Hitze, DĂŒrre, Blumentor
Foto: Teilansicht des Homberger Hitze-Hotspots, der großen schattenlosen Betonplatte des Einkaufszentrums
Mit dem 1. Juni beginnt der meteorologische Sommer. Es wird der dritte Hitzesommer sein, mit neuen Hitzerekorden. Die Medien melden Dürre und kommende Sommerhitze. Die Städte sind aufgerufen, entsprechende Vorsorge zu betreiben.
Der neue schattenfreie Hitze-Hotspot Homberg wird fertiggestellt.
Hitze
Wetter-Experten stellen eine erste Prognose für den Sommer auf. Sie deutet auf eine der extremsten Wetterlagen der vergangenen Jahrzehnte hin. Quelle
Extreme Hitze wird für den Sommer 2020 erwartet, mit neuen Hitzerekorden und Hitzetoten, wie in den letzten Sommern.
Das Robert-Koch-Institut schätze für 2019 in Hessen etwa 740 Tote, die hitzebedingt starben.
Bis zum 30.5.2020 gab es in Hessen 476 Coronatote.
Im Epidemiologischen Bulletin 23/2019 wird die Anzahl der Personen geschätzt, die im Sommer 2018 in Hessen und Berlin hitzebedingt verstorben sind: In Berlin waren es schätzungsweise etwa 490 Todesfälle, in Hessen etwa 740. Insgesamt betrug die hitzebedingte Mortalität des Sommers 2018 in Berlin und Hessen etwa 12/100.000 Einwohner. Quelle
Mit Mundschutz, Abstandsregeln und Schließungen von verschiedensten Einrichtungen kann man der Hitze nicht begegnen. Gegen die Hitze wird es auch keinen Impfschutz geben.
Der Städte- und Gemeindebund hat bereits im März ein Positionspapier mit Empfehlungen an die Städte herausgegeben. Siehe hier.
Empfehlungen werden in Homberg ignoriert
Hitzeinseln vermeiden
Dichte Bebauung und ein hoher Versiegelungsgrad mit einer geringen Begrünung, vor allem in verdichteten Gebieten, führen bei langanhaltend hohen Temperaturen zu Hitzestaus und Aufheizungen, sogenannten Hitzeinseln. Diese können nicht mehr durch nächtliche Abkühlung ausgeglichen werden.
Grünflächen erhalten, neue schaffen, wässern
Grünflächen, die ausreichend mit Wasser versorgt sind, dienen in der Regel als „natürliche Kühlschränke“. Die Kühlleistung kann durch die Speicherung von Regenwasser, bodenverbessernden Maßnahmen und kontinuierlicher Versorgung der Vegetation mit Wasser weiter gesteigert werden
Stadtbäume erhalten
Hinzu kommt, dass mit Schatten spendenden Stadtbäumen der Klimakomfort deutlich verbessert werden kann. Durch Schatten und Transpirationsprozesse wirken Stadtbäume vor allem in Bodennähe der Wärmebelastung in stark verdichteten Gebieten entgegen und tragen so zur Verbesserung des Klimas bei. Dabei sind insbesondere lockere, großkronige und hohe Baumgruppen sowie Baumalleen als Anpassungsmaß-nahmen geeignet.
In Homberg werden diese Empfehlungen nicht angenommen, Homberg macht das Gegenteil.
Die Planung für die neue Hitzeinsel des Großparkplatzes stammt aus dem Kasseler Planungsbüro ANP, deren Mitinhaberin Barbara Ettinger-Brinkmann ist gleichzeitig auch Präsidentin der Bundesarchitektenkammer sowie in vielen anderen Institutionen engagiert, zur Baukultur, zur Nachhaltigkeit, zum Denkmalschutz.
Alter Baumbestand auf dem ehemaligen Ulrich-Areal wurde nach den Plänen von ANP entgegen des Bürgerwillens abgeholzt. Der benachbarte Baumbestand im alten Friedhof wurde sichtbar gelichtet.
Der Gleditschien-Baum am Eingang der Westheimer Straße wurde für den Bau des Blumentors abgesägt. Eine Baumart, die besonders gut Hitze und Trockenheit verträgt und vor 13 Jahren dort gepflanzt wurde.
Der Bürgermeister und die Homberger Parteien schweigen dazu. Auch die Homberger Grünen gaben dem Einkaufzentrum den Vorrang vor dem Erhalt der damals noch vorhanden Grüninsel mit großen alten Bäumen.
Dürre
Homberg ist wie der gesamte Schwalm-Eder-Kreis bereits jetzt schon von extremer Dürre betroffen.
Die neue Forstpflanzung auf der Lichte ist bereits vertrocknet.
Dürremonitor Helmholz-Institut
Abbildung: Dürremonitor Hessen am28. 05. 2020, Schwalm-Eder-Kreis: Außergewöhnliche Dürre.
Schon jetzt zeigen die Bäume Trockenschäden. Es wird vermutlich wieder zu Sommerbruch führen, bei dem die Bäume einzelne Äste abwerfen, um sich als Baum zu retten. Wie in den letzten Jahren könnten dann die Behörden die Bäume fällen lassen und den Schaden anrichten, vor dem der Baum versuchte, sich zu schützen.
Blumentor
Foto: Blumentor auf früheren Jahren, auf der rechten Seite ist noch der Baum zu sehen, der abgesägt wurde.
Angesichts der dramatischen Entwicklung fällt Homberg nichts Besseres ein, als ein Blumentor zu errichten. Ein Gerüst, an dem über 200 Blumenampeln aufgehängt und regelmäßig gewässert werden müssen. In Zukunft werden die Blumen automatisch gegossen, dafür ist gerade die Westheimer Straße aufgegraben worden, um den Wasser- und Stromanschluss zu legen. Wenn die Blumen verblüht sind, werden sie durch neue ersetzt. Im Winter wird das Gestell dann dekoriert und Illuminiert, so war es jedenfalls in den letzten Jahren. Für den Bau wurde ein dort vor 13 Jahren gepflanzter Baum geopfert.
Angesichts der Krisenentwicklung mit Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen, die auch die Kommunen treffen, der Dürre, die auch den Waldbestand der Stadt vermindert hat, und der Sommerhitze mit ihren Toten lässt die Stadt das Blumentor erneuern. Es hat nicht einmal ein Nachdenken über die Sinnhaftigkeit eingesetzt. Dieser Bau ist ein sichtbares Zeichen für den Realitätsverlust im Homberger Rathaus.