HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Die SPD und die Reformation

Bild"Homberg soll fortan die Bezeichnung "Reformationsstadt Hessens" tragen" beantragte die SPD am 07.03.2013. Dieser Zusatz soll identitätsstiftend wirken und Homberg als mögliches Reiseziel interessant machen. Der Antrag wurde auch mit dem "Aufbau des Hauses der Reformation" begründet.

"Wir möchten allen die innere Triebfeder der Reformation aufzeigen und das, was wir auch heute noch davon erhalten, behalten und praktizieren können“, erklärt Bürgermeister Dr. Nico Ritz. Das erreiche man, so der Bürgermeister, am besten mit einem zentral gelegenen Gebäude als „Haus der Reformation“. Quelle

Was soll heut noch erhalten und praktiziert werden?

Das Projekt " Haus der Reformation" wird vor allem von dem Stadtverordneten Bernd Herbold (SPD) eingefordert. In der Engelapotheke wird es in den letzten Monaten der Lutherdekade nicht mehr zu realisieren sein. Die fachgerechte Sicherung des Kulturdenkmals Engelapotheke verträgt keinen Zeitdruck, es gibt Ausweichmöglichkeiten.

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Sozialdemokratischer Wandel

Der SPD-Einsatz für die Reformation und Luther verwundert, hat doch der Mitbegründer der SPD, August Bebel, schon im 19. Jahrhundert eine fundierte und kritische Stellung bezogen.

Blinder Gehorsam gegen die Obrigkeit

"Auf die Bibel gestützt hielt Luther dem blinden Gehorsam gegen die Obrigkeit und dem beschränkten Untertanenverstand wahre Lobreden. Nie zuvor war in der Kirche die Lehre des absoluten Gehorsams gegen die Fürsten und die Obrigkeit mit solcher Entschiedenheit verfochten worden wie durch Luther. Die Lehre des "Gottesgnadentums" der Fürsten fand in ihm ihren eigentlichen Begründer. Hören wir einige Stellen seiner eigenen Werke. Da heißt es unter anderem: "Der Christ muß sich, ohne den geringsten Widerstand zu versuchen, geduldig schinden und drücken lassen; weltliche Dinge gehen ihn nicht an, er läßt vielmehr rauben, nehmen, drücken, schinden, schaben, fressen und toben, wer da will, denn er ist ein Märtyrer auf Erden…Wo die Christenheit ist, da muß es Blut kosten oder sind nicht rechte Christen. Es sind nicht Weideschaf, sondern Schlachtschaf, immer eins nach dem andern hin". (August Bebel, Original ab S. 14))

oder Leibeigenschaft hindert nicht den Glauben

"er [Luther] wetterte "wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern". "Darum, liebe Herren," schrieb er, "Loset hie, rettet hie, helfet hie, erbarmet Euch der armen Leute! Steche, schlage, würge sie, wer kann! Bleibst Du darüber todt, wohl Dir, seligeren Tot kannst du nimmer mehr leiten, denn du stirbst im Gehorsam göttlichen Worts und Befehls … Sind Unschuldige darunter, die wird Gott wohl erretten und bewahren, wie er Loth und Jeremias rettete. Tut er es nicht, so sind sie gewiss nicht unschuldig, sondern sie haben zum Wenigsten geschwiegen und gebilligt..Cibus, onus et virga asino, den Eseln Futter, die Last und die Peitsche. In einem Bauern gehört Haberstroh, sie hören nicht das Wort und sind unsinnig, so müssen Sie denn virgam, die Büchse hören, und geschieht ihnen alleweil recht. Lasset nur die Büchsen unter sie saußen, sie machens sonst tausendmal ärger."
Und der "sanfte " Melanchthon ließ sich aus: "Es sei ein Frevel und Gewalt, dass die Bauern nicht wollten leibeigen sein. Das wehre dem Glauben nicht, Christus rede blos von geistiger Freiheit, so dass ein Christ die Leibeigenschaft fröhlich tragen können." (S. 18)

oder Das Volk im Zaume halten

"Die Obrikeit müsse den Pöbel, Herrn Omes, treiben, schlagen, würgen, henken, brennen, köpfen und radbrechen, daß man sich fürchte und das Volk also im Zaume gehalten werden." (S. 19)

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19 Kommentare zu “Die SPD und die Reformation”

  1. solarfan

    … Der SPD-Einsatz für die Reformation und Luther verwundert, hat doch der Mitbegründer der SPD August Bebel schon im 19. Jahrhundert eine sehr fundierte und kritische Stellung bezogen. …

    Meinen Sie das Ernst ? Es verwundert Sie, das die SPD in Homberg und speziell Herr Herbold eine andere Meinung zur Reformation und Luther hat als August Bebel im 19. Jahrhundert ?

