Reformationsstadt Homberg: Wie tolerant waren die Reformatoren?
Homberg möchte sich mit dem Namen Reformationsstadt schmücken. In der Stadtkirche St. Marien wurde zur Reformation eine kleine Ausstellung zur Reformation und Toleranz gezeigt, so als sei die Toleranz ein Ergebnis der Reformation.
Aus Anlass der Reformation brachte der Deutschlandfunk eine mehrteilige Sendung. Darin heißt es zu Reformer Philipp Melanchton:
"Aber auch religiöse Freidenker, die kirchliche Dogmen ablehnten, waren für ihn ein rotes Tuch. Johannes Calvin in Genf gratulierte er ausdrücklich, dass dieser Michael Servet auf dem Scheiterhaufen hatte verbrennen lassen, weil Servet die Dreifaltigkeit Gottes geleugnet hatte."
"Ich bin der Ansicht, dass auch jene, die keine aufrührerischen, aber offensichtlich gotteslästerlichen Lehrmeinungen verteidigen, von der Obrigkeit getötet werden sollen." [Philipp Melanchton]
Für die Hinrichtung des spanischen Humanisten Michael Servet setzte sich auch der Straßburger Reformator Martin Bucer ein. Bucer, der die Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung wesentlich verfasste und die Konfirmation erfand, um der Täuferbewegung einen Kompromiss anzubieten.
Toleranz und Reformation ein Reformations-PR
Der Theologe Uwe Birnbaum, der Verfasser des Buches über Michael Servet, "Toleranz und Scheiterhaufen" sagte im Interview:
"Servet wurde zunächst von der katholischen Inquisition zum Tode verurteilt, dann von den Genfer Protestanten hingerichtet. Eine unselige Allianz, dieser Schulterschluss gegen Ketzer, vorangetrieben durch die Reformierten. Unser bequemes Weltbild – hier die gewaltfreien und toleranten Protestanten, dort die inquisitorischen Katholiken – stimmt eben nicht. Es mag nicht so recht in die Reformations-PR passen, aber Fakt ist: Auch Protestanten haben die Scheiterhaufen geschürt."
Bildschirmfoto: Ausschnitt aus der Titelseite des Buches Toleranz und Scheiterhaufen, Uwe Birnbaum, 2013, Göttingen.
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