Von anderen Städten lernen
In-und-an-der-Fachwerkstadt „Weiterbauen!“
Unter dieser Überschrift versammelten sich am 16. April 2012 in Hannoversch Münden Vertreter zahlreicher Fachwerkstädte sowie Fachleute aus dem Bereich, um sich über die neue Entwicklung zu informieren.
Wie der Titel schon zeigt, ist die Fachwerkstadt nicht nur in Homberg ein Thema. Von anderen Städten kann man sich Anregungen für Homberg holen und lernen. Umsetzen – dass müssen wir in Homberg schon selber.
Kulturgut Stadt erhalten
Die europäische Stadt sowie die Fachwerkstadt sind ein Kulturgut, das unsere Generation übernommen hat und ebenso gepflegt weiter geben sollte. Dieses kulturelle Erbe ist ein Schatz. Er kann das Selbstbewusstsein der Büger prägen und ist wegen seines Kulturwertes touristisches Ziel.
Die kompakte Stadt ist bereits ein Modell für eine klimaverträgliche Politik. Die Nähe macht lange energieintensive Wege überflüssig, die Nähe ist ein Beitrag zur Energieeffizienz. Die Einfamilienhaus-Areale um die alten Städte sind auf das Auto angewiesen und somit bereits von ihrer Struktur her Energiefresser.
Baukultur statt Investoren-Architektur
Alte Städte sind Zeugnis der Baukultur der jeweiligen Zeit. In den Häusern drückte sich der Bürgerstolz aus, sowohl in prächtigen Bauten als auch in bescheideneren Gebäuden. Neubauten folgen heute in den meisten Fällen der Renditeplanung der Investoren. Das Ergebnis ist die sogenannte Investoren-Architektur. Ein bißchen Deko, das verdecken soll, dass es hier in erster Linie um Gewinn geht.
Sicherlich muss sich eine Sanierung auch rechnen. Jedes Gebäude trägt auch zum Gesamteindruck und zur Qualität des Quartiers bei – oder auch nicht. Deshalb sind an einen Bau auch Ansprüche zu richten, die zur Aufwertung des Quartiers beitragen.
Gestaltungssatzung und Gestaltungsbeiräte
Gestaltungssatzungen sollen eine Baukultur sichern und spätere optische Missgriffe verhindern. In Regensburg gibt es seit 1998 neben einer Gestaltungssatzung ein Handbuch, aus dem die Bürger erfahren, was das Besondere in ihrer Stadt ist. Außerdem gibt es einen Gestaltungsbeirat, der bei bauichen Veränderungen in der Stadt darauf achten soll, dass sich Bauten in das vorhandene Stadtbild einpassen. Das Besondere des Beitrats: Die Mitglieder dürfen nicht aus der Region kommen, damit keine Abhängigkeiten die Meinungsbildung beeinflussen. Der Beirat hat kein politisches Stimmrecht und kann nur durch Überzeugung wirken. Die Mitglieder werden für ihre Arbeit von der Stadt bezahlt.
Indem der Beirat zu überzeugen hat, gibt es lange Auseinandersetzungen in der Stadt, das ist kein Nachteil.
Die Referentin fasste es in einem Satz zusammen: "Ausgangspunkt jeder Baukultur ist Streitkultur" Nur durch das geduldige Ringen um die beste Lösung wird erreicht, dass alle Gesichtspunkte und Interessen zu Wort kommen und eingebunden werden.
Eigentümer brauchen Sicherheit für Investitionen
Zurzeit sind sie verunsichert und schwanken zwischen Nichtstun, Abrissplänen, möglichem Neubau und der Sanierung und Erhaltung. Aus der Einzelsicht des Eigentümers ist das verständlich, in der Folge wird nur nach dem Marktwert geurteilt, das hält eine Abwärtsspirale im Gang. Die Stadtpolitik und den Erhalt der gewachsenen Stadtstruktur ist positiv zu besetzen und so für die Einzeleigentümer auch Investitionssicherheit schaffen. Wenn die Stadt selbt Abrisspläne hat, braucht sich niemand zu wundern, dass Eigentümer verunsichert sind und nichts mehr investieren.
Emotionale Bindung an die Stadt schaffen
In Hann. Münden wurden mit Unterstützung der HNA kleine Filme über je ein saniertes Haus gedreht, bei dem die Eigentümer, ihre Motive und ihre Erfahrungen vorgestellt wurden.
Leerstand aktiv vermarkten
Abwarten, bis ein Immobilienmakler ein leeres Objekt verkauft oder vermietet reicht nicht aus, um den Leerstand in der Innenstadt zu vermindern. Wie Stadt und Bürger aktiv werden könne, dazu gab es zahlreiche Beispiele.
In Görlitz lud zum Probewohnen ein. In Rostock finanzierte Stadt und Land drei Architektenentwürfe zu je 1.500 Euro für ein Gebäude, so dass Interessierte besser erkennen können, was aus einem Haus gemacht werden kann. In anderen Städten werden Prospekte für einzelne Gebäude, an deren Erhalt Interesse besteht, hergestellt. Aus ihnen können potenielle Bauherren sehen wie der Zustand des Gebäudes ist und welche Nutzungsmöglichkeiten darin denkbar sind.
Das Wanfrieder Modell ist bereits im Hingucker vorgestellt worden. Eine Bürgergruppe aus Fachleuten der verschiedenen Branchen unterstützen Interessenten aktiv bei allen Fragen, sei es zur Architektur, zur Schadenserfassung, zur Finanzierung und zu Förderung.
HannoverschMünden ist ebenfalls ein gutes Beispiel, mit der Denkmal-Kunst-Denkmal Woche hat die Stadt von weit her neue Interessenten anlocken können.