KindergartengebĂŒhren erhöhen: ein teures und falsches Signal
Schon im Vergleich mit den Städten in der Nähe kann Homberg mit seiner Kindergartenpolitik nicht mithalten, dort arbeitet man in Richtung Aufhebung der Elternbeiträge. In Homberg soll es in die andere Richtung gehen.
Wenn man noch etwas weiter schaut, dann sieht man, dass in Europa Deutschland an der Spitze steht, wenn es um die Elternbeiträge geht.
Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2003 rund 10,6 Mrd. Euro für frühkindliche
Bildung, Betreuung und Erziehung ausgegeben. Rund 27,9 Prozent davon trugen die
privaten Wirtschaftssubjekte.
"Innerhalb Europas hat Deutschland einen der höchsten privaten ‘"Finanzierungsanteile" heißt es in einer Studie des arbeitgeberfinanzierten "Initiative neue soziale Marktwirtschaft" (INSM), die deshalb auch fordert, dass die frühkindliche Erziehung kostenfrei sein muss.
Trotz der höchsten Belastungen für die Eltern in Deutschland, ist die Qualität nicht entsprechend.
"Deutschland und Österreich die einzigen Länder Westeuropas, in denen keine nennenswerte Präsenz von Beschäftigten in der Kindertagesbetreuung mit einer grundlegenden Hochschulausbildung zu verzeichnen ist" (OECD, 2004, 72).
Die Qualifizierung der Beschäftigten im Kindergarten ist trotz langer Ausbildungszeit noch immer am Leitbild der Kinderaufbewahrung und -betreuung orientiert, wie eben auch die Argumentation zu den Elternbeiträgen. Die Bezahlung und Belastung der Beschäftigten hat zudem ein Maß erreicht, dass die Beschäftigten jetzt zum Mittel des Streiks greifen ließ.
Im Rathaus ist noch nicht angekommen, dass das in Kindergärten angelegte Geld die höchsten Erträge erzielt.
"Vorschulbildung erbringt innerhalb des lebenslangen Lernens den höchsten Ertrag (dies gilt insbesondere für die am stärksten benachteiligten Gruppen)." Werde nicht schon im "frühen Kindesalter genug in Bildung investiert, fallen durch – weniger effiziente – Fördermaßnahmen in späteren Lebensphasen weitaus höhere Kosten an", nicht zuletzt für Arbeitslosenunterstützung, Sozialfürsorge oder Verbrechensbekämpfung."
Empfehlung der EU-Kommission: "Die Vorschulbildung liefert im Hinblick auf den Bildungserfolg und soziale Eingliederung der Kinder die größten Erträge."
"Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament" vom 8. September 2006 (nach: DER STANDARD, Lisa Nimmervoll , 27.11.2006)
Um welche Summen geht es dabei.
Im Haushaltsplan 2009 sind 230.000 Euro als Einnahmen von den Eltern ausgewiesen.
Die geplante Erhöhung liegt zwischen 5,3 und 21 %. Wenn man einen Mittelwert von 13% annimmt, dann geht es um Mehreinnahmen von rund 30.000 Euro im Jahr bei einem Kindergartenetat von 1,8 Mill. Euro, dass sind nicht einmal 2 % des Etats. Bezogen auf eine Verschuldung der Stadt von über 40 Mill. Euro macht das nur etwa 0,08 Prozent aus. Wahrlich keine großer Anteil an der Sanierung der Homberger Finanzsituation
Dem steht aber die Außenwirkung gegenüber. Mit dieser Erhöhung werden Eltern mehr belastet und nicht gefördert, wie es so gern in den Sonntagsreden heißt. Homberg gibt damit auch das Zeichen, dass es in diesem Punkt nicht kinderfreundlich ist. Der Imageschaden für die Stadt lässt sich zwar nicht beziffern, er ist langfristig größer. Da muss man schon viel Geld in die Hand nehmen, um über Stadtmarketing-Maßnahmen den Imageschaden wieder auszugleichen. Wäre es da nicht besser den Schaden erst gar nicht entstehen zu lassen?
Das es auch anders geht, sieht man im bayrischen Schongau, wo die CSU die Erhöhung der Kindergartengebühren ablehnte und die Presse darüber schrieb:
„Es gibt Familien, die mit jedem Euro rechnen müssen“, so der Hinweis von CSU-Stadtrat Peter Blüml. In der derzeitigen wirtschaftlichen Lage sei es nicht der richtige Zeitpunkt, um die Kindergartengebühren zu erhöhen. Ähnlich argumentierte Helmut Schmidbauer (CSU), der nach eigenen Angaben nicht zustimmen könne, „wenn wir den Familien jetzt eins draufhauen“.https://tinyurl.com/l97n5y
Druckansicht