„Schöne“ Bescherung im Krankenhaus
Weihnachten 2009: 30 Mitarbeiter werden entlassen
"Gewinn stimmt nicht – 30 Mitarbeiter entlassen, Asklepios-Kliniken verschicken zum Jahresende Blaue Briefe", so lautete die Überschrift in der HNA zum 23. Dezember 2009 – einen Tag vor Weihnachten. Das ist fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem "Verkauf" der Kliniken an die privaten Betreiber, sozusagen der zweite Teil der Bescherung vom Dezember 2006.
Vor allem die Begründung muss den Mitarbeitern bitter aufstoßen. "Der Gewinn stimmt nicht." Mehrere Jahre hatten sie auf Teile ihres Gehalts verzichtet, also die Privatfirma Asklepios subventioniert, um so ihren Arbeitsplatz zu retten. Dabei war der sogenannte "Verkauf" eher eine Schenkung an Asklepios.
Weihnachten 2006: Kreis privatisierte die Krankenhäuser
Am 21. Dez. 2006 schrieb die HNA:
"Unter den Pfiffen von 500 Besuchern stimmten 38 Kreistagsabgeordnete für die Übergabe an Asklepios, 28 waren dagegen, eine Abgeordnete enthielt sich. Damit ist das Aus fürs Homberger Krankenhaus besiegelt."
"Nach dem Vertragsentwurf erhält der Kreis den Kaufpreis von einem Euro und zahlt einen Sanierungszuschuss von 15,9 Millionen Euro. Außerdem verzichtet der Kreis als Noch-Eigentümer auf die Rückzahlung von 28 Millionen Euro, die der Klinik-GmbH im Laufe der Jahre als Darlehen zur Verfügung gestellt worden waren. Der Notlagentarifvertrag für die 900 Beschäftigten gilt bis Ende 2008."
Auf der Homepage des Klinikbetreibers verspricht man viel und schreibt:
Asklepios hat bewiesen, dass es als Unternehmen diese Privatisierungsprozesse regelmäßig und mit überdurchschnittlichem Erfolg lenkt. Dafür sprechen die überragende Marktstellung, die sehr gute Finanzkraft und das mit der Marke „Asklepios“ verbundene Renommee.Quelle
Privatisierung bringt Chancen für das Personal
Wenn Asklepios ein Krankenhaus übernimmt, dann sind qualifizierte Arbeits- und Ausbildungsplätze sicher – unser oberstes Ziel ist der Erhalt der Arbeitsplätze. Quelle
Da können die Mitarbeiter in Homberg und in den anderen Standorten des Klinikkonzerns ein anderes Lied von singen.
Überdurchschnittliche Gewinne
Die Asklepios Gruppe hat die Zahl ihrer Einrichtungen in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht und ist so eines der größten Unternehmen im deutschen Gesundheitswesen geworden.
Mit einer Kapazität von 21.000 Betten in allen Asklepios-Einrichtungen erwirtschaften mehr als 36.000 Mitarbeiter einen Gesamtumsatz von 2,3 Mrd. Euro im Jahr.
Die von Asklepios übernommenen Kliniken stammen aus dem Besitz verschiedenster Träger, viele davon von Trägern der öffentlichen Hand.
Asklepios wird im Vergleich zur Gesamtwirtschaft als "überdurchschnittlich" und im Branchenvergleich ebenfalls als "überdurchschnittlich gut" beurteilt.
Die Gesamtkapitalrendite des Unternehmens stellt sich leicht überdurchschnittlich zur Gesamtwirtschaft dar. Die Verzinsung des Eigenkapitals liegt deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Niveau und wird von der Rating-Agentur als gut bezeichnet. Kein anderes deutsches Klinikunternehmen hielt und hält bis heute ein besseres Rating.Quelle
Gegenüber dem Kapitalmarkt lobt man die gute Verzinsung des Eigenkapitals und die überdurchschnittliche Rendite, gegenüber den Mitarbeitern heißt es der Gewinn stimme nicht. Das hat System.
WSI-Studie
Der überdurchschnittliche Gewinn wird auf den Rücken der Mitarbeiter gemacht. In einer WSI-Studie heißt es zu der Privatisierung der Krankenhäuser:
Personal in privaten Kliniken hat deutlich mehr Betten zu versorgen als in öffentlichen Häusern Quelle
Während ein Arzt in einem größeren öffentlichen Haus im Jahr 2008 rechnerisch im Durchschnitt an 780 Tagen belegte Betten zu versorgen hatte, kamen auf seinen Kollegen in einer größeren privaten Klinik 936 Belegtage – und damit rund 20 Prozent mehr.
Auch die Pflegekräfte hatten in privaten Häusern erheblich mehr zu tun: Im Jahresschnitt 2008 hatten sie an 493 Tagen belegte Betten zu versorgen, während es in öffentlich getragenen Kliniken 419 Belegtage waren. „Es ist schwer vorstellbar, dass die deutlich höhere Arbeitsbelastung von Beschäftigten in privaten Krankenhäusern keine nachteiligen Konsequenzen für die Patienten haben sollte“, so Böhlke und Schulten.
