HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Weitere Logistiker in Remsfeld: ein Erfolg?

 
Homberg ist zu 30 Prozent an dem gemeinsamen Gewerbegebiet in Remsfeld beteiligt. Jetzt sollen weitere Logistiker und ein Verteilzentrum von Amazon dort entstehen.

Neben den Belastungen durch den Verkehr muss auch die Ballung an billigen Arbeitsplätzen der Logistiker Sorgen bereiten.

 

 

Fahrer aus Moldawien

Vor einigen Wochen bekam ich von einer Spedition eine Sendung mehreren Paletten geliefert. Ich fragte den jungen Mann, aus welchen Land er komme. Er kam aus Moldawien. Ein kleines Land mit 3,5 Mio. Einwohnern zwischen der Ukraine und Rumänien. Um nach seinen Arbeitsbedingungen und seiner Bezahlung zu fragen war nicht die Zeit, er musste weiter. Der Lkw trug keine Beschriftung, die auf einen bestimmte Spedition schließen ließ.
 

Nicht Lummerland, Logistikland

Von dieser Art dürften auch die Arbeitsplätze sein, die mit 300 Sprintern die Pakete von Remsfeld zwischen 9 und 22 Uhr ausfahren sollen. Die "Partnerfirmen", die die 300 Sprinter einsetzen sollen, gibt es bisher wohl eben so wenig, wie die Fahrer.

Schlecht entlohnte osteuropäische Arbeiter werden es wohl sein, die angeheuert werden, so wie in der berüchtigten Fleischindustrie in Niedersachsen oder in Gudensberg.

Wie viel werden sie von ihrem Lohn für ihren Schlafplatz ausgeben müssen?
Wie viel bleibt für die Familie zu Hause?
Wann sehen sie ihre Kinder wieder einmal?
Was kostet sie die Heimreise?

Zum Neujahrsempfang 2019 des DGB in Homberg stellte Stefan Dietl sein Buch "Prekäre Arbeitswelten" vor und schilderte die verschiedenen Formen der prekären Arbeitswelt.

"Fast 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten inzwischen  in derlei prekären Arbeitsverhältnissen. Für die Betroffenen bedeutet die Prekaritat häufig niedrige Löhne, geringe soziale Absicherung und ständige Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes."

Auf dem Neujahrsempfang des DGB war auch der Landrat und auch der Homberger Bürgermeister anwesend. Sie haben von den immer schlechter werdenden Arbeitsverhältnissen gehört. Was tun sie?
 

Beispiel das Arbeiterwohnheim in Hülsa

Seit gut zwei Jahren wird in Hülsa das ehemalige evangelische Rüstzeitheim als Arbeiterwohnheim genutzt, ohne dass diese Nutzung bisher erlaubt ist. Die Verantwortlichen des Kreises schreiten nicht dagegen ein. Dadurch fördern sie diesen Niedergang in der Arbeitswelt und kleben sich noch das Etikett "sozial" an, wie am 1. Mai wieder zu beobachen sein wird.

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8 Kommentare zu “Weitere Logistiker in Remsfeld: ein Erfolg?”

  1. Phil Antrop

    Als billige Arbeitsplätze würde ich das nicht bezeichnen, zumal im jetzigen Zeitpunkt jegliche Informationen fehlen.

    Richtig ist: vermutlich sind es keine Arbeitsplätze die einen hohen Anspruch an die Qualifikation fordern. Was dann unter welchen Bedingungen gezahlt wird zeigt sich nach Inbetriebnahme.

    Amazon baut eine eigene Lieferkette auf um sich von den bisherigen Dienstleistern etwas unabhängig zu machen.

    Es wäre also interessant zu erfahren, welche Löhne Amazon in welchen Bereichen des Unternehmens zahlt. Welche Arbeitsbedingungen vorliegen und ob nicht " Wir lieben Lebensmittel" und Co. da nicht noch drunterliegen.

    Die Politik und Herr Heil versagen hier völlig. Statt die Gesetzgebung durchgreifend zu gestalten und alle Abgaben über den Vertragspartner zwangsweise abzuwickeln, den Mindest- oder Tariflohn in Deutschland am Ort der Leistungserbringung zu orientieren bzw. wenn der Auftragnehmer sich Subunternehmer bedient, dieser trotzdem aktiv und verantwortlich ist, wird man wieder nur unnötig Kontrollorgane und Bürokratie vermehren. Siehe Wirtschaftsminister Althaus.

    Solange Gewerkschaftsvertreter in Vorständen und Aufsichtsräten dieses Spiel mitmachen, die Regierung nur noch aus Weichewiewrn besethe,t wird sich in Deutschland an diesen Zustände nichts ändern.

    Fluglotsen oder Lokomotivführer zeigen wie es geht. Da fehlt jetzt nur noch, das eine persönliche Haftung bei Betrugsfällen wie bei VW , Daimler und anderen eingeführt wird. Wenn die in U-Haft müssen, ihr Vermögen zunächst sichergestellt wird, Übertragungen an Familienangehörige rückabgewickelt werden wird ein wenig Ruhe einkehren.

  2. Rentner

    Heute wurde bekannt, es wurden 2018 über 500 Millionen über das Internet bestellte Artikel wieder zurückgesandt.

