es ähnliche Ideen, nur keinen Investor, das hat in der letzten Arbeitsgruppensitzung Herr Kothe von der Hessischen Landgesellschaft deutlich vorgetragen."

Der inflationäre Gebrauch des Wortes "Investor" ist schon penetrant. Es gibt keinen Investor, es gibt nur einen Geschäftsmann, der gerne ein Geschäft machen möchte. Die Geldgeber müsste er sich selbst erst suchen. Erfahrungen mit Bauen im Bestand kann er nicht vorweisen. Es gibt in der Gesellschaft ein Übermaß an Kapital, das Anlagemöglichkeiten sucht. Nicht irgendwelche Anlagen, sondern Anlagen die aus Kapitalsicht profitabel und sicher sind. Daran mangelt es, denn der Einzelhandelsumsatz geht seit Jahren zurück.

Die gebetsmühlenartige Wiederholung des Wortes "Investor" ist ein klassiches Beispiel wie Propaganda abläuft. Es kommt nicht auf den Wahrheitsgehalt einer Nachricht an. Wenn sie nur oft genug wiederholt wird, bekommt sie den Anschein einer Wahrheit.

Die Stadt trägt die Kosten

Der Bürgermeister stellt klar: "Nicht die Stadt soll alle Kosten tragen, sondern der Investor hat daraufhin gewiesen, dass die nicht rentierlichen Kosten zu tragen sind, aber nicht dass die Stadt diese Kosten zu tragen hat."

Diese Passage ist ein gutes Beispiel für die Verwirrtaktik. "Der Investor hat daraufhin gewiesen, dass die nicht rentierichen Kosten zu tragen sind." Von wem?

""Nicht die Stadt soll alle Kosten tragen, (…) "aber nicht die Stadt soll alle Kosten tragen" Verworrener kann man sich nicht ausdrücken. Aber das hat Methode. Verwirrung ist das Ziel.
An anderer Stelle wurde von Fördermitteln gesprochen, mit denen das Projekt mit zu finanziert werden soll. Fördermittel sind immer nur Anteile. Die Stadt müsste hohe Kosten übernehmen, damit der "Investor" Gewinn machen kann. Von über 4 Millionen Euro war die Rede.
Auf die Idee mit einem Bruchteil dieser Summe den vorhandenen Einzehandel zu stützen und Neueröffnungen eine Starthilfe zu geben kommt der Bürgermeister nicht. Viele kleine Maßnahmen, die in den letzen Jahren vorgeschlagen wurden, werden nicht umgesetzt. Seit dem Neujahrsempfang 2003 bringt Wagner immer wieder das Einkaufszentrum in die Diskussion. 100.000 Euro sind schon für die Parkdeckplanung in den Sand gesetzt worden. Mindessten 20.000 Euro müssen für die GMA-Untersuchung veranschlagt werden. Die Verwaltung wurde das letzte Jahr immer wieder mit dem Einkaufszentrum belastet, auch diese Kosten müssten einmal abgeschätz werden. All diese Gelder sind zum Fenster hinaus geworfen worden. Homberg hat kein Geld für solche Luftschösser und Manipulationen.

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4 Kommentare zu “Ein Dokument der Manipulation – Teil 2 Einkaufszentrum”

  1. Marc

    https://www.hna.de/nachrichten/schwalm-eder-kreis/fritzlar/einkaufszentrum-borkener-innenstadt-1621865.html

    1) Geht es in Borken irgendwie schneller
    2) Ist APP nicht auch an der ganzen Geschichte in Homberg beteiligt?

  2. Michel

    Natürlich geht es in Borken schneller. Da wird nicht alles dreimal hinterfragt und kritisiert wie hier in Homberg.

    Allerdings hat man in Borken nicht das Problem, dass bereits ein Einkaufszentrum ausserhalb des Ortskerns besteht.

  3. DMS

    zu 2: Zum Glück gibt es Kritik in Homberg, das zeugt von einem wachen Geist und von Interesse an der Stadt. Die fehlende zusätzliche Kaufkraft in Homberg ist ein Fakt, der gern übersehen wird.

    In Borken geht es um die Umnutzung des alten Molkerei-Areals und nicht um einen großflächigen Eingriff in den historischen Stadtkern mit seinen Folgen.
    In Borken ist es somit auch nicht die Innenstadtlage, sondern eine schon vorher genutzte Gewerbefläche.

    Die Geschäfte, die für Borken angegeben werden, sind durchweg Discounter, das wäre in Homberg keien Aufwertung. Ansonsten erst einmal abwarten, wie sich die Sache in Borken entwickelt und wann die ersten Leersände beklagt werden, sei es in den bestehenden Geschäften, sei es in dem neuen Gelände.

  4. Michaela

    Ergänzung zu Borken:

    Soweit mir durch Gespräche mit dortigen Stadtverordneten bekannt ist sieht die Sachlage doch etwas anders aus:

    Wie schon durch DMS ausgeführt geht es nicht um Eingriffe in eine historische Bausubstanz sondern um Umnutzung vorhandener Gewerbeflächen. Ein EKZ wie im osterbach existiert in Borken nicht und soll auch nach dem Willen des derzeitigen Bürgermeisters und des Parlamentes auch nicht entstehen.

    Weitere Fakten:
    Der “Investor” hat die Flächen bereits gekauft und dafür seitens der Stadt keinerlei Zusagen für einen Risikoübernahme erhalten.
    Die Stadt wird soweit möglich das Baurecht im Sinne des Investors und an die Rahmenbedingungen der Stadt gestalten.
    Eine Beteiligung der Stadt durch Zuschüsse etc ist derzeit vertraglich nicht vereinbart und auch nicht geplant.

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