HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Brasilienreise: Ein LehrstĂŒck in Desinformation

  
Über die Gruppenreise des Bürgermeisters nach einer Brasilienreise berichtete die HNA erstmalig am 13. August 2025. 10 Monate nach der Reise geht es im HNA-Bericht nur darum, dass der Bürgermeister versichern kann, dass es keine Vergnügungsreise gewesen sei. Das hat bisher auch niemand behauptet, auch nicht behaupten können, denn die Reise wurde erst dadurch bekannt, dass über die am 3. Juli 2025 von den Stadtverordneten beschlossene Städtepartnerschaft weder die HNA noch die Stadt selbst berichtete.

 

 

 

Foto: Besuch von Charles Medeiros aus Ubatuba in Homberg im Februar 2025,
Handschlag vor dem Hans-Staden-Relief am Homberger Rathaus, veröffentlicht auf der Instagram-Seite der Bürgermeisterin von Ubatuba Flavia Pascoal

  
Erst durch die Suche im Internet nach "Ubatuba" und "Homberg" wurde bekannt, dass bereits 2024 eine sechsköpfige Gruppe aus Homberg nach Ubatuba gereist war. Im Homberger Hingucker erschien die erste Meldung am 8. Juli 2025
Es brauchte noch einen Monat Zeit, bis auch die HNA das Thema am 13. August 2025 aufgriff.

Solche langen Verzögerungen zeigten sich schon in der Vergangenheit. Als die Stadtmauer beim Wegebau am Fuß der Mauer einstürzte, benötigte die HNA eine Woche bis zur ersten Meldung, in der sie die Ursache bei dem Dauerregen vermutetet, den es aber nachweislich nicht gegeben hat.
Als es später um die Reparaturkosten des Einsturzes ging, änderte die HNA den eindeutigen Beschluss um, so dass der Bürgermeister aus der Gefahrenzone der Verantwortung kam.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen bietet der erste HNA-Bericht über die Brasilienreise weitere Einblicke in die Manipulationen und Falschinformationen.

1.  "Zugang zu faszinierender Kultur schaffen" ist der erste HNA Bericht überschrieben. Erst in der Unterzeile wird von einer geplanten Städtepartnerschaft gesprochen, die jedoch schon seit vier Wochen beschlossen war.

2. In der HNA-Onlineversion des Beitrags lautet die Überschrift: "Keine städtisch finanzierte Vergnügungsreise: Homberger Delegation besuchte Brasilien"
Eine Delegation wird von einem Entscheidergremium delegiert, für die Stadt tätig zu werden. Im Ratsinformationssystem findet sich kein Stadtverordnetenbeschluss, solch eine Reise durchzuführen. Es sind auch keine Delegierten bestimmt worden.

3. Erst in dem Erläuterungstext für den Tagesordnungspunkt 11 am 3. Juli 2025 findet sich der Satz:

Am 6. Juni 2024 beauftragte der Magistrat der Stadt Homberg (Efze) die Verwaltung, die Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfhagen zu vertiefen, um die gemeinsame Initiative für eine offizielle Städtepartnerschaft mit der brasilianischen Stadt Ubatuba weiter voranzutreiben.

"Der Magistrat beauftragte …" Der Magistrat ist nicht das Entscheidungsorgan, sondern das sind die Stadtverordneten. Sprecher des Magistrats ist der Bürgermeister.
Im Klartext: Der Bürgermeister hat eigenmächtig die Verwaltung beauftragt, dazu hatte er keinen Auftrag der Stadtverordneten.
Da die Protokolle des Magistrats nicht öffentlich sind, kann nicht geprüft werden, ob das überhaupt einmal auf der Tagesordnung des Magistrats stand. Nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Bürgermeister, scheint es seine eigene Entscheidung gewesen zu sein, die er hinter dem Magistrat versteckt.

4. "Keine städtisch finanzierte Vergnügungsreise":  Das ist die Überschrift der Online-Version des Interviews. Das ist also das Hauptthema. Es sei keine Vergnügungsreise gewesen und sie sei nicht städtisch finanziert gewesen. In dem Interview nennt der Bürgermeister die Organisation Engagement global, die Kooperationen von Kommunen in der Welt fördert. Die Organisation fördert zwar, wie bei Förderungen üblich nur einen Teilbetrag. Wer hat den Eigenanteil bezahlt?

5: Statt von der Fakten der Reise zu berichten, fabuliert der Bürgermeister der hochverschuldeten Kleinstadt Homberg über den Ausbau der Städtepartnerschaft.

Es gibt viele gut ausgebildete Brasilianer, die Deutschland interessant finden.
Wenn wir in den Austausch gehen, können wir auch wirtschaftliche Verbindungen knüpfen.

