HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Der Auftritt der Investoren

BühnenvorhangEine Szene aus der Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Bürgermeister Martin Wagner trägt seine Pläne vor und ist kurz vor dem Abschluss seiner Ausführungen.

Wagner: Jetzt können die Herren hereingeholt werden.
(kurzer Wink zum Bediensteten, der eilt zur Tür und will mit zwei Herren eintreten)

Stadtverordnetenvorsteher Bernd Pfeiffer: Halt noch nicht. Ich werde jetzt erst die Sitzung unterbrechen, damit die Investoren sich hier vorstellen können. Im Anschluss wird die Sitzung fortgesetzt.

(Investoren nehmen am leeren Pressetisch Platz und werden förmlich vom Stadtverordnetenvorsteher begrüßt und gebeten sich noch einen Moment zu gedulden)
(Wagner schließt seine Präsentation ab)

Wagner: Wir haben auch konkrete Investoren, damit mal deren Gesicht bekannt wird und sie nicht glauben, da gibt es niemanden. Sie wollen natürlich noch nicht öffentlich auftreten, deswegen auch keine Öffentlichkeit. Die Fraktionsvorsitzenden wussten ja bereits von mir, dass heute Investoren kommen werden. Sie werden sich selbst vorstellen und ihre Planung erläutern. Bitte meine Herren.

Stadtverordneter: Von welcher Firma kommen die denn her?
Wagner: Der ist privat.

Investor 1: Ich heiße G.R. und bin privater Projektentwickler, wir kümmern uns auch um die Finanzierung. Ich komme aus Nordhessen.
Stadtverordneter: Haben sie eine Internetseite?
Investor 1: Sie können ja mal googeln.

Investor 2: Ich bin Architekt S., seit 25 Jahren planen wir Geschäftsprojekte.

Investor 1: Wir sehen, das als eine Herausforderung, in Homberg die Innenstadt zu beleben. Ein Einkaufszentrum wird eine starke Wirkung auf die Innenstadt haben.
Wir sind jetzt aber noch ganz am Anfang. Auf einer Geraden von 0 bis 100 vielleicht erst bei 25.
Politik muss verlässlich sein.
Die Regionalplanung will gerade auch die Innenbereiche der Städte fördern, das ist für uns eine Herausforderung.
Damit wir uns um die Finanzierung kümmern können, brauchen wir von ihnen Beschlüsse.
Wir brauchen verlässliche Verträge, damit wir mit den Banken verhandeln können.
Wir haben schon viele Vorgespräche mit Fachbehörden geführt, auch mit der Denkmalpflege.
Wir haben feste Interessenten für das Einkaufzentrum, die wir aber noch nicht nennen dürfen.
Vorher müssen wir aber prüfen, ob die Kaufkraft da ist und alles was dazu gehört.
Wir wollen uns auch an den Kosten für die Voruntersuchungen beteiligen.
Politik muss verlässlich sein.

Wagner: Gibt es Fragen an die Herren?

Stadtverordneter: Wie hoch schätzen sie grob die Kosten für ihr Projekt?

Investor 2: Dazu können und wollen wir jetzt noch nichts sagen.

Stadtverordneter: Welche vergleichbaren Referenzprojekte können sie vorweisen?

Investor 1: Dazu können und wollen wir jetzt noch nichts sagen.

Stadtverordneter: Wenn man bei den Baggerarbeiten auf archäologische Funde trifft, wird sich dann alles verzögern?

Investor 1: (Es folgen längere Ausführungen über Vorgehensweise in solchen Fällen und die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz, auch Wagner trägt einiges dazu bei, was zum Beispiel in der Westheimer Straße gefunden wurde und wie man damit umgegangen sei.)

Stadtverordneter: Durch die Hanglange und durch die Sicherung der bestehen bleibenden Fachwerk-Häuser sowie der Tiefgarage wird es ein aufwändigeres und damit kostenträchtigeres Projekt als andere Vorhaben. Diese Kosten müssen wieder erwirtschaftet werden. Wie sehen Sie die Chance bei zurückgehender Kaufkraft, der bestehenden Konkurrenz am Ort, den neu entstanden Einkaufsflächen in Frielendorf und dem geplanten Zentrum in Treysa hier ausreichend Kaufkraft in das Einkaufzentrum zu ziehen, damit die Investitionen erwirtschaftet werden können?

Investor 1: Deswegen müssen die Voruntersuchungen gemacht werden.

Stadtverordneter: In Frankenberg ist gerade das Projekt eines geplantes Einkaufszentrums aufgegeben worden, weil sich keine Mieter fanden, die die notwendigen Mieten hätten bezahlen können. Was sagen sie dazu?

