Autohof soll ein groĂer Erfolg sein?
Ein Autohof soll bis zum Herbst nächsten Jahres in Remsfeld gebaut werden, berichtete die HNA am 16. 6.
"Für den Zweckverband Schwalm-Eder-Mitte sei die geplante Ansiedelung ein großer Erfolg, sind sich Kaufmann und Knüllwalds Erster Beigeordneter Jürgen Roth einig."
Auf 2,5 ha sollen Stellplätze für 100 Laster und 50 für Pkws entstehen.
"Die Autohöfe bieten in Restaurants, Shops und Tankstellen viele Dienstleistungen, zudem Parkflächen sowie Spielotheken. Alle Einrichtungen sind 24 Stunden geöffnet."
Wenn das ein großer Erfolg sein soll, muss die Messlatte sehr tief gelegt worden sein.
Auf 2,5 ha entstehen im Dreischichtbetrieb 40-50 Arbeitsplätze. Was nicht gesagt wird: Wohl überwiegend im Niedriglohnsektor. Vielleicht noch 2 bis 3 Vollarbeitsplätze für die Leitung. Das soll ein Erfolg sein?
Was Niedriglohn bedeutet war gerade bei der Bettenwelt zu sehen, wo polnische Arbeiter über Subunternehmer für 1,88 Euro die Stunde bisher gearbeitet hatten. Die rumänischen Arbeiter in der Bettenwelt geht es mit 5,00 Euro/Stunde auch nicht viel besser.
Wie soll so Kaufkraft in die Region kommen, die wieder Umsatz bei anderen Unternehmen schaffen? Das ist keine verantwortliche Strukturpolitik.
Gewerbeflächen verramscht, ohne großen Nutzen für die Region
Die 25.000 qm Fläche gibt es für einen Quadratmeterpreis von 33,23 Euro, inklusiv der Erschließung. Zum Vergleich: Für ein Baugrundstück im Mühlhäuser Feld sind 79,00 Euro/qm zu zahlen. Das ist ein 138 % höherer Preis oder anders ausgedrückt, die Gewerbefläche ist hoch subventioniert.
Hier wird Gewerbefläche verschleudert und was wird dafür erreicht? Nur ein paar Niedriglohnarbeitsplätze. Auf 500 qm Fläche kommt ein Arbeitsplatz. Bei anderen Unternehmen wird auf 500 qm Grundfläche eine sehr viel höhere Wertschöpfung und Einkommen erzielt.
Leuchtendes Beispiel in welche Richtung sinnvolle Strukturpolitik zu gehen hat, ist Niestetal, wo die Firma SMA neue Gewerbegebiete bebaut. Ein rasant wachsenden Unternehmen, bei denen die Mitarbeiter ein Einkommen erzielen, von dem sie leben können. Zusätzlich sind die Beschäftigten an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt, so dass noch mehrere zusätzliche Monatslöhne im Jahr gezahlt werden können. Für Niestetal sicherlich ein Glücksfall, der nicht überall eintreffen kann. Es zeigt aber in welche Richtung eine verantwortliche Strukturpolitik zu gehen hat.
Mit den Ressourcen an Gewerbeflächen mit guter Verkehrsanbindung sollte aktiv um wertschaffende Unternehmen geworben werden. Nur darauf warten, reicht nicht. Einmal billig verhökert sind die Flächen anderen, wertvolleren Nutzungen entzogen.
Nordhessen als billigen Abstellplatz für Lkws, Paletten und Container, das ist keine Zukunftsperspektive für unsere Region.
Foto: Blick auf das ausgewiesene Industriegebiet des Zweckverbandes in Remsfeld
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