    Dazu fällt einem älteren Mitbürger nichts mehr ein.

    Leerstehende Läden werden durch Sprinter ersetzt…

  3. WĂ€hler

    Meine Hochachtung gilt den vielen Fahrern der Paketdienste!

    Für ein vergleichsweise geringes Gehalt bieten sie ihre Arbeitskraft an und stehen zudem unter einem erheblichen ( Zeit- ) Druck. 

    Da ist es manchmal verständlich, wenn Äußerungen fallen wie, " da geh ich lieber zum Amt."

    Neue Arbeitsplätze in der Region sind zu begrüßen, die jeweiligen Bedingungen dürfen gelegentlich hinterfragt werden.

    "Wir haben den Niedriglohnsektor gestärkt."

    Die ehemalige Arbeiterpartei SPD muss noch heute damit fertig werden.

    Hoffen wir, dass die Mehrheit der zukünftigen Arbeitsplätze in Remsfeld einer gerechte Entlohnung unterliegt.

    Als Gewerkschaftsmitglied bekenne ich mich zu dem Slogan, "Arbeit muss sich lohnen."

  4. AnwaltsLiebling

    Persönliche Haftung?

    Wer will dann noch Vorstand eines DAX-Konzernes sein?

    Gespannt warte ich auf den Ausgang der eingeleiteten Strafverfahren.

  5. Phil Antrop

    Rentner

    So einfach darf man es sich nicht machen.

    1. Zu Zeiten der Katalog und Sammelbesteller wurde die Ware in nicht unerheblichen Maß auch zurückgesendet

    2. Das eingeschränkte Warenangebot vor Ort musste auch erst mal dorthin transportiert werden. Man selbst fuhr dann in den Laden, probierte an und vieles wurde individuell bestellt und verursachte dadurch auch Lieferverkehr.

    3. Je mehr Menschen es gibt, desto größer sind auch die Warenströme und auch andere Dinge. z. B. Energiebereitstellung und Transport. Straßen. ÖPNV – in den 60 er jahtren gab es keine so intensiven Nahverkehr. Oder das Internet, das sie ja auch nutzen. Allein dessen Energieverbrauch weltweit  siehe https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-stromfresser-internet-100.html.

    4. Letztlich sind ja Ansprüche bzugl. Qualität und Bedürfnisse individueller Art auch gestiegen. Samt der Geldmenge die für viele leider den Zwang zu "Geiz ist Geil" Verhalten führt.

    5. Zeit die zum Einkaufsbummerl verfügbar ist, allein schon durch die Trennung von Wohnort und Arbeitsplätzen.

    Das sind nur Ausschnitte aus der Gesamtmenge der Einflussfaktoren.

  6. Mitgucker

    https://www.hna.de/lokales/northeim/northeim-ort47320/porta-moebelhaus-in-goettingen-sorgt-fuer-aerger-stadt-northeim-lehnt-plaene-ab-12234010.html?utm_medium=Social&utm_source=Facebook#Echobox=1556545654

  7. Rentner

    Phil Antrop

    Vieles mag stimmen, was Sie da schreiben.

    Wissenschaftliche Untersuchungen zu Ihren Ergebnissen würden mich ggf. letztlich überzeugen.

    Wenn der Josef Neckermann erleben dürfte, was Amazon, Zalando und Co. heute umsetzen, hätte er noch ein paar Dresurpferde mehr im Stall…

    In meinem Elternhaus kam damals der EDUSCHO Kaffee und die gute Schokolade per Sammelbestellung ins Haus. Das war es dann schon. Klamotten wurden in Homberger Geschäften und manchmal in Kassel gekauft. 

    Für mich war es eine Freude durch die Homberger Geschäftsstraßen zu bummeln und die Auslagen zu genießen. Nicht immer konnte etwas gekauft werden, obwohl es manchmal in den Fingern juckte.  🙂

    Heute bleibe ich bei unserem Juwelier in der Westheimer Str. stehen und schaue in die sehr ansprechende Auslage. Bei den verschiedenen Optikern gucke ich nach dem Gestell meiner nächsten Brille. Und sonst?

    Die Zeiten haben sich geändert, ich will nicht jammern….

     

  8. Stefan

    Es war einmal eine schöne Gegend mit wundervollen Wiesen und kleinen Feldwegen am Rande der A7…………………

    Es fehlen einem schlicht die Worte , seit 1998 geht das hier im "Gewerbegebiet Remsfeld" , zuerst waren schöne tolle Versprechungen gemacht worden , im Endeffekt wurde das Gebiet mit den Strassen über 16 Jahre !!! von sogenannten Schwarzbrückern mit Wechselbrücke "genutzt" , Die Verantwortlichen der Gemeinde hat das alles wenig bis gar nicht interessiert , dann begann der große "tolle" Bauboom , mit Logistikern und dem Autohof , alles wurde und wird zubetoniert und es begann wie es schon oft begann und das endergebnis steht schon fest , die natur wird geknechtet kann sich nicht wehren , es fehlt an mitgefühl und mangelndem respekt der umwelt gegenüber, überall Müll und vollgespsste Flaschen achtlos ins gelände gefeuert !

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