HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

FWG zur Engelapotheke

BildDie Freien Wähler Homberg (FWG) nehmen zum Umbau der ehemaligen Engelapotheke in der folgenden Pressemitteilung Stellung:

Foto: Rückseite der Engelapotheke nach Abbruch des Anbaus.

Engelapotheke:
Die vorhersehbare Überraschung

„Umfangreiche Schäden“ seien an der Engelapotheke erkennbar geworden, die „vorher nicht erkennbar waren“ und es nun erfordern, „dass das gesamte Projekt neu bewertet werden muss.“ So hieß es Ende Dezember in einem Schreiben der Stadtverwaltung, mit dem die Stadtverordneten zu Besichtigungsterminen auf der Baustelle eingeladen wurden. Die Schäden, die dabei von Architekt Albert Hess aufgezeigt wurden, sind massiv: Feuchte und darum durchhängende Balken, zerstörte Auflager, lose Gefache, und daraus resultierend eine Gefahr für die Standfestigkeit des Gebäudes. Andererseits zeugen verrostete Metallklammern und zugespachtelte Risse davon, dass diese Schäden seit Jahrzehnten vorhanden und nicht erst in jüngster Zeit aufgetreten sind. So weit, so schlecht. Aber auch alles im Rahmen dessen, was jeder, der schonmal ein Fachwerkhaus saniert hat, von seiner eigenen Baustelle kennt. Wirklich ungewöhnliche Schäden wie etwa Insektenbefall oder großflächige Zerstörungen durch Pilze sind nicht erkennbar, so der Architekt. Fazit: Die bisherige Bewertung des Gebäudes beruhte auf geschönten Annahmen. Die Kosten drohen wieder aus dem Ruder zu laufen. Ursprünglich hieß es, mit 800.000 Euro könne man das gesamte Haus sanieren und ausbauen. Später wurde der Betrag auf rund 1,07 Millionen Euro erhöht. Nun zeigt sich nach Mitteilung von Architekt Hess, dass die 1,07 Millionen gerade dafür ausreichen werden, das Gebäude im Rohbau zu sichern.

Natürlich kann es nicht in Frage stehen, dass das Gebäude erhalten und gerettet werden muss. Aber die „Überraschung“ war absehbar, die FWG hat immer vor den unklaren Folgekosten gewarnt. Man erinnere sich, dass die Stadt das Gebäude gekauft hatte weil es das Entree eines Shoppingcenters "Marktplatz Ost" werden sollte. In diesem Zusammenhang war der großflächige Abriss von Fachwerkstruktur im gesamten Quartier bereits beschlossene Sache. Insofern ist es aus Sicht der FWG erfreulich, dass sich nun inzwischen alle Parteien für eine denkmalgerechte Erhaltung und Sanierung aussprechen.

Nachdem es nun aber wieder bei einem öffentlichen Projekt Probleme gibt ist es höchste Zeit, endlich daraus zu lernen und klare Konsequenzen zu ziehen. Aus Sicht der FWG ist eine komplette Neuordnung der Projekte am Marktplatz notwendig. Die FWG geht darum mit folgenden Vorschlägen in die anstehenden Debatten:

1. Zeit zum Überlegen schaffen – Ausbau Engelapotheke stoppen
Wie es aus dem Rathaus heißt machen es die aufgetretenen Schäden notwendig, „dass das gesamte Projekt neu bewertet werden muss“. Für die FWG heißt das, dass nun erstmal wirklich eine umfassende Schadensanalyse vorgenommen werden muss. Dabei muss auch die Nutzung des Gebäudes neu bewertet werden. Architekt Hess berichtete etwa vom großen Aufwand den es bedeutet, die einzelnen Geschossflächen auf eine Ebene zu bringen, wie es für die geplante Nutzung als Ausstellungsflächen notwendig wäre. Eine andere Nutzung etwa im Rahmen der Umbauten des Rathauses würde hier vielleicht Kosten sparen. Dabei müssen auch die Schäden im Nachbargebäude (dem jetzigen Bürgerbüro) analysiert werden. Von dort nämlich soll die Engelapotheke mit einem Fahrstuhl erschlossen werden, was sich als weiteres Problem mit hohen Folgekosten erweisen könnte falls sich herausstellt, dass auch in diesem Gebäude massive Schäden vorhanden sind. Da sich beide Nachbargebäude ganz oder teilweise im städtischen Besitz befinden muss das gesamte Ensemble als Ganzes betrachtet werden. Also: Alle Fakten auf den Tisch, und dann nochmal in Ruhe überlegen und planen. Und vor allem die fehlende Finanzierung für die Fertigstellung sichern.

