Ermutigungen
Nach 13 Jahren und über 4500 Beiträgen habe ich vor einem Monat die regelmäßige Berichterstattung über die Homberger Kommunalpolitik beendet. Es war gut, etwas Abstand zu gewinnen – und gar nicht so leicht die schon zur Routine gewordene Arbeit einzustellen.
Es war eine Zeit zum Rückblick über den langen Einsatz für Homberg und Zeit daraus die zukünftige Aktivitäten zu klären.
Am Wahlabend des 27. Januars 2008 beschloss ich, etwas dafür zu tun, dass die Homberger Bürger besser über die Vorgänge in ihrer Stadt informiert werden. Ich hatte keine Vorstellung, was damit in den folgenden Jahren auf mich zu kommen sollte: Gerichtsprozesse, Beleidigungen und Drohbriefe. Das alles hat mich nicht abgehalten, weiter zu recherchieren und zu veröffentlichen.
Es gab auch Ermutigungen und eine für eine Kleinstadt große Leserzahl, die täglich nachschauten, was in der Stadt vor sich ging, über das an anderer Stelle geschwiegen wurde.
Was mich weiter motiviert hatte, lässt sich mit drei Zitaten darstellen.
„na, da haben Sie sich ja als Einzelkämpfer ganz schön was vorgenommen in der Provinz, und das auch noch im nicht als sonderlich aufklärungswillig geltenden Nordhessen; schön ist‘s da, aber auch duster. Es ist schon eine Krux mit dem Journalismus, gerade im Lokalen, gerade in solchen Gegenden – da mauselt sich‘s so schön, guckt ja keiner hin, merkt ja keiner was.“
Das schrieb mir 2015 Gerhard Kromschröder, ein Altmeister des investigativen Journalismus. Es hat mich ermutigt, dass auch Außenstehende erkennen, dass Nordhessen nicht "als sonderlich aufklärungswillig" gesehen wird. Und gerade im Lokalen, wo viele lieber wegsehen, ist ein Feld für kleinere und größere Mauscheleien, aber auch für einen laxen Umgang mit dem Recht und dem Geld. Kann man einfach darüber hinwegsehen, wenn es bekannt wird?
"Immer NEIN zu Unrecht sagen", diesen Satz schrieb Trude Simonsohn mir in ihr Buch, das sie mit Elisabeth Abendroth verfasst hat. Vor ein paar Tagen ist die Auschwitz-Überlebende zu ihrem 100. Geburtstag in Frankfurt gefeiert worden. Diesem Satz fühle ich mich verpflichtet.
Öfter wurde ich gefragt, warum ich immer weiter mache, ich würde doch sehen, das ich damit keinen Erfolg habe. Darauf antwortete ich gern mit einem Zitat von Václav Hável.
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.
Als ich den erinnerten Text suchte, um ihn richtig zu zitieren, fand ich das nebenstehende Foto im Internet. Der Text dazu lautet:
Großflächiges Zitat von Václav Havel über Hoffnung, gefunden an der Giebelwand eines Wohnblocks in Weimar in der Ettersburger Straße (stadtauswärts rechts) . Übrigens: heute am 11. April vor 76 Jahre wurde der Terror in Buchenwald beendet.
Die Ettersburger Straße führt in Weimar hinauf auf den Ettersberg, zum ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald.
Es ist weiterhin sinnvoll…
Gestern erhielt ich einen Anruf aus Hamburg. Der Anrufer hatte gerade im Homberger Hingucker die Berichte über das Homberger Ärztehaus gefunden und konnte mir als Insider aktuelle Informationen dazu geben, die noch weiter zu verfolgen sind.
Es war nicht der erste Insider, der durch die Berichte im Hingucker Kontakt mit mir aufnahm. Es gab auch Investoren, die sich von Homberg abwandten, nachdem sie sahen, wie es in Homberg läuft. Es gab Insider die die Zusammenarbeit suchten, mit denen ich zusammenarbeiten konnte. Dadurch wurden kriminelle Vorgänge in Homberg bekannt.
… als Zeitdokument
Der Homberger Hingucker bleibt weiterhin im Internet zugänglich. Es ist ein Zeitdokument über 13 Jahre Praxis der Kommunalpolitik, wie sie tatsächlich abläuft. Wenn eines Tages das Kartenhaus der Homberger Projekte zusammen fallen sollten und die Schulden Einschränkungen für die Bürger zur Folge hat, kann keiner sagen: Das haben wir nicht gewusst.