Spiegelfechter und Panorame berichten über die Verhältnisse
Wie mit Privatisierung der Krankenhäuser Gewinn erwirtschaftet wird, darüber gibt es im ""Spiegelfechter" einen ausführlichen Bericht. Hier nur ein kurzer Auszug:
"Krankenhäuser sind für private Investoren rentabel. Auch für die Asklepios-Kliniken, die aufgrund der kleingliedrigen Strukturen keine wirtschaftlichen Kennzahlen veröffentlichen müssen. Gemessen an Konkurrenzunternehmen, die publikationspflichtig sind, kann man bei Asklepios von einer Eigenkapitalrendite von rund 15% und einer EBITDA-Rentabilität von rund 10% ausgehen – dies wäre ein Gewinn von 230 Mio. Euro pro Jahr. In einer Investorenschrift rühmt sich Asklepios für seine, „im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittlichen operativen Ertragskraft“, die von einer Rating-Agentur mit der Investment-Grade-Bewertung BBB belohnt wurde. Das Geschäft rund um die Gesundheit ist sehr rentabel, nur hält man solche Informationen als Betreiber natürlich gerne geheim. Wie sonst könnte man die Mitarbeiter davon überzeugen, Lohnkürzungen hinzunehmen? Wie sonst könnte man den Staat überzeugen, immer mehr Geld in Klinken zu pumpen? Wie sonst könnte man Kommunen überzeugen, ihre Krankenhäuser zu Discountpreisen zu verschleudern?"
PANORAMA Nr. 685 vom 26.07.2007
Profite mit Krankheit und Tod. Privatisierung; ein Zauberwort für Politiker, die Schuldenlöcher in ihren Haushalten stopfen wollen. Da wird verkauft, was sich verkaufen lässt, um kurzfristig die Bilanzen zu schönen. So werden immer mehr Krankenhäuser an private Klinikkonzerne verscherbelt.
Politik: Sehenden Auges in die Misere
Diese Entwicklungen waren bereits 2006 abzusehen, als die Mehrheit im Kreistag für die Privatisierung des öffentlichen Gutes "Krankenhaus" stimmt. Bereits damals schrieb ich in einem Leserbrief:
In der Asklepios Geschäftsleitung werden gestern die Sektkorken geknallt haben. Das Geschäft mit der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen boomt. Wieder hat man Kommunalpolitiker über den Tisch ziehen und Millionen auf einen Schlag einsacken können. Aber wichtiger noch als die Millionen ist die Schaffung eines Gesundheitsmarktes in Konzernhand. Sobald ausreichend Krankenhäuser, Schulen, Wasserwerke, usw. in Händen von Privatgesellschaften sind, kann man die Bedingungen diktieren. Denn gegen wirtschaftliche Argumente wird kein Politiker etwas sagen können. Die Zahlen sind dann Beweis genug, und die Zahlen kann man sich schon hinrechnen. Dann kann richtig abkassiert werden. Und zwar dauerhaft, denn an Kliniken, Wasser und Schulen ist immer Bedarf, dieser Markt ist nie gesättigt.
Ich war einmal Zeuge eines Gespräches zwischen 2 Asklepios Verhandlungspartner. In einem Zeitraum von 20 Minuten wurde sich mehrfach „sehr positiv“ über die Verhandlunsgpartner des Kreises geäußert:
„Unqualifiziert, unwissend, unfähig“ waren dabei noch die sachlichsten Ausdrücke.
In ähnlicher Form werden sich wohl Verhandlungspartner im Bereich des Verkaufs der EAM Anteile geäußert haben.
Es wäre daher auch interessant zu erfahren, in welchen weiteren Gremien die Politiker, teils auf Grund ihres Amtes aber auch als Gewählter, mit all ihrem „Können“ „positiv“ wirken.
Vo Sachverstand kann man da wohl eher meist nicht sprechen und als Konsequenz werden dann wohl eher nur die Summe aller Ängste oder die Vorgaben und Interessen der eigentlich zu Beaufsichtigenden zum Tragen kommen.
Ein Beispiel ist meiner Meinung nach der NSE** und NVV***
Warum? Nur 2 Anmerkungen:
** haben auf der neuen Homepage ein Forum. Die einzigen Meldungen stehen dort seit dem 6. Februar 2009.
Alle Versuche Beiträge zu schreiben und freizuschalten sind bis heute geschaltet.
Vermutlich hat man Angst vor Kritik !
Sie erhalten einen Vorschlag seitens einer Stadt und antworten noch nicht einmal in einem Zeitraum von mehr als 14 Monaten!
*** loben sich für ebenerdige Zugänge zu Regiotram und cantus auf der Strecke R5/RT5 durch Statements ihres Vorstandes.
Die Realität in Wilhelmshöhe, Guxhagen, Melsungen, Bebra ist eine andere.
Inzwischen hat man auf wenig stilvolle Art auch den Chefarzt der Chirurgie in Melsungen „fristlos“ zum 2. Februar 2010 vor die Tür gesetzt. Gründe sind nicht bekannt. Der Betriebsrat hat zugestimmt.
Hier ein – meine ich – interessanter Artikel über den Eigentümer von Asklepios:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=24265
zu 3.
Der Autor ist auch der Betreiber des oben genannten Blogs "Spiegelfechter".