2. Sofort Ersatzflächen für Burgbergmuseum und Haus der Reformation
Der Ausbau der Engelapotheke wird mehr Zeit und Finanzierungsaufwand benötigen als ursprünglich gedacht. Dringend notwendig ist es also, die geplante Nutzung so schnell wie möglich anders zu organisieren. Praktischerweise steht direkt nebenan eine große, ebene und barrierefreie städtische Fläche zur Verfügung. Die bisher geplante Zerteilung des ehemaligen Supermarktes im Haus „Markt 15“ in kleine Büro- und Unterrichtsräume für Musikschule, Elternverein, Starthilfe und andere Vereine ist kostenintensiv bei am Ende minimalen Nutzflächen für die einzelnen Nutzer. Für die Musikschule muss ein anderer Standort gefunden werden, der für die musikalische Bildung besser geeignet ist als ein zerteilter Supermarkt. Die FWG hat dazu bereits letztes Jahr im März einen Vorschlag gemacht (siehe: hier). Stattdessen könnte die leerstehende Halle Marktplatz 15 sofort als multifunktionale Ausstellungsfläche für die Exponate des Burgbergmuseums und die Ausstellungen des „Haus der Reformation e.V.“ genutzt werden. Langfristig und auch über das diesjährige Reformationsjubiläum hinaus entsteht damit eine Freifläche, die für wechselnde Ausstellungen, eine kommunale Galerie und einen ganzjährigen Künstlertreff genutzt werden kann.

Die FWG ist überzeugt: Mit der sofortigen Nutzung des Hauses Marktplatz 15 wird der Entscheidungsdruck vom Projekt Engelapotheke genommen. Dort muss erstmal in Ruhe geprüft werden wie es weitergeht. Nur so kann die beste Lösung für eine gute Entwicklung am Marktplatz gefunden werden.

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9 Kommentare zu “FWG zur Engelapotheke”

  1. Mister X

    Zunächst einmal bedanke ich mich bei der FWG, dass sie uns Bürger durch Pressemitteilungen "auf dem Laufenden hält".

    So stelle ich mir eine bürgernahe Politik in Homberg vor!

    Als Bewunderer der Fachwerkkulisse rund um den Marktplatz befürchte ich immer mehr, dass die meist schönen Fassaden das "Elend" dahinter verdecken.

    Einerseits sehe ich auch keine Alternative zum Erhalt dieser historischen Bauten, andererseits wird die Stadt nicht alle in ihrem Besitz befindlichen Fachwerkgebäude sanieren können.

    Mit den Fördertöpfen kenne ich mich aber nicht aus (…)

    Spontan stelle ich mir die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, die Flächen für höherwertigen Wohnraum zu sanieren, damit auch nach der Sanierung entsprechende Einnahmen erzielt werden können.

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Vereine einen angemessenen Mietzins bezahlen können.

    In Großstädten ist es seit Jahren schick in sanierten Altbauten zu wohnen. Das weiß unser Bürgermeister auch. Sonst hätte er sein zu Hause nicht in der Altstadt gesucht.

    In Fritzlar ist dieser Trend bereits eingetroffen…

    P.S.: Ein spontaner Gedanke. Man müsste mal genau kalkulieren…

  2. Phil Antrop

    In der Kürze liegt die Würze. In diesem Fall ist die sehr gute Pressemitteilung ein wenig langatmig. Sachlich und Bereich der Schlüsse richtig, tragfähig und verlangt nach Flexibilität im Handeln.

    Ob das bei den vielen Beteiligten mit unterschiedlicher Interessenlage schnell umsetzbar ist?

    Wer gibt schon gerne zu, Fehler gemacht zu haben.

    Für mich ist ein Haus der Reformation ein absolutes No Go. Man könnte es in einem Gesamtrahmen mit Heimatmuseum, Heimatkundlichem Archiv und ehemaligem Burgbergmuseum ggf. mit Kyffhäuser und Feuerwehrmuseum als Stadtmuseum einrichten. Dafür wäre die ehemalige Engelapotheke durchaus komplett geeignet. 

    Das Hochzeitshaus könnte man wieder seinem Namen zuführen.

    Marktplatz 15 könnte man in Kombination mit einem Seniorentreff beleben. Da wäre bestimmt auch Platz in all diesen Räumlichkeiten Marktplatz 15, Marktplatz 16 Hochzeitshaus (und leider nicht mehr möglich Kirchplatz 1) um ständige Ausstellungen der Werke Homberger Künstler sozusagen in Zweitnutzung, zu zeigen.

