Schoofs erklÀrt seine Planung
Zeichnung: Ansicht des Einkaufzenterprojektes von der Kasseler Straße zwichen Ziegenhainer Straße und Stellbergsweg. Die ursprünglich geplanten Neubauten fallen in der neuen Planung weg.
Planungshoheit ist das originäre Recht jeder Kommune. Sie kann entscheiden, wie sich die Stadt entwickeln soll. Mit der Aufstellung von Bebauungsplänen gibt sie den Rahmen für private Bauherren vor und kann ihre Wünsche und Vorstellungen sehr detailliert in die Planung einfließen lassen. In Homberg zeigt die Stadt keinen Gestaltungswillen.
Gestaltungswille fehlt
Der Bürgermeister spricht von 'Wir' und meint sich und den Projektentwickler Schoofs. Ihm ist er dienstbar, wie sich auch wieder in der Sitzung in der Stadthalle zeigte. Bürgermeister Dr. Ritz sprach von geringfügigen Abweichungen in den Plänen, von marginalen Veränderungen. Nur darüber sollen die Stadtverordneten in der nächsten Versammlung abstimmen. Ansonsten sollen sie den Magistrat beauftragen, alles weitere mit dem Projektentwickler zu verhandeln. Der Bürgermeister verlangt nichts weniger als eine Blankovollmacht, damit er zusammen mit Schoofs machen kann, was er will. Die Stadtverordneten sollen wieder einmal ihre Rechte an den Bürgermeister abtreten.
Dazu passt auch, dass der Bürgermeister keine Leitlinien für die Stadtentwicklung bei den Änderungen und den längerfristigen Folgen für die Stadt formuliert, sondern sich nur dafür einsetzt, dass Schoofs sein Projekt verkaufsfähig heraus putzen kann.
Schoofs erklärt
Der Geschäftsführer von Schoofs Frankfurt Younis schilderte erst einmal, wie schwer er gearbeitet hatte, um Mieter für das Projekt zu finden. Vorher war Herr Tischler von Schoofs damit beauftragt gewesen, der hat es aber nicht geschafft, die Entwicklung stockte. Schoofs hätte die Grundstücke gesichert, behauptete Younis, sie sind aber noch nicht von Schoofs gekauft.
Von zehn potentiell in Frage kommenden Mietern winkten acht bis neun ab. Younis habe "ackern" müssen, um dann einen zu überzeugen, dass er in Homberg Geld verdienen kann. Nur das interessiert die Mieter. Die Aufgabe war nicht ganz einfach. Warum 80 bis 90 Prozent abwinkten, fragte niemand.
Jetzt sei ein Vermietungsstand von 79 Prozent erreicht. Er zählte auf: Rewe (2.422 qm), Müller (1225 qm) – da war noch einiges wegen Rücktrittsregelung, Aldi (1.220 qm). Neu hinzugekommen ist Woolworth, die seien so überzeugt von diesem Standort gewesen. Auch Müller habe Woolworth akzeptiert, obwohl beide in einem Teil des Sortiments konkurrieren. Überschneidungen im Sortiment gibt es auch zwischen den anderen großen Anbietern.
Textilhändler wurden nicht genannt, ebenso gibt es bis jetzt keine Schuhe.
Woolworth: Die nächste Filiale liegt in Bad Hersfeld. Woolworth hatte lange den Ruf eines Ramschladens, ging insolvent und startete im November 2010 mit 162 Filialen neu. Woolworth wolle das Land mit Filialen überziehen, schrieb damals die Welt. Innerhalb von zwei Jahren sollte das Filialnetz auf 500 Geschäfte vergrößert werden. Jetzt, acht Jahre später, sind es erst 350 Filialen. Die erträumten 500 Filialen sollten in allen Städten über 30.000 Einwohner entstehen. Jetzt tut es auch eine Stadt mit knapp der Hälfte der Einwohner.
„Wir werden kein Ramsch-Kaufhaus sein, sondern der Nahversorger für Kunden der unteren und mittleren Einkommensklassen“
Weitere kleinere Geschäfte wurden genannt: Jean Fritz, Schuhladen, Klier Friseur, Textil 3, Mister Lady, Depot, Asia H Tran, Aktiv Optiker, Euro Döner, Bäckerei/Cafe, Vodavone, Shop Nagelstudio, Büro Debka, Getränke Fachmarkt.
