Radweg oder Bahnstrecke?
Im März 2019 beantragte die FWG, die Bahnstrecke zwischen Homberg und Treysa als Radweg umzunutzen. Jetzt, 10 Monate später, ist die FWG nachdenklicher geworden und fragt: Bahnstrecke oder Radweg? Zur Klärung möchte sie ein Gutachten in Auftrag geben.
Diese Frage ist nicht mit einem Gutachten zu klären. Es ist eine politische Richtungsentscheidung notwendig.
Die Basisfrage ist, ob die als militärische Güterstrecke gebaute "Kanonenbahn", auf der bis in die 1980ger Jahre Personenverkehr stattgefunden hat, nach heutigen Gesichtspunkten für den Nahverkehr mit der Bahn nutzbar ist.
Wiedergeburt der Bahn auf dem Lande
Im Nachbarkreis Marburg-Biedenkopf wird in einer anderen Weise über ehemalige Bahntrassen nachgedacht. Der dortige zweite Kreisbeigeordneten Marian Zachow hat im letzten Jahr in der Fachzeitschrift "Der Nahverkehr" ein engagiertes Plädoyer für die Bahnlinien gehalten.
"Wiedergeburt der Bahn auf dem Lande – Deutschland braucht ein "GuteSchieneRückkehrGesetz" hat er seinen Beitrag überschrieben und auch fundiert die historische Entwicklung dargestellt. Der Autor ist Mitglied der SPD. Am 8. Januar 2021 meldete der Kreis: Ohmtalbahn: Kreis setzt Vorstudie zur Reaktivierung aufs Gleis
1869 veröffentlichte der Verband Deutscher Eisenbahnverwaltungen "Grundzüge über die die Anlage sekundärer Bahnen". Mit dieser Veröffentlichung wurde der Beginn eines Booms beim Bau von Neben- und Kleinbahnen ausgelöst.
Ohne diese Nebenbahnen wäre der ländliche und kleinstädtische Raum vermutlich schon von 150 Jahren (nicht nur wirtschaftlich) abgehängt werden.
Die Nebenbahnen sollten die Hauptstrecken ergänzen und den ländlichen Raum erschließen. "Der Zweck solcher Bahnen wird erreicht durch billige Herstellung und billigen Betrieb.", heißt es in den Technischen Grundzügen.
Die Notwendigkeit für die "Wiedergeburt der Bahn" nennt Zachow die Wachstumsgrenze in den Ballungsräumen und den Leerstand auf dem Lande.
Reaktivierte Bahnen im ländlichen Raum können helfen, die "Wachstumsschmerzen" der Ballungsräume zu lindern.
Er fordert die Prüfung der stillgelegten Strecken in Hinblick auf die Reaktivierung und darüber hinaus den Stopp der Entwidmung der Trassen und der dazugehörigen Betriebsflächen, um sich die Option für die nächsten 100 Jahre offen zu halten.
Die Trasse Homberg-Treysa gehört zu den Streckenabschnitten, die nach den Vorgaben der Landesregierung untersucht werden sollen. Gestern hat zudem die grüne hessische Umweltministerin den Aktionsplan für den ländlichen Raum vorgestellt. Darin geht es auch um die Reaktivierung von Bahnstrecken.
Gutachten ersetzt keine politische Entscheidung
Ein Gutachten zur Entscheidung, ob Bahnreaktivierung oder Radweg verfolgt werden soll, kann diese Frage nicht klären. In jedem Fall sind Annahmen über die zukünftige Entwicklung und zukünftigen Kosten und Nutzen zu treffen.
Je nachdem welche Zahlen eingesetzt werden, kommt das gewünschte Ergebnis heraus, das letztlich nur auf vermuteten Entwicklungen, Kosten und Nutzen beruht. Ein solches Gutachten ist wertlos. Das Geld kann gespart werden.
Radweg auf der Bahntrasse bringt wenig Nutzen
Mit dem Rad bin ich schon öfter nach Ziegenhain und Treysa gefahren und auch nach Homberg und kenne die Radstrecke aus eigener Erfahrung. Es können hier und da Verbesserungen mit kleinen Maßnahmen durchgeführt werden. Ein Radweg auf der Bahntrasse bringt keinen zusätzlichen Nutzen.