  2. DMS

    zu 1: Die SPD, die sich gern als Traditionspartei darzustellen versucht, vergisst die Positionen, für die einmal die  Sozialdemokratie stand und für die viele Sozialdemokraten gekämpft und gelitten haben.
    Die Homberger SPD erwähnte zu ihrer 90-Jahr Feier 2008 nicht einmal ihr Gründungsmitglied, Friedrich Kramer.

    Vielleicht träumt die SPD wieder von einer Zeit, wo unbedingter Gehorsam gegen die Obrigkeit erstes Gebot ist.

  3. solarfan

    Interessant, können Sie sich gar nicht vorstellen, das auch eine Traditionspartei nicht einfach die Positionen vergisst, die sie vor über 150 Jahrenhatte, sondern das sich Positionen aus dem 19. Jahrhundert auch bewusst im 21. Jahrhundert ändern können.

    Interssant ist auch, mit was für an den Haaren herbei gezogenen Argumentationen/Spekulationen Sie versuchen, gegen die politische Landschaft in Homberg anzugehen. Siehe auch hier: https://www.homberger-hingucker.de/?p=23844

    Beruhigend ist für mich, das die Wirkung Ihrer Berichte offensichtlich nicht allzuviel Zustimmung bei den Hombergegern findet, eher das Gegenteil ist wohl der Fall.

  4. Scherzbold

    Den Homberger Hingucker lesen täglich ca. 500 Personen.

    Das Nachrichtenmagazin in Deutschland, den SPIEGEL, lesen wöchentlich wie viele Homberger?

    "Schwere Kost" mag nicht jeder Leser (…)

  5. Mister X

    Die SPD, die älteste Partei in Deutschland, sucht nach der Kanzlerschaft Schröder weiterhin ihre eigentliche Wählerschaft, die Arbeiter, kleinen Angestellten und kleinen Beamten  (oder Karrierebeamten 🙂  ) zurückzugewinnen.

    Sie wollten keinen Genossen der Bosse (…)

    Andrea  Nahles und Manuela Schwesig bemühen sich nach Kräften, verloren gegangenes Vertrauen ihrer Wählerschaft wieder einzufangen.

    Und jetzt kommt der Trump am Ende des Teiches und brüskiert alle Berufspolitiker mit einem nach dem 2. Weltkrieg nie dagewesenen Politikstil.

    Es wir spannend….

  6. solarfan

    zu 4. … und die ca. 500 Personen die den Homberger Hingucker täglich lesen stimmen der Meinung des Blogbetreibers zu oder was wollen Sie damit sagen ?

    Glaube ich persönlich nicht dran, siehe hier: https://www.homberger-hingucker.de/?p=20549

    Die Bürgerliste wurde von weit weniger als 400 Bürgern gewählt !

  7. Scherzbold

    solarfan

    Täglich 500 Personen/Leser stimmen dem Blogbetreiber gewiss nicht zu.

    Der Hingucker hat seine Fan-Gemeinde, zu der ich mich im Gegensatz zu Ihnen zähle.

    Das heißt aber noch lange nicht, dass ich die Meinung des Blogbetreibers immer teile.

    Das schafft noch nicht einmal meine Nr. 1 in der Medienlandschaft, die F.A.Z.

    Für alle politisch Interessierten der lokalen Politik ist der Hingucker ein MUSS.

    Dieser Personenkreis beschränkt sich m. E. nicht auf die Wähler der Bürgerliste und der FWG, wie ich z.B. bei Ihnen annehme. 🙂

  8. Homberger

    Ja intelligent ist nur die Minderheit, Herr Solarfan!

  9. Opa

    Die überwiegenden Beiträge der Kommentatoren/innen in diesem Blog erfreuen mich immer wieder, auch was Inhalt, Grammatik, Orthographie etc.betreffen !

