1960er Schülerzeitung aus der Theodor-Heuss-Schule
In den 1830er Jahren wurde Homberg als Standort für die Lehrerausbildung gewählt. Damit war ein Grundstein für Hombergs Bedeutung als Schulstandort gelegt worden.
Das Gebäude der heutigen Bundespräsident-Theodor-Heuss-Schule (BTHS, früher THS) wurde Ende des 19ten Jahrhunderts als Lehrerbildungsanstalt erbaut. Es war damals das größte Gebäude der Stadt.
In den 1960er Jahren zogen die Schülerzeitungen der THS bundesweit den Blick auf Homberg. Die Schüler in der Redaktion des "Schulechos" griffen die Themen der 68er Bewegung auf und sorgten durch ihren Stil für Schlagzeilen.
Der THS-Lehrer Thomas Schattner hat diese 1960er Schülerzeitungen neu herausgegeben.
Er schreibt dazu:
In diesem Jahr jährt sich das magische Jahr, die Chiffre „1968“, zum 50ten Mal. Mit diesem Jahr erreichte die Studenten- und Schülerbewegung ihren Höhepunkt in der alten Bundesrepublik. Und sie strahlt bis heute aus. Für die einen veränderte sie die Republik enorm positiv, für heutige AfD-Positionen ist sie alles Übel dieser in ihren Worten „grün-alternativ versifften Republik“.
Damals stand eine kleine nordhessische Stadt, Homberg/Efze, im Fokus der Ereignisse und der republikweiten medialen Berichterstattung. Hier am Bundespräsident-Theodor-Heuss-Gymnasium (BTHS) kochten die Ereignisse aus unterschiedlichsten Gründen derart hoch, dass diese bis in unsere heutige Zeit Spuren hinterlassen haben.
Dabei stand die damalige Schülerzeitschrift „Schulecho“ enorm im Fokus der Ereignisse. So kam ein alter Gedanke beim Leiter des Schulmuseums der BTHS auf, der schon Jahre im Kopf vorhanden war und sozusagen nur einen Anlass brauchte, um realisiert zu werden. Da sämtliche Ausgaben des „Schulechos“ im kleinen, aber fein bestücktem Schulmuseum der BTHS vorhanden waren, entschloss sich der Herausgeber, diese im Jahr 2018 zum 50ten Jubiläum des Jahres 1968 kommentiert herauszugeben. Diese Ausgaben sind ungeheuer wichtige Dokumente von ihrer alltagsgeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Relevanz, denn sie zeugen vom Aufbegehren der damaligen Jugendlichen in ihrer Schule für eine bessere Welt – Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – und individuellen Freiheiten, aber auch von Provokation und Klamauk. Sie zeugen von einem ungeheuren Engagement und vor allem vom kritischen Denken, welches in diesen Jahren erst erlernt werden musste und welches sich die Schüler erst selbst beibringen mussten (und das in Zeiten ohne Internet und Smartphone). Des Weiteren wird beim Lesen deutlich, dass wir es bei den Redakteuren mit jungen Intellektuellen zu tun haben, die später mehrheitlich ihre beruflichen Wege gegangen sind und z.T. außergewöhnliche Karrieren machten. Deshalb bilden Kurzbiografien der ehemaligen Chefredakteure und Herausgeber des Schulechos den inhaltlichen Abschluss bei der lokalen Betrachtung der Ereignisse „1968“.
Die intellektuelle Redlichkeit gebietet aber der „Gegenschülerzeitschrift“ auch Raum innerhalb einer solchen Publikation zu bieten, schließlich lehnte die große Mehrheit der rund 700 Schüler radikale politische Positionen ab. Die ersten Ausgaben des „audiator et altera pars“ bzw. des „audiators“, den konservativen „Gegenschülerzeitschriften“ zum Schulecho werden hier mitberücksichtigt. Besonders interessant sind dabei Graffitis, die sich auf einigen Exemplaren im Schulmuseum befinden. Wie beim „Schulecho“ bilden auch hier Kurzbiografien der Redakteure den Abschluss.
Zur generell besseren Einordnung wird ein Aufsatz als Anhang angefügt, der die Schüler- und Studentenunruhen generell in der alten Bundesrepublik in den 1960er Jahren thematisiert, um eine bessere Verzahnung der lokalen Ereignisse mit denen in West-Berlin, Frankfurt a.M. und anderswo zu ermöglichen.
Schulleiter Dr. Weskamp schrieb in seinem Vorwort: „Thomas Schattners Buch dokumentiert nun erstmals vollständig die Wirkung der 1968er und der Schülerzeitungen an der Bundespräsident-Theodor-Heuss-Schule und liefert einen weiteren Baustein in der Aufarbeitung unserer Schulgeschichte, aber auch für die Rezeption der 1968er insgesamt“.
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Ich möchte keinesfalls in Abrede stellen, dass auch die Schüler der Homberger THS auf den Zug der 68er Bewegung aufgesprungen sind.
Bei realistischer Betrachtung entstanden die Proteste jedoch in den Universitätsstädten Berlin, Frankfurt und auch Göttingen.
Später eiferten dann auch in Kleinstädten "Rebellierer" ihren Vorbildern nach.
Dutschke, Benno Ohnesorge, Josef (Joschka ) Fischer, Cohn Bendit u. a. waren einige der Wortführer dieser Zeit.
Unbestreitbar bleibt, dass die 68er zur Aufklärung der Nazivergangenheit beitrugen und auch sonstige Missstände offenlegten.
Unbestreitbar bleibt aber auch, dass aus dieser Bewegung die späteren Mitglieder der RAF kamen, die diese Republik in ihren Grundfesten erschütterten und unsägliches Leid über viele Familien, vom Industriekapitän bis zum Personenschützer oder dem einfachen Fahrer, schütteten.
Ob die Bilanz der 68er ausschließlich positiv ausfällt ( die Mitglieder der RAF nehme ich einmal aus ) möchte ich doch bezweifeln.
Veränderungen in der Justiz und im Bildungswesen waren jedoch unverkennbar.
Ob ausschließlich zum Guten – das soll jeder Leser für sich entscheiden.
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https://nh24.de/2018/07/04/neues-buch-zur-geschichte-des-homberger-bths-gymnasiums/
in der Dissertation "Schülerprotest in der BRD" von Ulrike Heider inkl. Kapitel über Homberg, kann man seit 1984 nachlesen, dass die Schülerproteste eben kein Ableger der Studentenproteste waren, sondern diese vorweg nahmen, die Kritik setzt in in den Schülerzeitschriften früher ein – für Homberg gab es Mentoren, die in die Frankfurter Proteste involviert waren, diese Mentoren aber – wie z. B. Bott – griffen allerdings nur auf, was bereits vorhanden war, da diese aber selbst aus Homberg stammten, kann nicht von Ablegern geredet werden …