Die Unverfrorenen: Die Stadt als Beute
Im Herbst letzten Jahre erschien in Wiesbaden das Buch
Die Unverfrorenen – Wie Politiker unsere Städte als Beute nehmen. Ein Exempel.
Geschrieben hat es der langjährige FAZ-Korrespondent für Wiesbaden, Ewald Hetrodt.
Im Klappentext heißt es:
Das Bild gleicht sich in vielen Städten:
Eine angeblich moderne Verwaltung hat in den letzten Jahren immer mehr Aufgaben in sogenannte kommunale Unternehmen ausgelagert. Sie können von den Stadtverordneten kaum noch wirksam kontrolliert werden. Die ehrenamtlichen gewählten Mandatsträger im Rathaus verlieren immer mehr Einfluss. Die Macht haben dagegen die hauptamtlich agierenden Vorsitzenden der größeren Fraktionen in den Händen. Sie berufen Parteisoldaten als Geschäftsführer der kommunalen Unternehmen und entscheiden mit ihnen über Millionenprojekte – und persönliche Interessen.
So nimmt eine kleine parteiübergreifende Clique von Entscheidungsträgern mit einer erstaunlichen Unverfrorenheit die Stadt als Beute.
Der Autor hat 20 Jahre der Wiesbadener Lokalpolitik beobachtet und darüber berichtet. Er kommt zu dem Fazit, dass es nicht nur in Wiesbaden so ist, sondern in vielen deutschen Großstädten.
Dem ist hinzuzufügen, nicht nur in Großstädten, sondern auch in sehr viel kleineren Städten wie Homberg.
In der kleinen Kreisstadt gibt es nicht die ausgegliederten Unternehmen mit den lukrativen Geschäftsführerpositionen wie in der hessischen Landeshauptstadt. In Homberg funktioniert es anders, aber um keinen Deut besser. In den über 4.000 Beiträgen im Homberger Hingucker ist das detailiert dokumentiert.
Zum Verkaufsstart meldete eine Wiesbadener Buchhandlung eine Nachfrage "wie sonst vielleicht bei Harry Potter". Das Buch ist in der dritten Auflage erschienen.
Im Deutschlandfunk bespricht Ludger Fittkau das Buch und zitiert daraus:
„Laut Transparency International spielen sich die meisten Korruptionsfälle in Deutschland auf der kommunalen Ebene ab. Die Dunkelziffer ist hoch. Denn es gibt zunächst einmal kein erkennbares Opfer, sondern nur zwei Täter. Und die haben ein gemeinsames Interesse daran, dass die Sache nicht herauskommt. Die Aufklärung leidet darunter, dass die Mühlen der Justiz nur allzu langsam mahlen. Dabei ist es höchste Zeit, den Blick auf die korruptiven Strukturen zu richten, die in zahllosen deutschen Städten entstehen.“
Wie sieht es in Homberg aus?
Ewald Hetrodt: „Die Unverfrorenen – Wie Politiker unsere Städte als Beute nehmen. Ein Exempel“, Waldemar Kramer Verlag, 176 Seiten, 14,90 Euro.