Drehen am groĂen Rad – passĂ©
"Seit Mitte der Woche dreht die Kreisstadt Homberg die ganz großen Räder." so schrieb der Homberger Anzeiger vor gut einem Jahr. Damit sollte die Innenstadt belebt werden.
Dieses Aktion, 14 Tage vor der Kommunalwahl hat sich zu dem entpuppt, was es von Anfang an war, eine Wahlkampmanöver, das der Stadt teuer zu stehen kam.
Wieder ein Jahr verloren
Ein Jahr lang wurde die Stadt mit diesem Thema beschäftigt, obwohl bereits hier im Hingucker anhand offizieller Daten nachgewiesen wurde, dass die Kaufkraft für ein solches Projekt fehlt, wie später auch die GMA feststellte.
Trotz des eindeutigen Befundes wurden die Mitarbeiter der Stadt, die Stadtverordneten im Parlament und in der Arbeitsgruppe weiter damit beschäftigt.
In dieser Zeit hat sich alles auf das Einkaufszentrum konzentriert, andere Maßnahmen zur Belebung der Stadt wurden nicht öffentlich geführt. Damit ist wieder ein Jahr für Homberg verloren gegangen.
Fachwerktriennale: Neue Förderansätze
Der Erhalt und die Belebung der historischen Innenstädt ist ein bundesweites Thema. Wie die Referate auf der Fachwerktriennal im April in Hannoversch Münden zeigten, gehen die Städte sehr unterschiedliche Wege, das Problem zu lösen. Auch in der Städtebaupolitik hat ein Lernprozess stattgefunden, die Förderinstrumente werden umgestellt.
Wodurch wird der Wert eines Hauses bestimmt?
Dazu werden in der Immobilienbranche drei Faktoren genannt: 1. Die Lage, 2. Die Lage, 3. Die Lage.
Die Aussage darin lautet: Ein Haus kann bautechnich noch so gut ausgestattet sein, wenn das Umfeld, die Lage, nicht stimmt, dann kann der Wert auch nicht auf dem Markt realisiert werden. Das gilt auch umgekehrt, für ein sanierungsbedürftiges Haus kann die Baumaßnahme lohnen, wenn die Lage stimmt.
Aus dieser nicht neuen Einsicht folgt, es nützt nichts Einzelobjekte zu fördern, es muss auch das Umfeld, die Lage, mit entwickelt werden. Deshalb wird in Zukunft verstärkt gefördert werden, wenn es quartiersbezogene Projekte gibt. Ein Stichwort dazu: Eigentümerstandortgemeinschaft.
Grundinformation: hier und hier
Praxisbeispiel Duisburg, Hildesheim, Meinigen
Altstadt wieder bewohnbar machen
Die Stadt lebt von den Menschen, die darin wohnen. Die alten Stadtkerne waren davon gekennzeichnet, dass neben den Wohnungen auch die Werkstätten und Handelsräume im Haus lagen. Diese Mischung von Wohnen und Arbeiten ist erst im 20. Jahrhundert im Zuge der großen Industrie aufgegeben worden. Mit der Trennung in Wohnen und Arbeiten entstand auch die Notwendigkeit, diese getrennt ausgewiesenen Gebiete verkehrlich wieder zu verbinden. Lange Jahre war die autogerechte Stadt ein Leitbild. Es hat sich überlebt und hat bei steigenden Benzinpreisen keine Zukunft. Die räumliche Nähe ist wieder gefragt. Die Altstädte bieten sie. Hierin liegt die Chance auch für die historische Homberger Altstadt.
Ein Einkaufszentrum ist ein Gebilde aus dieser vergangenen Zeit, es dient nur einer Funktion und nach Ladenschluss und am Sonntag ist es öde oder gar verschlossen.
Das "große Rad" steht still, es hätte Homberg auch nur zu überholten "Lösungen" gebracht. Viele kleine Projekte bringen Homberg voran. Dafür gibt es Unterstützung und dafür muss sich Homberg vorbereiten und sie auf den Weg bringen.