HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Städtebaulicher Denkmalschutz: Homberg ist weit zurück

Städtebaulicher Denkmalschutz2013

Die Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz hat 2013 ein Positionspapier herausgegeben mit dem Titel, der auch Programm ist: Das Erbe der Städte – Mit Verantwortung in die Zukunft.

Prof. Dr. Weiß ist Vorsitzender der Expertengruppe, er war auch mit dem Hessischen Denkmalbeirat am 23. September in Homberg, wo ihm und den Teilnehmern die Planung des städtischen Angestellten Joachim Gontermann vorgestellt wurden.

Wie weit die Planung des Homberger Magistrats von den Zielsetzungen und Empfehlungen der Expertengruppe entfernt ist, zeigen einige Passagen aus dem Positionspapier.

 

Rahmenplan -Selbstbindung – Gestaltungsfibeln – Wettbewerbe

"Daneben kommt den informellen Planungsinstrumenten eine gewichtige Bedeutung zu: Der städtebauliche Rahmenplan mit seiner Selbstbindungswirkung ist ein Schlüsselinstrument für die Umsetzung des integrierten Planungsansatzes im Sinne der Leipzig Charta. Ebenso haben sich Gestaltungsfibeln, oft mit integrierter Aussage zu Elementen der Werbung in der Praxis, bewährt. Zeitgemäßes Bauen im historischen Kontext erfordert eine fundierte Auseinandersetzung mit der Einzigartigkeit des Ortes. Um hier zu qualitätvollen Lösungen zu kommen, sind Wettbewerbe ein geeignetes Instrument."

Vorteile kompakter Altbauquartiere

"Kompakte Altbauquartiere benötigen aufgrund ihrer baulichen Dichte, Bauweise und vielfältigen Nutzungen auch ohne weitere Maßnahmen weniger Energie als offenere Baustrukturen: Die Gebäude sind bereits an zwei Seiten gedämmt, die Nutzungsdichte reduziert alltägliche Wege und damit Verkehr."

Lebendige Innenstädte – Beeinträchtigt durch maßstabssprengende Einkaufszentren

"Zu den größten Herausforderungen der Gegenwart gehört zudem die Ansiedlung von Großeinkaufszentren in den Innenstädten. In den letzten Jahren sind in fast allen größeren Städten "Shopping Malls" entstanden, unzählige weitere Projekte sind im Planungsstadium. Die Kommunen sehen in dieser Entwicklung die Chance, die Stadtzentren zu beleben und vor allem, Kaufkraft von der "Grünen Wiese" in die Stadt zurückzuholen.
Für den Denkmalbestand und die Baukultur erwächst daraus aber eine große Gefahr, denn die Einkaufszentren lassen sich in der Regel allein schon wegen ihrer Dimensionen nicht denkmalverträglich in das städtische Gefüge eingliedern. An die Stelle der traditionellen Kleinteiligkeit und Vielfalt, die den Charme, die Aufenthaltsqualität und damit auch den entscheidenden Standortvorteil historischer Innenstädte ausmachen, treten Monostrukturen, die den Maßstab der gewachsenen Bebauung sprengen. Hinzu kommt die meist äußerst anspruchslose architektonische Gestaltung dieser Großbauten, durch die ihr städtebauliches Umfeld degradiert wird. Sie fügen den Städten einen irreparablen Schaden zu, der langfristig schwerer wiegt als der von den Kommunen erhoffte ökonomische und funktionale Vorteil durch die Ankurbelung des innerstädtischen Handels."

"Aus diesem Grund rät die Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz von der Implementierung von Großeinkaufszentren in ihrer bisherigen Form in die historischen Städte ab. Grundlage für die Entwicklung von Handelsbauten müssen vielmehr der historische Stadtgrundriss und die überkommene Parzellenstruktur sein. Auf Aufweitungen und Überbauungen des Straßennetzes ist zu verzichten. Wenn Parzellen in Ausnahmefällen aus Gründen der Rentabilität zusammengelegt werden, müssen die auf ihnen entstehenden Neubauten maximale Rücksicht auf Maßstab und Typologie der Nachbarbebauung nehmen. Zur architektonischen Qualitätssicherung sind Wettbewerbe durchzuführen, die sich möglichst nicht nur auf die Fassaden beschränken, sondern den gesamten Baukörper umfassen sollten. Abrisse und entstellende Veränderungen von Baudenkmälern zugunsten neuer Handelsbauten sollten ein Tabu sein."

Planen für Bürger und nicht nur für Konsumenten

"In allen historischen Stadtquartieren ist die Gewährleistung der Alltagsfreundlichkeit des öffentlichen Raumes für unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen eine zentrale Zukunftsaufgabe. Barrierefreiheit, nichtkommerzielle Begegnungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten und zeitgemäße Mobilitätsangebote sind dabei als Qualitätsstandard unverzichtbar."

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