 Sollen "gut ausgebildete Brasilianer" in die Kleinstadt Homberg vermittelt werden, um den Fachkräftemangel zu beheben? Was heißt "wirtschaftliche Verbindungen" knüpfen? 

 Die Stadt ist aber ernsthaft bestrebt, zu einer nachhaltigen Tourismuswirtschaft zu gelangen.
Da wollen wir ansetzen, denn dort sehen wir große Potenziale.

Der Homberger Bürgermeister sieht große Potenziale, wie die vom Massentourismus geprägte Stadt Ubatuba zu nachhaltigen Tourismus gelangen kann. Was heißt in diesem Zusammenhang, "Da wollen wir ansetzen". Will Dr. Ritz als Berater in der 90.000 Einwohner großen Stadt aktiv werden?

 Ubatuba liegt in derNähe von SaoPaulo, dem größten Wirtschaftsstandort deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands.
Das bedeutet zugleich, dass im nachbarschaftlichen Umkreis sehr viel wirtschaftliches Potenzial steckt.

Der größte Wirtschaftsstandort deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands liegt nicht in den USA, nicht in China, sondern in der Region Sao Paulo. Das sind wieder einmal die typischen Aussagen, die der Bürgermeister heraushaut. Hauptsache, er hat was behauptet. 

 Ein wichtiger Aspekt ist beispielsweise der Schutz des Regenwalds. Ubatuba besteht zu einem großen Teil aus Regenwaldgebieten.

Der Bürgermeister fühlt sich kompetent, Projekte zu realisieren, die dem Schutz und der Wiederherstellung des Regenwalds dienen.

Zum Glück lässt die HNA diese Aussage nicht einfach stehen und fragt nach: "Aber wieso sollte sich jemand aus Homberg für den Schutz des Regenwaldes in Ubatuba interessieren?"  Dr. Ritz antwortet:

Wenn sich die Homberger für den Atlantischen Regenwald in Ubatuba einsetzen, ist das aber ein guter und sehr konkreter Beitrag zum globalen Klimaschutz.

Würde der  Bürgermeister und die Homberger sich für den Klimaschutz in Homberg eine setzen, wäre das auch ein "konkreter Beitrag", stattdessen hat sich der Bürgermeister in Homberg in der Abholzung von Bäumen einen Ruf geschaffen. Wie groß ist übrigens der ökologische Fußabdruck dieser Reise?

Die HNA hat sogar recherchiert und ermittelt, dass es in Deutschland 16 Partnerschaften mit brasilianischen Städten gib, von denen viele nur einen losen Kontakt halten. 

Die Stadt Wolfhagen hat sich bislang eher um die Erinnerungskultur gekümmert. Wir haben Hans Staden lange nebeneinander her gedacht. Jetzt bringen wir das zusammen.

Um was hat sich Homberg bislang gekümmert, doch nur um das Buch von Hans Staden, nur das stand im Mittelpunkt und der reformatorische Glaube von Staden, der ihn gerettet hat, wie die beliebte Erzählung lautet. Was will der Bürgermeister zusammen bringen, das wird nicht klar aus seinen Worten?

Der Bürgermeister sieht schon weiter, er betätigt sich als Visionär:

 Wenn es zwischen Brasilien und der EU zum Mercosur-Handelsabkommen kommt, wird es den Handel weiter antreiben.
Organisationen, Unternehmen, Initiativen und Kommunen aus Nordhessen können sich an dem Netzwerk beteiligen.
Die Stadt Homberg könnte im Bedarfsfall eine Art Geschäftsstellenfunktion einnehmen.

Auf die Frage, welche Vorteile Homberg von der Städtepartnerschaft hat, antwortet der Bürgermeister:

Gelebte kommunale Partnerschaften tragen im Kleinen dazu bei, dass die Welt ein bisschen besser wird.
Es ist doch toll, wenn man daran mitwirken kann.

Wie wäre es, wenn man erst einmal in Homberg damit anfangen würde, es etwas besser zu machen.

 

Die Fragen, die jetzt zu klären sind:

A ) Warum hat die HNA in der Hans-Staden-Stadt Wolfhagen bisher über den Besuch im November 2024 und den Gegenbesuch von Charles Medeiros im Februar 2025 berichtet, in der Reformationsstadt Homberg aber nicht?

B ) Warum sind aus Homberg gleich sechs Personen nach Ubatuba geflogen, aus Wolfhagen nur eine Person?

C) Wie hoch waren die Reisekosten? Wie viel davon war aus Fördermitteln gedeckt? Wie wurde der Eigenanteil der Stadt finanziert?

 


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