    Hier rächt sich, dass man die Stadtbücherei nicht mehr vor Ort hat, die man durchaus auch hätte integrieren können. Das Gebäude Kirchplatz 1 wäre dann ideal für im Flächenbedarf kleinere Vereine wie Bürger für Homberg mit Bürgerbus, Elternverein usw. gewesen.

    Evtl. könnte man bei einer Gesamtplanung das Deutsche Haus mit all den Räumlichkeiten, wenn man schon von Gesamtrahmen spricht, durchaus in Erwägung ziehen.

    Jetzt wird aus dem Sparen an Folgekosten durch "verkaufen" des ehemaligen Landratsamtes ein Schuh draus, der hohe Kosten in sich trägt.

    Egal was man macht:
    Es kostet erst mal eine Stange Geld – und da sollte man dann im Blick auf die Zukunft die Folgekosten durch enstprechend intelligente Bauweise ( Nullenergie ) und Nutzungsplanung so niedrig es machbar wäre, halten.

    In diese Gesamtplanung sollte man die Leerstände und die Krone samt Schirnen mit einbeziehen.

    Was in Homberg bis heute fehlt ist eine Gesamtplanung die alle Felder einer Stadt abdeckt:
    Baugebiete für Wohnungsbau und Gewerbebetriebe; Stadtentwicklung nicht ausgerichtet an Wünschen wie Haus der Reformation ( das gut in das ehemalige Kirchensteueramt gepasst hätte, sogar mit Burgbergverein, versemmelt, weil man das Amtsgericht zum Ärztehaus machen wollte ) einschl. der Ansiedlung von Unternehmen des Einzelhandels und die Integration der Burg und des ehemaligen Krankenhauses. Dies in enger Absprache mit den kommunalen Nachbarn.

    Man hat ja bis heute keine Gestaltungssatzung, quält sich mit Lappalien wie einer Baumschutzsatzung rum, statt eine Mustersatzung zu verwenden. Oder verschwigt wahrheiten ( HLG Schulden) statt schonungslos tabula rasa zu machen.

    Ich wette: Auch hier wird man es "versemmeln"!

  3. Dirk-H. Pfalz

    Wie heißt es oft: Jetzt kommt es zum Schwur.

    Der Magistrat ist das ausführende Organ. Er hat informiert und darauf hingewiesen, dass die – wenn auch mit anderer Zweckbestimmung – "bewilligten Gelder" ausreichen, um die Rohbausicherung mit Zimmermann und Maurer vornehmen zu können. Diese Aufträge kann er ohne einen neuen Beschluß der Stadtverordneten erteilen.

    Aber wie steht es um die "Reformation"? Bis Juni könnten die notwendigen Arbeiten im Gebäude zur Schaffung der Räumlichkeiten fertig gestellt sein – wohl gemerkt in einem ansonsten nicht nutzbaren Gebäude. Schaffen es die Vereinsmitglieder im Magistrat hier eine Mehrheitsentscheidung herbeizuführen? Aber es gilt die Vorsicht walten zu lassen. Die Grundgedanken des "Althaus-Prozesses" gilt es um das "Gesicht zu wahren" zu beachten. Ich bin gespannt, ob und wer "Geld zum Fenster raus wirft", um einer kleinen Gruppe von Bürgern die Verwirklichung ihrer Pläne zu ermöglichen. Falls diese Bürger und Mandatsträger im Sinne des Gemeinwohles und auch der lutherischen Gedanken zur Reformation Überlegungen anstellen, können sie nur auf ihren Wunsch nach Raum in der Engel-Apotheke verzichten. Ging es doch Luther auch um Verzicht und "Entlastung der Bürger". Ablaßhandel zur Durchsetzung eigener Wünsche war sein "Gegner". Die Meßlatte liegt noch nicht hoch, politische Verantwortung für Homberg zu zeigen.