  10. Marc

    Man sollte beachten, dass es sich bei Bernd Herbold um einen erfahrenen Kommunalpolitiker handelt. Er hat die Bedeutung der Reformation für Homberg entdeckt und nimmt diese ernster als manch anderer im Homberger Rathaus, wo es meiner Ansicht nach viel präsenter sein sollte.

    Das er als SPD-Mitglied seine Homberger SPD hinter sich hat, ist ein gutes Zeichen und absolut richtig. Das jetzt hier ein Vergleich zu SPD-Funktionären des 20. Jahrhunderts gezogen wird, die auf bundespolitischer Ebene tätig waren, halte ich für sehr weit hergeholt und nicht berechtigt.

    In einer Partei ist man sich nicht immer einer Meinung aber genau davon lebt doch Demokratie. Ich finde es gut, dass es jemanden gibt, der das Thema neben der ev. Kirche auch politisch so intensiv begleitet wie Bernd Herbold, allem Ärger um das ,,Haus der Reformation'' und der esplodierenden Kosten zum Trotz.

  11. Phil Antrop

    "Man sollte beachten, dass es sich bei Bernd Herbold um einen erfahrenen Kommunalpolitiker handelt."

    Hat mit Qualität nichts zu tun!

    Mir hat nicht gefallen, dass er sich erst als Stadtverordneter auf der Liste präsentierte und dann nach seiner Wahl in den Magistrat gewechselt ist.

    Außerdem gleichzeitig Kandidat für den Kreistag war.

    https://www.spd-homberg-efze.de/meldungen/vorstellung-der-kandidatinnen-und-kandidaten-zur-kommunalwahl-am-6-maerz-2016/

    Damit kommt er dem Wählerauftrag nicht nach. Wie andere auch. Und Doppelpositionen verhindern eine echte Konzentration auf ein Amt. Sie führen auch zu einer demokratisch nicht gewollten Machtkonzentration

  12. Mitgucker

    << we make Homberg great again >>

    Nichts für ungut,  aber der Zug ist für die SPD schon auf dem Abstellgleis.

  13. Comment

    Es gab noch nie so wenig anwesende Mitglieder in den SPD Versammlungen wie heute….😂😂😂

  14. Mister X

    Marc

    Viele( ? ) Homberger erhoffen sich im Jahr der Reformation einen weiteren Besucheransturm nach dem Hessentag.

    Diese Einschätzung teile ich nicht. Vielmehr gehe ich davon aus, dass sich eine Minderheit auf die Spuren der Reformation begeben wird.

    Lassen wir uns überraschen!

    P.S.:  Was halten Sie als Sozialdemokrat von der gestrigen Entscheidung des Parteivorsitzenden?

    Ich hätte nie gedacht, dass dieses Land keine Alternative zu Mutti präsentieren kann.

  15. Marc

    @Mister X 

    Das rote Parteibuch habe ich bereits vor über einem Jahr abgegeben. 

    Außerdem hat die Personalie Martin Schulz nichts mit dem Thema Reformation zu tun 😉 

  16. Frustrierter

    Phil Androp

    "Mir hat nicht gefallen…………….."

    Das gilt dann aber auch für Dr. Lambrecht!

  17. WĂ€hler

    Sehr geehrter Marc,

    soll ich Ihr Statement als Versuch zur Annäherung an die Homberger SPD werten?

    Ein einstiger Hoffnungsträger auf dem Weg zurück zu seinen Wurzeln? 

     

  18. Mister X

    Sorry, Marc,

    ich war der Annahme, dass Sie sich unter Beibehaltung der SPD-Mitgliedschaft nur aus der Homberger Partei-Politik zurückgezogen haben.

    Die Frage nach Martin Schulz ziehe ich hiermit zurück!

    Es kommt der Tag, an dem ich Sie fragen werde ( unter vier Augen 🙂  ), was Sie veranlasste der SPD den Rücken zu kehren.

    Das kann doch nicht nur an Herrn Gerlach gelegen haben. Herr Herbold scheidet schon mal aus (…)

  19. Phil Antrop

    #Frustrierter

    Das ist ja das Bittere am Kollegalitätsprinzip und der Nichtöffentlichkeit.

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