HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Gründe gegen neue Einkaufsflächen am Stadtrand

Einzelhandesumsatz mit Trend<< voriger Beitrag | | zum Thema | | nächster Beitrag >>

Agenda 21-Beschluss
2001 haben die Stadtverordneten in der lokalen Agenda 21 sich gegen weitere Zersiedlung ausgesprochen. Der Beschluss wird ignoriert.

2008 wurde Herr Klotz zum Thema Stadtmarketing eingekauft (5000 Euro). Er warnte eindringlich vor Ausweitung der Verkaufsflächen. Der Wettbewerb zwischen den Städten schadet allen, denn es gibt schon jetzt in Deutschland zu viel Verkaufsflächen je Einwohner im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern. Diese Warnung wird ignoriert.

Die Einwohnerzahlen schrumpfen in der Region. Damit wird häufig argumentiert. Wieso brauchen weniger Einwohner aber noch mehr Verkaufsflächen? Eine Logik, die nicht überzeugt.

Der Lohnanteil am Bruttosozialprodukt ist in den letzten 10 Jahren ständig gesunken, das wirkt sich auf die Kaufkraft aus. Das spürt der Einzelhandel, dessen Umsatz zurück geht. Wenn nach der Bundestagswahl die Kurzarbeit ausläuft, werden noch mehr Menschen weniger Geld in der Tasche haben. Nach der Wahl werden wir eine Steuererhöhung bei der Mehrwertsteuer erleben, die ebenfalls den Spielraum zum Einkaufen verkleinert. Also immer weniger Kaufkraft wird auf immer mehr Verkaufsflächen verteilt. Die Relation ist schon heute unbefriedigend.

Der Investor muss seine Investition selbst angesichts dieser Entwicklung selbst verantworten. Sein Interesse darf aber nicht automatisch mit dem Interesse der Stadt gleichgesetzt werden. Als Stadt müssen wir umfassender planen und in Zusammenhängen denken.
Jeder Euro der in dem geplanten Gebiet ausgegeben werden soll, entfällt an einer andern Stelle. Wie sind die Auswirkung auf die bestehenden Betriebe in Homberg. Eine Verlagerung des jetzigen Zugreif-Marktes aus dem Basthauptweg führt zu neuem Leerstand dort. Das ist bisher in keiner Überlegung einbezogen werten.

Die Umwandlung der landwirtschaftlichen Fläche in ein Gewerbegebiet ist nahezu unwiderruflich, da in einem solchen Falle Vermögensschäden geltend gemacht werden können, die die Stadt nicht bezahlen kann.
Wenn das Einkaufszentrum nicht läuft, bleiben am Ende auch dort Leerstände oder es gibt Umwandlungen für andere Nutzungen.
Homberg hat sehr viele Gewerbeflächen, die neu ausgewiesenen im Gewerbegebiet, im gemeinsamen Gewerbegebiet in Remsfeld und das gesamte Gelände der beiden Kasernen. Angesichts dessen sollte man Neuausweisungen sehr kritisch prüfen.
Der jetzige Stadtrand ist in dem Gebiet ausgesprochen schön und für Homberg positiv zu werden. Er wird jetzt zerstört und bekommt stattdessen den Verkaufsflächen-Einheitsbrei, der heute bei so vielen Städten den ersten Eindruck bestimmt.

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise werden auch in Homberg noch durchschlagen. Trotz der wahlbedingten Schönwetterreden vom Ende der Krise werden die Folgen noch lange nachwirken, dann könnte das Geschäft platzen und neuen Leerstand oder Bauruinen erzeugen, dort wo zur Zeit ein schöner Stadtrand liegt.

All diese Überlegungen haben keinen Platz bei der Beurteilung gefunden. Die Argumentation beschränkte sich nur darauf, dass keine "innenstadt-relevanten" Akrtikel im neuen Gebiet angeboten werden dürfen. Ein sehr elastischer Begriff. Zum anderen baut die Zustimmung der Mehrheit der Stadtverordneten auf die schönen Worte des Investors. Schriftliche verbindliche Zusagen gibt es nicht.

Es ist erschreckend, wie leichtfertig eine weitreichende Planung und ihre Auswirkungen behandelt werden.

In der Stadtverordnetenversammlung stimmte die Mehrheit für das Einkaufsgebiet bei drei Enthaltungen und einer Gegenstimme.

Zugreifmarkt will expandieren
Großflächiger Einzelhandel am Stadtrand erneut auf der Tagesordnung
Einzelhandel auf der grünen Wiese /3
Wieder Einzelhandel auf der grünen Wiese. Nichts gelernt? /2
Neue Verkaufsflächen am Stadtrand in der Kassler Straße?

Druckansicht Druckansicht

8 Kommentare zu “Gründe gegen neue Einkaufsflächen am Stadtrand”

  1. ronneberg

    Ihrer Argumentation kann ich nicht ganz folgen. Nehmen wir doch mal das Beispiel Fritzlar. Da schrumpfen die Einwohnerzahlen auch, bzw. gibt es keine nennenswerte Steigerung. Trotzdem hat man sich dort vor einem Jahr entschlossen, ein zweites Einkaufszentrum zu errichten, u. a.mit einem Textilgeschäft, was diesen Namen auch verdient, mit Tegut und anderen Geschäften. Bisher hat noch keiner über zu wenig Umsatz geklagt.

