Beispielhaft? Wie Homberg die „Transformationsblockade“ ĂŒberwindet
Foto: Auf dem Titelfoto schauen Besucher einer Ausstellung auf Fotoplakate, auf denen Schüler ihre Visionen von der Homberger Stadtentwicklung dargestellt haben.
Erst erfindet Homberg die "Transformationsblockade" gegen Veränderungen und dann zeigt der Bürgermeister und der Planer, wie sie die behauptete Blockade bei den Bürgern überwinden, beispielhaft für ganz Deutschland, meint das Bundinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Dazu werden Schülerarbeiten präsentiert.
Am 16. Juli verschickte das Bundesbauministerium wieder einen Newsletter zur nationalen Stadtentwicklungspolitik. Darin ist ein Beitrag über Homberg enthalten, mit dem Titel: Wege aus der Transformationsblockade.
Erst erfindet Homberg die "Transformationsblockade" und dann zeigt die Stadt, wie sie überwunden wird, beispielhaft für ganz Deutschland – mit Schülern, die im Pflichtunterricht Visionen entwickeln und darstellen sollen.
Schüler müssen im Unterricht Visionen entwickeln
Schülergruppen von zwei Homberger Schulen bekamen die Aufgabe, ihre "Visionen" zur Stadtentwicklung darzustellen. Große Fotoplakate des Busbahnhofs und eines angemieteten Ladengeschäfts, dem "Machwerk" waren vorgegeben worden. Schüler haben mit aufgeklebten Texten und Zeichen ihre Vorschläge für die Veränderungen am Busbahnhof und in dem Laden dargestellt. Sechs Stunden waren für dieses Projekt vorgesehen. Neben den bildlichen Montagen auf den Fotos wurde auch ein kurzer zusammenfassender Text verfasst. Wie zum Beispiel diese:
Visionen der Schüler für den Busbahnhof
Foto: Schülervisionen für den Busbahnhof: Pflanzen, digitale Anzeige, Rewe to go, Groots:
„Vergangenheit trifft Zukunft, Stadtplanung im Wandel“ Der ÖPNV soll attraktiver werden. Das fängt mit der Aufenthaltsqualität der Bahnhöfe an.
Mehr Lichtquellen lassen die Umgebung erstrahlen, Bänke und Unterstände sorgen für bequeme Wartezeiten. Digitale Anzeigen informieren aktuell.
Busbahnhof, Planungsintervall langfristig (5 plus)4 Schülernamen (THS, LK Politik-Wirtschaft, Gruppe 5) Quelle
Anmerkung: Die Schüler beschreiben als ihre Vision das, was an den Busbahnhöfen der umliegenden Städte bereits alles realisiert ist. Damit wird nur deutlich, wie Homberg seine Pflichtaufgaben vernachlässigt hat und zurückgeblieben ist.
Busbahnhof der Zukunft, Der Busbahnhof wird begrünt. Die Bürgersteige werden der hohen Auslasung entsprechend erweitert, um die Sicherheit der wartenden Fahrgäste zu gewährleisten. Unterstände werden ergänzt. Es stehen digital Anzeitafeln und ein Ticketautomat als Service zur Verfügung.
Anmerkung: Diese Schülergruppe sieht die schmalen Bürgersteige an der Haltestelle als Problem. Sie sind nicht ausreichend, wenn die Verkehrsströme zwischen den verschiedenen Bussen hin und her eilen, vor allem wenn noch großes Gepäck und Kinderwagen unterwegs sind.
Visionen der Schüler für das Machwerk
Foto des Fotos vom Machwerk mit den Visionen der Schüler
Was soll hier stattfinden?
So lautet die Aufforderung über die mögliche Nutzung des angemieteten Ladens.
Die Schüler schlagen vor:
Häkelkreis, Glitters, Tatoos, Make up, basteln, Halligalli, Luftballons, Nagellack…
Diese Schüleraussagen werden von der Stadt und dem Bundesbauministerium als Impulse für die Stadtentwicklung angesehen. Mit dieser Vorgehensweise und diesen Visionen würden Homberg zeigen, wie die Transformationsblockaden überwunden werden können.
Originalton aus dem Newsletter
Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden Veränderung als Eingriff in ihr gewohntes Leben.
Der Verlust von Routinen, Unsicherheit über zukünftige Entwicklungen und die Sorge um persönliche Nachteile lösen Ablehnung aus.
Gleichzeitig nimmt das Vertrauen in politische Prozesse ab. Wo Veränderung als fremdbestimmt wahrgenommen wird, entstehen Blockaden. Transformation wird zur Zumutung statt zur gemeinsamen Aufgabe. Genau hier müssen Stadtentwicklungsprozesse ansetzen: mit einer Haltung, die anerkennt, dass Wandel nicht allein rational durchsetzbar ist – sondern emotional verhandelt und sozial gestaltet werden muss.
Ergebnisse
Die Erfahrungen mit dem WANDELpfad als übergreifendem Weg durch die Stadt und punktuellen Interventionen wie u.a. dem aktivierten Ladenleerstand im ehemaligen Schuhgeschäft „KOCHS“ haben deutlich gemacht, dass sich stadtentwicklungspolitische Wandelprozesse und Fragestellungen mittels innovativer Formate und Kooperationen in einen breit getragenen partizipativen und Akteure vernetzenden Entwicklungsprozess bringen lassen.
Konkrete und aktiv gestaltete Veränderungsprozesse bilden die Grundlage für eine zukunftsfähige (Klein)-Stadtentwicklung.
Sie stehen jedoch unter dem ständigen Eindruck und Einfluss der demographischen Entwicklung, der Digitalisierung und des Klimawandels, der u. a. auch zu einer erkennbaren Verunsicherung in der Gesellschaft führt.
Daher bedürfen Transformationsprozesse gerade in ländlich geprägten Regionen einer besonderen Herangehensweise, die durch innovative Beteiligungsformate, Konkretheit der Projekte / Wandelorte, eine stetige Reflexion vor Ort und qualifizierte, externe fachliche Begleitung, aber auch einen kontinuierlichen Austausch mit vergleichbaren Kommunen im In- und Ausland, beispielgebend und akzeptanzfördernd ist. Quelle
Wo Menschen spüren, dass ihre Stimme zählt, entstehen neue Allianzen.
In Homberg wird die „stille Mehrheit" durch direkte Gespräche,
niedrigschwellige Beteiligung und transparente Kommunikation angesprochen. Quelle