Zum Tag des Denkmals – Die Zerstörungen in Homberg
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat ein erstes „Schwarzbuch der Denkmalpflege“ veröffentlicht. Darin sind die Verluste der vergangenen zwei Jahre dokumentiert, dabei nicht einmal vollständig, denn vieles wird gar nicht erfasst, wie gerade auch in Homberg.
Das Schwarzbuch der Denkmalpflege.
Ein Verzeichnis verlorener Geschichte zeigt prägnante Denkmalverluste und Skandale im Umgang mit Denkmalen aus den Jahren 2023 und 2024 – und zieht eine alarmierende Bilanz.
Denn der Umfang der Verluste ist weitaus größer, als das Schwarzbuch
dokumentieren kann. Nur ein Bruchteil der vielfältigen Zerstörung und des bundesweiten Verschwindens unserer Baugeschichte kann hier exemplarisch dargestellt werden.
Die zahlreichen Verluste der jüngsten Zeit in Homberg sind nicht im Schwarzbuch erfasst, wurden aber im Homberger Hingucker immer wieder dargestellt.
Es reicht nicht nur, die Verluste zu dokumentieren. Es müssen auch die Verantwortlichen benannt werden, die das zugelassen und sogar befördert haben.
Das Homberger Verzeichnis der Denkmalverlust
Ehemaliges Amtsgericht Obertorstraße
Das Gebäude wurde zu einem Ärztehaus umgebaut, in dem eine Etage schon lange leer steht, da es für diesen Zweck schlecht geeignet ist.
Im Vergleich mit anderen Ärztehäusern in der Region bietet es die schlechtesten Voraussetzungen.
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Wohn- und Geschäftshaus der ehemaligen Engelapotheke am Marktplatz und Anbau
Zuerst wurde der Anbau um den kleinen Innenhof abgerissen, angeblich soll die Statik des Haupthauses gefährdet gewesen sein. Statt Fachwerksanierung wurden mächtige Stahlträger und Stützen an der Süd-Ost-Ecke eingebaut. Die Holztreppe des Hauses wurde abgerissen.
Sitzungssaal im historischen Rathaus
Der Sitzungssaal wurde mit Leichtbauwänden in Büroräume unterteilt, die Holzvertäfelung des Saals ist verschwunden.
Fachwerkhaus Holzhäuser Straße 3
wurde zum großen Teil abgerissen wegen angeblicher gefährlicher Schadstoff. Erst wurden ohne Grund die Fenster ausgebaut, sodass der Regen ins Haus dringt und zerstören kann.
Danach wurde um das Haus hinter dem Bauzaun Elektroschrott gelagert, sodass es verwahrlost aussah. Dann wurde eine Präsentation gezeigt, nach der sollten sehr gefährliche Schadstoffe im Haus entdeckt worden sein, so gefährlich, dass das Abrissmaterial nur in eine Untertage-Deponie sicher entsorgt werden kann. Beim Abriss waren keine Sicherheitsmaßnahmen zu sehen, ein Entsorgungsnachweis konnte nicht vorgelegt werden. Die Staatsanwaltschaft sah keinen Grund zum Einschreiten. Hier haben alle staatlichen Organe versagt: Denkmalpflege, Fördermittelgeber des Bundes, Bauaufsicht, Regierungspräsidium, Staatsanwaltschaft. Das städtische Vorgehen könnte man als kriminell bezeichnen.
Murhardsche Hofanlage
Zwischen Salzgasse und Webergasse lag die Murharsche Hofanlage. Scheunen und Anbauten wurden abgerissen, in der verbliebenen Scheune wurde massiv in das statische Fachwerk eingegriffen. Das Wohnhaus der Anlage steht seitdem leer, obwohl es vorher noch bewohnt war. Diese Schandtat wurde vom Landesamt für Denkmalschutz ausgezeichnet.
Schirmen am Marktplatz
Die historischen Sandsteingewände wurden für den Hessentag noch restauriert, später entfernt und durch "filigrane Metallkonstruktion" ersetzt, so die Denkmalpflege. Heute sind es schwarze Löcher mit breiten Metallprofilen.
Ehemalige Menage des ersten hessischen Lehrerbildungsseminars mit Damenstift.
Wohnungen wurden zu zu großräumigen Besprechungsräumen.
Haus Ecke Basthauptweg/ Ziegenhainer Straße, Abriss für das Einkaufszentrum.
Kasseler Straße, Debeka-Haus
Das Haus musste für die Anlieferungszone des Einkaufszentrums weichen.
Villa Wiskemann
Das Gebäude steht noch, doch gleich an der Grundstücksgrenze ragt die Betonwand des neuen Einkaufszentrums bis zur 2. Etage hoch. Die Planung stammt aus dem Kasseler Planungsbüros ANP, deren Gründerin unter anderem Baukultur, und als Präsidentin der Bundesarchitektenkammer tätig war.
Das Osterhäuschen