  4. Hans-Erwin Schnabel

    Bis jetzt war der Bürgermeister leider gezwungen, sich mit problembehafteten Gebäuden wie mit dem Jugendzentrum und dem Ärztehaus auseinander zu setzen. Erstmalig herrscht die komfortable Situation vor, dass innerhalb von 4 Wochen der genaue Endpreis für das Restaurationsvorhaben Engel-Apotheke vorliegen kann. Es wird maximal eine Fehlerquote von 5 % für den Innenausbau noch geben. Ich finde, es wäre sehr sinnvoll, diese 4 Wochen abzuwarten, damit auch der basisdemokratische Prozess jungen Stadtverordneten möglich sein kann. Ich finde, wenn junge Stadtverordnete sich zur Verfügung stellen, ist dies sehr positiv, aber sie sollten auch das Gefühl haben, dass ihnen eine Mitsprache möglich ist. Auch halte ich es nach wie vor für problematisch, eine Tagesordnung, die eine Abstimmung nicht vorsieht, unbedingt durchführen zu müssen. Dieser Zeitdruck hat unter Umständen wieder Fehler wie in der Vergangenheit zur Folge, und die wir doch in Homberg unbedingt vermeiden wollen. Ich denke, dass dieser 4wöchige Zeitverzug keine höheren Kosten für dieses Projekt nach sich ziehen wird. Außerdem ist es sicherlich eine Überlegung wert, unseren neuen Stadtmarketingleiter in die spätere Nutzung mit einzubeziehen, da er u. U. die Optionen für die Nutzungsmöglichkeiten erweitern kann.

  5. Phil Antrop

    "Bis jetzt war der Bürgermeister leider gezwungen, sich mit problembehafteten Gebäuden wie mit dem Jugendzentrum und dem Ärztehaus auseinander zu setzen."

    Das er das getan hat, und alles erforderliche veranlasst ha,t sei bezweifelt.

    So steht seit Anfang 2015 offen (Beschluss Stadtverordnete), dass er Informationen über die Ursachen und Verantwortlichen liefern sollte, warum beide Objekte so teuer wurden. Daraus wurde lediglich eine Sachinformation über den aktuellen Stand durch Herrn Mostert. 

    Es fehlt der Zusatz: Aus der Vergangenheit. Und man könnte da durchaus das Burgbergrestaurant hinzufügen.

    Aber andere Immobilien und deren, sowie daraus entstandene  Probleme, sind durchaus seiner bisherigen Amtszeit zuzuordnen:
    Krone, Schirnen, Stadtbücherei (Kirchplatz1), ehem. Landratsamt samt Musikschule und Hohenburgmuseum.

    Ob 4 oder 8 Wochen spielt doch keine Rolle.

    Die FWG fordert richtigerweise endlich eine Gesamtplanung und die ist in 4 Wochen nicht machbar.

    siehe dazu meinen Kommentar unter 2.

    Bitte lest euch doch noch mal seine Antrittsrede durch. Und vergleicht sie mit dem was daraus wurde.

    https://www.homberger-hingucker.de/wp-content/uploads/2014/07/Anlage-Nr.-4-Antrittsrede-Bgm-Dr.-Ritz.pdf

    Vom neuen WIR-Gefühl, Offenheit und Transparenz ist bis heute kaum was erkennbar.

    Für mich bewahrheiten sich Herrn Gerlachs Worte anlässlich seiner Wahl:

    "Nun steht uns kein Bürgermeister mehr im Weg"

  6. Frustrierter

    "Unser finanzieller Spielraum tendiert aktuell gegen Null."  (Zitat Dr. Ritz in seiner Antrittsrede)

    Und heute?

  7. Opa

    Wie wäre es mit einem Immobilienfond "Engelapotheke"?

    Dieser kann jedoch nur gelingen, wenn die Zahlen zur Sanierung und die zu erwartenden Einnahmen endlich einmal nah an der Wahrheit liegen.

  8. Scherzbold

    "Nun steht uns kein Bürgermeister mehr im Weg."

    Drehen wir den Spieß einmal um und sagen:

    Endlich steht ein Bürgermeister im Weg, der den vielen Träumern in dieser Stadt die Augen öffnet und einen gesunden Realitätssinn verordnet.

    Bis zur nächsten BGM-Wahl.   🙂

  9. Mister X

    Herr Schnabel,

    glauben Sie ernsthaft, dass die Altvorderen, von sich überzeugten Entscheidungsträger, die bis heute glauben, " ohne uns geht es nicht", junge Stadtverordnete in die Entscheidungsprozesse einbinden? Ich könnte Ihnen die "Könige" der Homberger Stadtpolitik hier namentlich benennen.

    Ich werde es lassen, sonst feixen sie vor dem Computerschirm und denken sich:

    Schreibt euch beim "Schnappi" die Finger wund, ihr werdet nichts Ausrichten.

    Hochmut kommt vor dem Fall – ist meine Hoffnung für die Zukunft!

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