HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Baumverlust

Auf den Bericht über den Verlust eines markanten Baumes an der Straße zwischen Mühlhausen und Caßdorf gab es einige Kommentare, die dagegen den Hingucker angingen:  "hetzen, denunzieren, Fake News", die aber keine oder nur falsche Informationen brachten.
In dem Bericht konnte erst einmal nur der Verlust bekannt gemacht und erste Vermutungen über die Gründe angestellt werden. Inzwischen hat die weitere Recherche ergeben:

1. Ein starker Ast war aus dem Baum herausgebrochen.

2. Der Baum war nicht krank, es handelte sich um einen Sommer- oder Grünbruch.

3. Nicht die Feuerwehr hat den Baum weggeräumt, wie ein Kommentator behauptete.

4. Die Verkehrssicherheit war nach dem Abbruch des Astes nicht gefährdet.
 

Warum brach ein dicker Ast aus der Eiche?

Ursache war die anhaltende Trockenheit, auf die der Baum mit einer Selbsthilfemaßnahme reagierte. Dieses Phänomen ist als Sommer- oder Grünbruch in der Fachwelt bekannt. Durch die Trockenheit verändert sich die Spannung und die Widerstandsfähigkeit im Holz, so dass es zu einem nicht vorhersehbaren Abbruch des Astes kommt. Eichen sind besonders oft davon betroffen. Es sind die untersten Hauptäste, die fast waagerecht nach außen zum Licht wachsen, damit sich der Ast mit seinen Blättern an der Photosynthese beteiligen kann. Äste weiter oben im Baum wachsen eher in einem spitzen Winke nach oben und sind nicht diesen starken Belastungen ausgesetzt.

Bäume streben – wie andere Lebewesen auch – eine stabile Gleichgewichtslage aller Funktionen an. Dazu gehört auch, dass Äste, die nicht mehr gebraucht werden, trocken fallen und abbrechen. Genauer kann es hier (Grünastbrüche) nachgelesen werden.
 

Gefahren beseitigen, aber nicht den Baum

Nachdem der Ast abgebrochen war, war es fachlich ausreichend, den Ast von der Straße zu räumen. An der Bruchstelle war nichts weiter zu tun, auch wenn sie groß aussah. Der Baum wird erst gefährdet, wenn dort gesägt wird, weil damit die Zellen geöffnet werden, in die dann Schadpilze eindringen können.

Die Beseitigung des Baumes verweist damit auf fehlende Kenntnisse bei Hessen mobil. Aus haftungsrechtlicher Sicht muss auch nicht jeder Baum gefällt werden, bei dem einmal ein Ast abbrechen könnte. Die Rechtsprechung kennt auch den Begriff des allgemeinen Lebensrisikos.

Durch die große Hitze sind auch in anderen Städten Äste aus Bäumen ausgebrochen, ohne dass deswegen die Bäume gefällt wurden. Riesiger Ast stürzt am Goetheweg auf die Fahrbahn heißt es zum Beispiel in den Ruhrnachrichten. Polizei und Feuerwehr gehen von Sommerbruch aus, ist dort zu lesen.

In Hamm heißt es von der Stadt:

Eine Fällung der Bäume ist aus Sicht der Stadt derzeit kein Thema: „Es ist ein natürlicher Prozess, der sich aufgrund des Wassermangels vollzieht. Deshalb macht es wenig Sinn, wenn wir gesunde Bäume fällen.“

Im Ballungsraum Ruhrgebiet hat man offensichtlich kein Problem, die Ursache und damit das Gefährdungspotential richtig einzuschätzen.
Warum ist dazu niemand im Schwalm-Eder-Kreis in der Lage?

Die Beseitigung der Eiche muss als Sachbeschädigung gewertet werden, die zu Schadenersatz führen kann. Wer fühlt sich verantwortlich?

Wer mehr über die Statik eines Baumes erfahren möchte kann lesen: Der Baum eine belastungsoptimierte Konstruktion.

Noch tiefer in die Bedeutung geht es in dem gerade erschienenen und sehr gelobten Buch "Die Wurzeln der Welt – Eine Philosophie der Pflanzen" von Emanuele Coccia.

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3 Kommentare zu “Baumverlust”

  1. Scherzbold

    Eine gründliche Recherche kann man dem Blogbetreiber nicht absprechen – besonders dann, wenn er gepiekst wird.   🙂 

  2. IchkannGoogle

    Wenn die Verkehrssicherheit nicht gefährdet war…

    warum sah das der hinzugezogene Gutachter (vermutlich Der Baumläufer) und die befragte untere Naturschutzbehörde anderst? 

     

     

  3. IchkannGoogle

    Komisch, der hinzugezogene Gutachter und die untere Naturschutzbehörde, die ihr ok zur Fällung gegeben hat, müssen das mit der Verkehrssicherheit anderst gesehen haben.

    Soviel zum Vorwurf "Hessen Mobil" entscheidet selbstherrlich und allein.

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