Warum sollte ich von Wernswig auf der Bahntrasse bis zum Homberger Bahnhof fahren, dann hinunter ins Tal und wieder hinauf in die Stadt, wenn ich schon jetzt bequem nach Homberg fahren kann. Auf solche Radwege bzw. Radstreifen, wie sie in Homberg gerade aufgemalt worden sind, kann ich verzichten. Das ist keine Lösung.
Die Steuermittel, die für einen Radweg auf der Bahntrasse ausgegeben werden müssten, sind an anderer Stelle besser eingesetzt.
Es braucht etwas fundiertere Analysen und eine Betrachtung mit einem weiteren Blick, um die notwendige Verkehrswende einzuleiten.
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Selten das man mal mit Ihnen einer Meinung sein kann Herr Schnappauf.
Aber in diesem Fall bin ich mal bei Ihnen, als Radweg ist das ganze völlig Sinnlos,
und die jährlichen Unterhaltskosten würden die Anliegergemeinden massiv belasten,
den diese werden nicht staatlich gefördert.
Die Gemeinden zwischen Treysa und Oberaula zahlen jedes Jahr ~200.000€ Unterhaltskosten für ~25km Radweg, und dieser Weg hat weder Tunnel oder große Brücken.
Wenn Reaktivierung, dann als Bahnstrecke.
IchkannGoogle
Ich schließe mich ihrem Kommentar an.
Die FWG stellt nette Forderungen, hat aber keinerlei Informationen zu Ausbau und Nutzung.
Nicht als Wahlkampfgetöse. Von Sachpolitik und sparsammer Haushaltsführung weit entfernt.
Bahnstrecke wieder in Betreb nehmen erfordert
Brückensanierung, Schwellen, Schienen , Gleisunterbau erneuern. Signalechnik vollständig neu, Elektrifizierung, Bahnhöfe / Haltestellen entsprechend den Bauvorschriften einschl. Wetterschutz gestalten; Zuwegung für Fussgänger, Radfahrer, Fahrzeuge anlegen, P+R Parkplätze auch für Radfahrer, anlegen. Fahrzeugbeschaffung, Verkaufsautomaten usw.
Danach die Betriebskosten nicht nur der Strecke, sondern auch des Umfeldes.
Was kostet der Spaß den Steuerzahler insgesamt?
Die Bahnstrecke zu reaktivieren ist schlichtweg Unsinn. Wenn auf der Straße Elektro- und Wasserstoffantrieb LKW unterwegs sind, ist diese Strecke erst recht sinnlos. Denn die Güterströme laufen an Homberg und den Dörfern vorbei. Bahnstrecke Kassel – Wabern – Treysa und Kassel – Melsungen – Fulda ist doch ausreichend. Da ist doch eine optimal Anbindung vorhanden.
Wieviel Menschen werden die Strecke nutzen? Die Fahrtzeiten für den Einzelnen ab seiner Wohnung / Ort der sind ebenso wie Fahrpreis wichtig.
Was Busse anbetrifft: Haltestellen entlang der B 254 sind auch Unsinn. Wenn, muss der Bus wie bisher auch in die Dorfmitte fahren. Wie er es jetzt macht.
Schnellbus nach Kassel? Ab wo? Welche Strecke soll der fahren, welche Fahrtzeiten hätte er? Beispiel Bad Wildungen Breiter Hagen – Kassel Rathaus 1:07; Bahnhof 1:12 h; Bahnhof Wilhemslhöhe 1:21 h.
Derzeit ab Busbahnhof ca.1:15 h über Wabern oder Melsungen. Der Schnellbus wäre auch nicht schneller. Dann muss man noch an seinen Arbeitsplatz. Fahrtzeit mir dem Auto Innenstadt wo auch immer : ca. 45 Minuten !
Das Auto bietet den Vorteil: Rückweg von der Arbeit: Einkauf, Arzt, Apotheke, direkt zum Sport usw. Abholung Familienangehöriger aus Schule, Kita, Verein, Arbeits- und Ausbildungsplatz ….