    Der Unternehmer wird schon wissen, worauf er sich in Homberg einlässt, er trägt schliesslich das unternehmerische Risiko. Anderseits muss die Stadt auf Ansiedlung von Gewerbebetrieben bedacht sein, denn ohne die Einnahmen der Gewerbesteuer läuft nichts. Außderdem belebt Konkurrenz das Geschäft und der Herkules-Baumarkt hat einen Mitbewerber schon lange nötig um von seiner Monopolherrschaft in Homberg mal herunterzukommen und die Preise moderat zu gestalten.

    Wenn Sie schon fragen, wieso weniger Einwohner noch mehr Verkaufsflächen brauchen, dann dürfte konsequenterweise auch der “in Planung” stehende Biomitgliederladen auf dem Homberger Marktplatz überflüssig sein, der zu allem Überfluss auch noch mit Fördermitteln der Stadt gesponsert werden soll. Es gibt in den Supermärkten genug Angebote an Bio-Lebensmitteln. Soviel zur Logik.

  2. Te Wake

    Bedauerlich ist nur, dass man, statt bereits genutztes Gelände zu erweitern, einen “Sahneblick” Richtung Schlossberg und Stadtbild evtl beeinträchtigt.
    Aber wie heißt es so schön bei Franz’l : Schaun mer mal – dann sehng wers schon!

  3. Atze

    so ein quatsch mit dem blick auf den schlossberg und stadtbild.
    kaum jemand kommt nach homberg um in der innenstadt etwas zu kaufen weil das angebot dort einfach langweilig oder nicht notwendig ist.
    wer braucht schon jeden tag ne brille oder eine tasche.
    lebensmittel, baustoffe usw sind dinge die einfach ständig benötigt werden.
    ein einkaufszentrum in der kasseler str. wäre super und würde auch wieder arbeitsplätze schaffen.
    aber wie es halt immer ist in homberg…. das kino wollte man ja auch nicht, eines von den sachen die schön abgeblockt wurden.
    naja dann schaut zu wie der ort ausstirbt und ihr in altersheimen erstickt weil kein junger mensch dort seine zukunft sieht.

  4. ronneberg

    So siehts aus. In Homberg lautet die Devise einer Parteifraktion ganz konsequent: ” Wir sind dafür, daß wir dagegen sind.” Von einem “Sahneblick” auf Homberg kann keiner leben. Viel Chancen, Publikumsverkehr nach Homberg zu locken hat die Stadt nicht. Dilettantismus und zielloses Planen stehen dem im Weg. Man sollte froh sein um jeden Investor, der in Homberg Geld investieren will, selbstverständlich ist das nicht.

  5. Thomas

    Ich denke auch, dass man sich eher darüber freuen soll, dass jemand in Homberg eine größere Investition plant. Letztendlich sind es ja auch Gewerbesteuern, die eingenommen werden. Zudem schaden ein Elektromarkt und eine Baumarkt der Innenstand keineswegs, da es solche Artikel dort schlicht und einfach nicht gibt. Und wie bei in Kommentar #1 geschrieben wurde, tut dem Herkules Baumarkt und auch der Elektroabteilung im oberen Herkules ein bisschen Konkurenz ganz gut. Ich persönlich hoffe, dass es nicht der letzte Investor ist, der hier etwas auf die Beine stellen will. Letztenendes tut der Stadt ein wenig Neues nämlich nur gut. Vor allem sieht man, dass es mal etwas voran geht. Weiter so …

  6. Te Wake

    Gut das es unterschiedliche Ansichten gibt.
    Meine Aussage war nicht gegen diesen Markt sondern meine Meinung wäre die andere Seite der Kasseler Str gewesen.
    Aber was soll’s – das Thema ist durch.

  7. DMS

    zu 1:

    Die Verkaufsflächen in Fritzlar sind nicht am Stadtrand sondern in zentraler Lage neben der Altstadt entstanden. Fritzlar ist durch die bessere und kürzere Verkehrsanbindung zu Kassel gegenüber Homberg begünstigt.

    Einzelmaßnahmen widersprechen nicht der Tatsache, dass in Deutschland weniger Umsatz je Verkaufsfläche gemacht wird, als in andern europäischen Länder, das bedeutet, die Kosten sind in Deutschland höher und der Wettbewerb ruinös.

    Gewerbesteuer ist vom Geschäftserfolg abhängig. In schlechten Jahren müssen Städte die Vorauszahlungen der Gewerbesteuer auch zurück zahlen. Das könnte in diesem Jahr noch auf viele Städte zukommen. Deswegen muss sich auch die Stadt anschauen welche Gewerbe sie gern in der Stadt hätte. Eine planvolle Ansiedlung und Anwerbung scheint nicht stattzufinden. Man ist froh über jeden der kommt.