Wagner: Ich habe gerade neulich mit dem Bürgermeister gesprochen, das ist nicht so schlimm, die nehmen einen neuen Investor.

Investor 1: Wir brauchen Sicherheit für unsere Arbeit.
Wir brauchen feste Verträge.
Wir brauchen die Voruntersuchung.
Wir brauchen…
Sie müssen beschließen…
Sie müssen das Baurecht schaffen…
Sie müssen…
Politik muss verlässlich sein.

Wagner: Über die Kostenaufteilung kann man sich noch unterhalten.

Pfeiffer: Noch Fragen? Ich sehe es gibt keine Fragen mehr. Danke meine Herren, dass sie gekommen sind.

Abgang der Investoren

Ende der Szene, rekonstruiert nach den Aufzeichnungen in der Sitzung.

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10 Kommentare zu “Der Auftritt der Investoren”

  1. Karin

    Fand die Versammlung im Staatstheater Kassel statt? Das ist ja nicht zu glauben, diese Schmierenkomödie!

  2. Kuchenfreund

    So ein Schauspiel würde NIE in einem Staatstheater zur Aufführung gelangen.

    Und die Laienschauspieler im Kreis würden sich das nicht antun !

  3. Kasper

    Die Investoren wollen erst noch Geld verdienen.

  4. Münchhausen

    Warum wundert ihr euch?
    Das ist doch genau die Arbeitsweise vom BM und seinem Gefolge.

  5. vor jahren ausgewanderter

    Ich verfolge das Alles mit solch einem Kopfschütteln dass ich schon ernsthaft darüber nachdenke mich auf Parkinson testen zu lassen. Ist es wirklich möglich dass einerseits die Verantwortlich wie der BM und sein Gefolge so dumm sind, dass sie glauben irgendjemand würde auf diese krumme Tour hereinfallen – andererseits habe ich bedenken dass es tatsächlich so sein könnte. Oder, wie ich in einem anderen threat ausdrückte, dies alles die Politikverdrossenheit nur noch fördert und man darauf hofft, das allein die Mobilisierung der eigenen Wähler genügen möge um den Wahlerfolg zu sichern. Haben die denn alle vergessen dass sie nur von den Bürgern bezahlte Verwaltungsorgane sind? Ist denn Politik nur noch zum Selbstzweck verkommen? Hauptsache ich habe einen schönen, gut bezahlten Stuhl und muss so schnell nicht wieder raus, meine Pensionsansprüche sind gesichert – Himmel A…. und Zwirn, das kann doch nicht angehen. Das ganze Projekt ist derart realitätsfern, m.E. undurchsetzbar und wäre wenn der Todesstoss für die Homberger Innenstadt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ein totgeborenes Kind, das Flair Hombergs unwiederuflich verloren, ein Bürgermeister kommt und geht, auch das Gefolge, aber die Ruine bleibt stehen.

  6. Gast

    Liebe Homberger,
    wenn der Auftritt der Investoren wirklich so abgelaufen ist, wie oben teilweise zitiert, dann verstehe ich die Welt überhaupt nicht mehr, vor allem verstehe ich nicht, wie man auf so etwas reinfallen kann – unprofessionell – diletantisch – dumm – dreist -und in der heutigen Zeit wirtschaftlich überhaupt nicht darstellbar – jedenfalls nicht in Homberg !
    Ich hatte mich am 03.09.2009 (!!) als Gast-Kommentator zum Thema “Gründe gegen neue Einkaufsflächen am Stadtrand” bereits zu Wort gemeldet und zwar: Verlagerung des Zugreif-/Werkmarktes vom Basthauptweg in die Kasseler Straße. Vielleicht sollte der eine oder andere diesen Kommentar noch einmal lesen.
    Wenn bei diesem Projekt nicht schon das “Damokles-Schwert Kaufhaus Innenstadt” geschwebt und eine abschließende Planung verhindert hätte, kann ich Ihnen versichern: das Fachmarkt-Zentrum wäre erbaut und in Betrieb.
    Ob der Investor überhaupt noch Interesse hat, nach diesem Hick-Hack in Homberg zu investieren … ??? Kosten sind dafür bis dato schon genug entstanden; getragen hat diese Kosten jedoch nicht die Stadt sondern der Bauinteressent.
    Aber anscheinend mag Homberg keine seriösen und finanzstarken Investoren, die mit offenen Karten spielen.

