HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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Hans Staden Jahr – eine Gelegenheit, Gewaltgeschichte aufzuarbeiten

Bildschirmfoto: Homepage der Stadt Homberg

In Homberg soll der Landsknecht gefeiert werden, der 1549 gegen die aufständischen Indianer bei Pernambuco kämpfte. In Wolfhagen ehrt man den Buchautor und Abenteurer, der "tiefe Einblicke in das Leben der Südamerikanischen Ureinwohner vor der Kolonisierung erlaubt."


Als 2001 Dekan Lothar Griegat in Homberg die Ausstellung der Gemälde von José de Quadros über Hans Staden organisierte, schrieb er in der Einleitung:

Die unterschwellige Lust am kollektiven Gedächtnisschwund kann zu einer neuen Herausforderung werden, sich der Vergangenheit und eben ihren Folgen zu stellen.

und er erinnerte daran:

Die Gegenwart ist nicht verstehbar ohne die Erinnerung an die geschichtlichen Wurzeln.

Über Hans Staden und Brasilien wird noch heute sehr geschichtsvergessen gesprochen.
Ein paar Fakten können da vielleicht hilfreich sein.

1492 landete Kolumbus erstmals auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien in der Karibik.
Das war keine Abenteuer- oder Lustreise. Dies und die weiteren Reisen waren teure und vorfinanzierte Unternehmungen, die wirtschaftlichen Gewinn bringen sollten.
Bereits zwei Jahre später, 1494 wurde der Vertrag von Tordesillas abgeschlossen,  mit dem die westlichen Herrschaftsansprüche zwischen Portugal und Kastilien geregelt  wurden.
Die Entdeckung sollte Gewinn bringen, wobei es unterschiedliche Strategien gab. Entweder durch Raub und Plünderung oder durch Aufbau von Kolonien.
Wichtigste Finanziers waren die Fugger und die Welser aus Augsburg.
1505 bis 1506 betrieben sie eine Niederlassung im heutigen Venezuela, also bereits 45 Jahre vor der Ankunft von Hans Staden.

Für die Bewirtschaftung des Landes wurden schon in der Frühzeit der Handel mit Sklaven aus Afrika durch Steuererlasse gefördert.

Die Bevölkerung Südamerikas wurde brutal versklavt. Am eindrücklichsten beschrieb das der Theologe del las Casas.
Nachzulesen in "Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder"
Im Ökumensischen Heiligenlexikon wird auch das brutale Vorgehen gegen die Bewohner im Bild dargestellt. Das macht anschaulich was der Govaneur Dalfinger bereit 1531 schrieb: "Diese menschlichen Teufel sind viel brutaler als alle ihre Vorgänger"

Las Casas' Beschreibung der Situation:
Ohne dass die Indios sie [die Eroberer] gekränkt hätten, die sie doch im Gegenteil vielerorts in ihren Häusern bedient und ihnen zu essen und zu trinken gegeben haben in der guten und mildtätigen Weise, wie ihre eigenen Eltern sie hätten bedienen können, haben jene sie überfallen, bestohlen, sie gefangengenommen und getötet, sie um ihre Frauen und Kinder und um ihr ganzes Hab und Gut gebracht, um Leben und Freiheit, bis zur völligen Vernichtung. Andernorts fielen sie in aller Frühe über sie her, wenn sie sich in ihren Häusern und Ländereien sicher fühlten, verbrannten sie bei lebendigem Leibe, legten Feuer an ihre Häuser, erstachen mit ihren Messern, so viele sie konnten, raubten ihnen ihr Gold und versklavten auf ewig diejenigen, die sie lebend gefangen hatten, und bedienten sich ihrer bis zu deren Tode, ob Herren oder Untertanen, nicht zu reden von den ungezählten, die sie grausamst töteten und in Stücke rissen, sowie den zahllosen anderen, die sie verkaufen und verkauft haben, nachdem sie sie aus ihrer Heimat entwurzelt und sie in andere Gegenden verschickt hatten, wo sie alle als Sklaven umgekommen sind.

Quelle: Bartolomé de Las Casas: Werkauswahl. Hrsg. von Mariano Delgado. = Missionstheologische Schriften, Bd. 1. Ferdinand Schöningh, Paderborn usw. 1994, S. 406

Wer in unserer Zeit den Kolonialismus, den Rassismus, den Sklavenhandel und den Völkermord nicht thematisiert, stellt sich in die geistige Nachfolge der Eroberer.

Für Homberg und Wolfhagen kann das Staden-Jahr die Gelegenheit bieten, die Geschichte aufzuarbeiten.


Abbildung: Menschenjagd in der Zeit von Hans Staden in Südamerika

 


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