Wie die langfristigen Mietverträge aussehen, von denen Schoofs spricht, weiß keiner in Homberg. Welche Rücktrittsklauseln sind darin vereinbart? Selbst Schoofs muss an den Rücktrittsklauseln aus eigenem Interesse interessiert sein. Die Banken, die das Projekt einmal finanzieren sollen, werden schon genauer hinschauen und sich nicht so leicht täuschen lassen, wie die Homberger Lokalpolitiker.
Sparkasse ist ausgestiegen
Die Sparkasse wollte ihr Gebäude erweitern, davon hat sie jetzt Abstand genommen. Zwei Tage, nachdem der Bauantrag bei der Kreisverwaltung eingereicht worden war, soll die Sparkasse ihre Baupläne aufgegeben haben. Es wird auch nicht das Gebäude für die ehemals geplante Apotheken AG geben.
Was soll stattdessen dort hin? Der Architekt Schäfer von Kubus, der die Gebäude geplant hat, zeigte stattdessen eine Baumreihe, die dort gegenüber des Stadtparks "Alter Friedhof" gepflanzt werden könnte. Dazu zeigte er Fotomontagen von oben und mit Blick von der Kasseler Straße. Die Örtlichkeiten scheint er nicht genau zu kennen, denn die Wiskemann Villa mit dem K4 war verschwunden. Dafür sollte das Haus Walter stehen bleiben. Der Bürgermeister nannte das nur eine denkbare Lösung. Könnte er schon schon etwas anderes vorhaben?
Anlieferung
Bei der Anlieferung sollte etwas geändert worden sein, damit Aldi leichter beliefert werden kann. Nicht thematisiert wurde, wie die Geschäfte auf der anderen Seite der Fußgängerpassage ihre Waren erhalten. Wo sind die Sozialräume mit Tageslicht für die Beschäftigten? Vieles scheint nicht wirklich durchdacht zu sein.
Welches Ziel verfolgt Schoofs?
Als Projektentwickler organisiert er alle Voraussetzungen, um an einem Standort ein Bauprojekt zu ermöglichen. Ein Projektentwickler ist in der Regel kein Investor, kein Bauherr und auch kein Betreiber. Sein Geschäft ist der Verkauf eines realisierungsfähigen Projekts. Mehr ist für einen Projektentwickler nicht nötig. Wenn das getan ist, will er Kasse machen.
Das Homberger Projekt mit einer Baugenehmigung und mit längerfristigen Mietverträgen könnte sich noch verkaufen lassen. Es gibt viel Geld auf dem Kapitalmarkt, das Anlagen sucht. Nicht so genau wird hingeschaut, ob die Verhältnisse vor Ort wirklich so sind, wie sie in den schönen Beschreibungen erscheinen (Kaufkraft 184 Mio. Euro). Das ist eine Chance für Schoofs, das Projekt los zu werden und so seine bisherigen Kosten decken zu können.
Mehr interessiert Schoofs nicht. An Homberg hat der Projektentwickler kein weitergehendes Interesse. Wer etwas Einblick in die Baumfällaktion Ende Februar 2017 hat, weiß, dass Schoofs viel verspricht. Jetzt verspricht er eine Eröffnung des Einkaufszentrums für 2020. Warum sollten die Homberger diesem Termin glauben, nachdem schon vorher so viele andere Termine verkündet worden sind?
Die Braut aufhübschen
Die einzigen, die den schönen Versprechungen zu glauben scheinen, sind die Stadtverordneten, der Magistrat und der Bürgermeister. Was haben sie nicht bisher bei anderen Projekten alles versprochen? Sie haben sich eingesetzt für Altreifen-Pyrolyse, Algenzucht, Panzerverschrottung, Schießanlage, modernes Ärztehaus, 100 neue Arbeitsplätze allein im Kasernengelände. Es ist schon peinlich, wie sich der Bürgermeister wieder vor den Karren der Projektentwickler spannen lässt. So leichtgläubige und unkritische Lokalpolitiker wie in Homberg sind wohl selten zu finden. Von daher kann sich Schoofs Hoffnungen machen, das Homberger Projekt noch so aufzuhübschen, dass sich irgendein Finanzfond findet, der ihm das Projekt abkauft, vielleicht gut verpackt mit anderen Immobilien, wie das in der Branche wohl nicht unüblich ist, wie sich 2007 gezeigt hat.
Schoofs „Visitenkarte“ in Homberg
Erfahrung mit der Schoofs-Gruppe
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