  7. Dr. Klaus Lambrecht

    Man mag über meine Stellungnahme im Hingucker denken, was man will. Nur ich habe seit über 38 jetzt bewusst die Stadtentwicklung verfolgt und bin nicht mehr bereit, die Zerstörung dieser liebenswerten Stadt weiter hinzunehmen.
    Von den meinerseits angeschriebenen politischen Vertretern hat bisher nur Herr Gerlach (SPD) geantwortet und stellt sich einer Diskussion. CDU, FDP und die neu angetretene Fraktion FWG hüllen sich bisher in Schweigen.
    In diesem Zusammenhang muss sich der Wähler am Sonntag fragen, wenn wir Kandidaten persönlich wählen sollen oder können, warum diese keine eigene Meinung haben.
    Es muss doch möglich sein, eine Begründung des persönlichen Abstimmungsverhaltens zu erhalten, oder versteckt man sich hinter der Fraktion. Persönlich disqualifizieren sich die Kandidaten.
    Mehr und mehr fällt mir der Vergleich mit dem Dritten Reich ein. Heute sagen die nachgewachsenen Generationen, warum die Eltern, Großeltern nichts gesagt haben. Heute sind wir weiter, sollten weiter sein.
    Ich kann nur auffordern seine Meinung zu äußern, damit die Parteivertreter auch eine Basis zur Entscheidung haben, es beschleicht mich mehr und mehr der Eindruck, dass viele der Kandidaten keine eigene Meinung haben, sondern als Platzhalter und willfähriger Abgeordneter gewählt werde wollen, um sich mit dem Amt zu brüsten.
    Ich plädiere dafür, den Beschluss der alten Stadtverordnetenversammlung durch die neu gewählte, zu wählende Versammlung aufzuheben.
    Daher ist es wichtig, dass sich die Parteien vor dem Wahlsonntag nochmals positionieren.
    Es darf nicht der Fall eintreten, dass durch Politikverdrossenheit die Wahlbeteiligung so gering ist, dass die derzeitigen Mehrheitsfraktionen CDU und FDP genauso weiter agieren können wie bisher. In diesem Punkte hat der „vor Jahren ausgewanderter“ völlig recht.
    Eine klare Aussage bzw. das Eingeständnis, falsch entschieden zu haben und eine Aussage im neuen Parlament dafür einzutreten, den Beschluss aufzuheben, wäre für viele Wähler eine Hilfe zur Wahlentscheidung.
    Der Gewinn für die Demokratie wäre immens, dass Vertrauen in einzelne Homberger Parteien wäre wieder hergestellt und Schaden in finanzieller und städtebaulicher Hinsicht kann verhindert werden.

  8. Guck mal

    Sehr geehrter Herr Lambrecht,

    Geduld, Geduld….

    ich weiß aus sicherer Quelle, dass die FWG schon gestern eine Antwort an Sie formuliert hat.
    Außerdem ist gerade die FWG ganz sicher bei der Abstimmung im Rathaus nicht dabei gewesen…..

  9. Atlantis

    Pikanterweise hatten BM Wagner und die CDU diese “sehr eilige Sondersitzung” zum Thema Altstadtsanierung für den 16.03.2011 um 19:00 Uhr anberaumt. Am gleichen Tag fand um 19:30 Uhr eine Wahlkampfveranstaltung der SPD mit dem Landesvorsitzenden TS Gümbel im Holzhäuser Hof statt. Gnädigerweise wurde die Sondersitzung dann auf 16:30 Uhr vorverlegt. Wenn die ungewöhnliche Dringlichkeit und Eile der Sondersitzung wirklich nur auf Wahlkampf zurückzuführen ist, dann können wir noch froh sein. Dann ist noch nichts Gravierendes passiert. Am 27.03.2011 werden die Karten neu gemischt.
    Wenn BM Wagner aber wieder einmal einen seiner beispiellosen und höchst fragwürdigen Alleingänge gestartet und bereits Fakten geschaffen hat, von denen noch Niemand weiß, dann ist das Maß übervoll. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass er zum Thema Altstadtbelebung wieder einmal einen seiner „grandiosen Einfälle“ hatte und jetzt das Ganze im Nachhinein noch vor dem 27.03.2011 soweit wie möglich legitimieren will. Erinnert sei an die 100.000€ Planungskosten für ein Parkdeck in der Altstadt, die er ohne Legitimation sinnlos verschleudert hat. An den Kauf einer Ampel incl. der Herstellung des Stromanschlusses für diese Ampel als Ersatz für die Bingelbrücke. Diese Ampel steht jetzt als sog. SODA Ampel in Welferode. An die Verträge im Zusammenhang mit der Dickershäuser Steinbruchsplanung, die er ohne Wissen der Stadtverordneten mit der Fa. Beisheim abgeschlossen hatte und erst auf öffentlichen Druck zugegeben hat.

  10. Dr. Klaus Lambrecht

    Durch einen Irrtum wurde die Stellungnahme der Fraktion Die Grünen übersehen, Sie war bereits am Sonntag eingegangen. Heute erfolgte eine Stellungnahme der FWG.
    Ich bitte den Irrtum zu entschuldigen.

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