Protest bei der Bettenwelt
Gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern die Beschäftigen bei der Bettenwelt. Der erstreikte Tariflohn von 2009 wird vom Unternehmen schrittweise unterlaufen.
Beschäftigte des Zentrallagers der Bettenwelt trafen sich zu einer "kämpferischen" Mittagspause auf der Straße vor dem Firmengelände zu einer Protestveranstaltung.
Die Belegschaft hatte es in der Vergangenheit geschafft, in Homberg einen Tarifvertrag durchzusetzen, und damit einen Stundenlohn von 13,61 Euro durchzusetzen. Dieser Vertrag wird zunehmend unterlaufen. Nur die Stammbelegschaft von rund 120 Beschäftigen erhält diesen Lohn. Die beschäftigten Leiharbeiter bekommen nur den Branchentarif für Leiharbeiter von etwas über 9 Euro. Im Jahresdurchschnitt sind rund 40 Menschen mit einem befristeten Leiharbeitsvertrag beschäftigt. Die Mehrzahl der Arbeitenden wird über Werksverträge bezahlt. Externe Werkvertragsfirmen Firmen zahlen ihren Angestellten nur den Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde. Es gibt einen Unterschied zum Tariflohn bis zu 5 Euro.
Für den dänischen Jysk-Konzern, zu dem die Bettenwelt gehört, ist das Konzernergebnis gestiegen. Oben Milliarden, unten Werkverträge, heißt es auf einem Plakat der Gewerkschaft Verdi. Die Gewerkschaft sieht, dass die Geschäftsleitung den erstreikten Erfolg des Tarifvertrags schrittweise aushöhlt. In dem anderen Zentrallager in Zarrentin gibt es bis heute keinen Tariflohn, der wurde nur in Homberg erstreikt. Viele Arbeitsfelder sind in den letzten Jahren ausgegliedert worden und werden über Werkverträge bezahlt. Da sich das für das Unternehmen lohnt, wird auch schon über weitere Ausgliederungen nachgedacht.
Aktuell enden zum Jahreswechsel Leiharbeitsverträge, diese Beschäftigten müssen gehen. Gleichzeitig sollen ab Januar 15 neue Leiharbeiter eingestellt werden. Dem Betriebsrat steht ein Zustimmungsverweigerungsrecht zu. Davon macht auch der Homberger Betriebsrat Gebrauch, er fordert die Einhaltung des Prinzips "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Zur Zeit wird vor dem Arbeitsgericht darum gestritten.
Die Gewerkschaft war mit der "kämpferischen" Mittagspause zufrieden. Gut 40 Beschäftigte waren erschienen, nicht nur aus dem Betrieb sondern auch Kollegen aus der Nachtschicht sowie Leiharbeiter. Das ist ein Anfang. Sollte es zu keiner Einigung kommen, denkt die Gewerkschaft wieder an Streik.
Das Geld, dass die Beschäftigten nicht für ihre Arbeit erhalten, geht auch der Kaufkraft in Homberg verloren, es kann nicht in den Geschäften und in dem geplanten Einkaufszentrum ausgegeben werden.
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In wenigen Wochen zahle ich seit 50 Jahren Beiträge an "meine" Gewerkschaft. Aus Solidarität zu den jetzt Beschäftigten, werde ich meine Mitgliedschaft auch nicht kündigen.
Ohne starke Gewerkschaften wäre die Schieflage zu Lasten der Beschäftigten noch größer.Gern erinnere ich mich an die alten Gewerkschaftsbosse von der IG Metall und auch der ÖtV, die noch mit dem Säbel rasselten (…)
Den Wandel der Gewerkschaften allein mit der Globalisierung zu begründen, trifft es meiner Meinung nach nicht ganz.
HNA am gleichen Tag auf der Titelseite "Schwalm-Eder bundesweit auf Rang 169 von 402 Regionen" (Auszug)
"Erfreut zeigte sich Landrat Becker darüber, dass der Kreis sich von Rang 250 im Vorjahr
deutlich verbessert habe. Dies spiegele die aktuelle wirtschaftliche Situation wider: Es gebe niedrige Arbeitslosigkeit, ausgelastetes Handwerk, hohe Produktivität und positive Standortfaktoren." Handlungsbedarf sehe man noch im (bereits begonnenen) Breitbandausbau ……
Ob Herr Becker bewusst ist, dass die Tafeln immer mehr Menschen versorgen müssen? Immer mehr zwei und mehr Jobs haben ? Sich den ÖPNV nicht leisten können? Kein Geld für die Altersvorsorge haben? Bildung nicht für alle gleich ist im Landkreis?
Und das Internet ? Frielendorf kommt 2019 dran. Dazu Landrat Bekcer im Juni: "Wir sind auf der Zielgeraden". Ob das die in Frielendorf und anderswo auch so sehnen? Ob man dann wirklich im gesamten Kreis genügend Breitband hat um das Internet nutzen zu können? Oder man doch nur wieder hinterherhinkt, weil man auf veraltete Technik Vectoring gesetzt hat?
Ausgebaut wird nur die Hälfte – der Rest ist auf andere Anbieter angewiesen. Und derenMeinung zum Ausbau. Und das alels auch noch auf Pump.
Phil Androp und alle Leser und Leserinnen:
"Dies spiegele die aktuelle wirtschaftliche Situation wider." (Landrat Becker )
Mich interessiert in diesem Zusammenhang:
Wie hoch ist das Durchschnittseinkommen pro Kopf im Kreis?
Wie hoch ist die Zahl der Teilzeitkräfte im Kreis?
Wie hoch ist die Zahl der Mini-Jobber im Kreis?
Wie hoch ist die Zahl derer, die mit dem Mindestlohn abgespeist werden?
Wie hoch ist die Zahl derer, die zum Überleben auf einen Zweitjob angewiesen sind?
Wie hoch ist die Zahl derer, die trotz Beschäftigung auf zusätzliche staatliche Leistungen angewiesen sind?
Wie sieht die Statistik ohne die Fa. B. Braun aus? Wir erinnern uns an den ehemaligen Bürgermeisterschaftskandidaten: "Homberg braucht keine Fa. B. Braun."
Danke Mister X.
Das mit Braun und einigen anderen Firmen wollte ich auch anmerken. Hier fehlt noch die Frage wie stark der Einfluß der Pendler ist die Einkommen von außerhalb des Kreises importieren und hier nur noch ihren Wohnsitz haben. VW, Mercedes usw.
All diese Fragen beantworten die Verantwortlichen nie. Die sehen nur ihre getunten und geschönten Prozentzahlen. Die Menschen dahinter spielen doch keine Rolle mehr.
Unbequeme Fragen werden gar nicht erst gestellt; und wenn werden sie nicht beantwortet.
Wer mehr wissen will sollte mal hier suchen. Aber es ist sinnvoll sich die Fragen vorher zu notieren und dann mal dort anzurufen. Die Mitarbeiter dort sind sehr hilfreich.
https://statistik.hessen.de
Dort bei den Publikationen und mit Suchbegriffen.
Pendler zur Bettenwelt:
Mit ÖPNV nur eingeschränkt möglich, da zu Schichtbeginn und Schichtende Spätschicht bzw. Nachtschicht, besonders am Wochenende kaum einer existiert.
Zeitarbeitsfirma 8,50 € Stundenlohn + Zuschläge nur Nachtarbeit. Brutto etwa 1800. Netto etwa 1100. Fahrkarte etwa 140. = 960. Miete mit Nebenkosten etwa 300 – 400. Rest ca. 560 – 660. Versicherungen, Internet, Telefon, noch mal 100 weg.