    Dass man sich als Kunde mehr Auswahl wünscht ist das eine, es entsteht damit aber nicht mehr Kaufkraft in der Region, sie wird nur anders verteilt. Es gibt in Homberg nicht nur Herkules, auch den Zugreifmarkt und Blecher. Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern kann auch Geschäftsaufgaben und neuen regionalen Monopolen führen.

    Elektrogeräte gibt es in Homberg an mehreren Stellen, nicht nur bei Herkules. Es geht nicht nur um die Konkurrenz zur Innenstadt sondern das gesamte Gefüge muss im Blick sein. Erinnert sei auch an ein großes Elektrogeschäft in der Ziegenhainer Straße, das auch nicht mehr besteht. Ist also wirklich so viel Kaufkraft da? Hinzu kommt, dass trotz des auch Ort vorhandenen Angebotes viele zu den riesigen Einkaufszentren vor den Toren Kassels fahren, die darauf angelegt sind, aus der Region Kaufkraft abzuschöpfen.

    Der Biomarkt würde vorhandene Verkaufflächen nutzen und keine Neuen schaffen.

  8. Gast

    Als „Auswärtiger“ erlaube ich mir, zu einigen Punkten einen Kommentar abzugeben.

    Zitat: „Der Wettbewerb zwischen den Städten schadet allen..“
    Entschuldigung ?? Gerade im Homberger Hingucker wird oft moniert, dass sich Homberg nicht weiterentwickelt ! Liegt das vielleicht daran, dass man nichts zuläßt, um anderen Städten nicht weh zu tun ??

    Zitat: „Der Investor muss seine Investition selbst …. verantworten“ – Ja hallo, wer denn sonst ??

    Zitat: „Sein Interesse darf aber nicht automatisch mit dem Interesse der Stadt gleichgesetzt werden.“ ????? Warum das nicht ??
    Wenn Investoren und Planer erfolgreich sein wollen, ist es immer zu empfehlen, vertrauensvoll und offen mit den Städten und Gemeinden zusammen zu arbeiten, d.h. es sollten selbstverständlich die Interessen der Stadt berücksichtigt werden.

    Zitat: „Eine Verlagerung des jetzigen Zugreif-Marktes .. führt zu neuem Leerstand.“
    1. ist das Sache des Eigentümers, 2. würde sich das Unternehmen definitiv aus Homberg zurückziehen, wenn eine Verlagerung auf ein anderes, gutes Grundstück nicht möglich wäre, d. h. also kein Zugreif-Markt mehr in Homberg.

    Zitat: „Bei der Umwandlung der landwirtschaftlichen Flächen .. können Vermögensschäden geltend gemacht werden“ ???? Hallo, von wem ??

    Der Investor hatte am 30.06.2009 alle Fraktionsvorsitzenden, Vertreter der Stadt, die Kreiswirtschaftsförderung und den Einzelhandelsverband zu einer Besprechung eingeladen, hat das Projekt nochmals erläutert und angeboten, auch in den Fraktionen vorzustellen. Dieses Angebot wurde teilweise angenommen. Wie gut hier die Zusammenarbeitet war, zeigt doch eindeutig das Abstimmungsergebnis der Stadtverordneten.

    Hätten Sie sich über die Gespräche – bei denen auch Ihre Fraktion vertreten war – informiert wäre Ihnen bekannt, dass es sich bei der Planung des Vorhabens nicht um einen „Verkaufsflächen-Einheitsbrei“ handelt.

    Weiterhin ist Ihr Kommentar: „die Zustimmung der Mehrheit der Stadtverordneten baue auf die schönen Worte des Investors“ völliger Quatsch. Die Zustimmung erfolgte zur Fortführung des Verfahrens, in dem durch Vorlage des B-Planes sowie eines städtebaulichen Vertrages erst die Rechtsgrundlagen geschaffen werden müssen.

    Eines sollten Sie bedenken: wenn in Homberg jemand in einer Größenordnung wie angedacht investieren möchte, die Steuereinnahmen und Arbeitsplätze mit sich bringt, ein Investor, der nicht zu der Gruppe der sogenannten „Heuschrecken“ gehört, sondern seriös und solide als Familienunternehmen mit bereits drei Generationen auch in Homberg arbeitet, der bei der Bauausführung bemüht sein wird, ortsansässige Firmen zu berücksichtigen, dem sollte man einen roten Teppich ausrollen und nicht alles kaputt reden oder/und schreiben, sonst – wie hat in einer der Besprechungen jemand gesagt: „baut doch endlich einen hohen Zaun um Homberg !“ – vielleicht ziehen ja dann die von Ihnen prognostizierten Folgen der Weltwirtschaftskrise an Homberg vorbei.

Druckansicht Druckansicht

Powered by WordPress • Theme by: BlogPimp/Appelt MediendesignBeiträge (RSS) und Kommentare (RSS) • Lizenz: Creative Commons BY-NC-SA. Impressum Impressum