HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Offener Brief zum Text der Stele

 


Foto: Letzte Zeilen des Textes auf der Stele für Toleranz
 

 

Offener Brief

Stele der Toleranz – der nicht genehmigte Text
schadet der Stadt und muss entfernt werden

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Ritz,

am 10. Juli 2024 wurde in Homberg eine Stele der Toleranz offiziell eingeweiht. Außer dem Wort Toleranz und der UNESCO-Erklärung zur Toleranz vom November 1995 ist in Augenhöhe ein Text in der Stele eingearbeitet, der vorher nicht bekannt und nicht Teil der Genehmigung war. In dem Text werden historische Fakten verschleiert und die Täter der NS-Verbrechen zu Opfern eines Naturereignisses gemacht.

Dieser Text hat dem Ansehen der Stadt geschadet, spätestens nach den Berichten in der Hessenschau und der Tagesschau. Dieser Text muss entfernt werden.
Bitte veranlassen Sie als Bürgermeister die notwendigen Schritte, damit die Verantwortlichen den Text bis spätestens Juli 2025 auf eigene Kosten beseitigen und informieren Sie die Öffentlichkeit über den Fortgang.

 

Begründung

Initiator der Stele in Homberg ist Peter Captain. Er wird in der Beschlussvorlage vorgestellt mit „Initiator des Vorhabens ist der – inzwischen ehemalige – Leiter der hiesigen Niederlassung der Weber Ingenieure GmbH (ehemals Unger Ingenieure)“.

Er hat beim Magistrat die Genehmigung zur Aufstellung der Stele der Toleranz beantragt, den Text aber nicht vorgelegt. Damit ist der Magistrat der Stadt hintergangen worden.

Der Magistrat hat den Stadtverordneten am 8. Februar 2024 einen Beschlussvorschlag vorgelegt, in dem kein Hinweis auf den Text enthalten war. Die Stadtverordneten stimmten der Aufstellung der Stele der Toleranz zu.
Der Text war nicht genehmigt. Auch in dem beigefügten Handout "Die Drehscheibe – Ein Zeichen für Toleranz?" vom 11. Dezember 2023 hat der Initiator den Text nicht erwähnt.

Am 4. Juli 2024 wurde der Text erstmalig auf der Baustelle sichtbar und der Vorsitzende des Vereins „Stele der Toleranz“ wurde schriftlich um Stellungnahme gebeten. Der Vorsitzende unternahm nichts, die Stele wurde mit dem Text am 10. Juli 2024 offiziell eingeweiht.

Die Stadt hat diesen Missbrauch hingenommen und sich auch auf Befragen nicht von dem Text distanziert.

Der Hessischen Rundfunks berichtete am 26. November 2024 über den Text und über die Stellungnahme der Leiterin des Internationalen Dokumentationszentrums der NS-Opfer in Arolsen, Frau Floriane Azoulay:

"Den Vergleich mit einer Virus-Epidemie halte ich für komplett falsch."

„weil man dann tatsächlich fast unterstreicht, dass man damals nichts machen konnte, man hat fast eine Täter-Opfer Umkehrung, werden alle fast zu Opfern von diesem historischen Ereignis.“

Nach dieser Einordnung durch Frau Azoulay erklärte der Initiator den Text als ein Mahnmal zur Erinnerung an die NS-Verbrechen, davon war davor keine Rede.

Für die ermordete Familie Höxter und die anderen Homberger Opfer des Novemberpogroms von 1938 wurde bereits 2003 in der Stadt 39 Stolpersteine verlegt. In den Folgejahren wurde jährlich mit Veranstaltungen des Ökumenischen Arbeitskreises, von Schülern und Bürgern sowie Lokalpolitikern daran erinnert.

Der Homberger Ehrenbürger Friedrich Dreytza hat die Geschichte aller Menschen der jüdischen Bevölkerung in Homberg erforscht und an mehreren Buchveröffentlichungen mitgewirkt. Dabei wurde er anfangs von Homberger Bürgern auch angegriffen.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders infam, wenn der Initiator die ermordete Familie Höxter nun dazu benutzt, um damit seinen Text zu rechtfertigen.

Das Haus Höxter sollt Anfang des Jahres 1938 bei der Trassenplanung für die neue Umgehungsstraße erhalten bleiben.  Kurz darauf wurde die Planung geändert.  Als jüdische Bürger hatten Höxters kein Einspruchsrecht gegen die Enteignung und konnten keine Entschädigung geltend machen. Die amtlich Stellen und die Straßenbauer haben die wirtschaftliche Existenz der Familie Höxter bereits vor dem Novemberpogrom 1938 vernichtet.

Irritierende nationalistische Begriffe

In dem Text auf der Stele und außerdem in den veröffentlichen Erläuterungen des Initiators fallen zahlreiche irritierende Begriffe auf.

„Adolf-Hitler-Platz“: Warum wird dieser Name noch in dem Text benutzt?
„Hermann Göring kam persönlich zur Einweihung der Reichsautobahnausfahrt in Homberg.“
„… für unser Deutschland, unsere Demokratie, unsere Heimat und für deine Nachbarn.“

 

Warum für „unser Deutschland“, während der Verein „Netzwerk Stele der Toleranz“ von sich behauptet, er stände unter dem Schutzschirm des Europäischen Parlaments? Nach den Regeln des Schutzschirms des EU-Parlaments soll der Schutzschirm nur für ausgewählte Einzelveranstaltungen gewährt werden, in der der europäische Gedanke hervorgehoben wird, das ist hier nicht der Fall.

Mit freundlichen Grüßen
Delf Schnappauf


Dokumentation

Text der Stelen TEXT und Hausfoto 1

 


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