Bürgermeister Wagner 2009: Kasernengelände für Industrieentwicklung problematisch
Im Februar 2009 schätzte Bürgermeister Martin Wagner die Nutzung des Kasernengeländes, insbesondere der Ostpreussenkaserne, für Industrieansiedlung als problematisch ein.
Zu diesem Zeitpunkt wurde das Homberger Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan erweitert. Die Regionalplanung gab der Stadt hinsichtlich der Flächenausweitung zu bedenken:
"Es wird angeregt, im Hinblick auf die sonstigen, in Homberg vorhandenen Gewerbeflächenoptionen (Remsfeld/Kasernenkonversionen) den Flächenumfang der Bauleitplanänderung nochmals kritisch zu hinterfragen und auf den zu erwartenden
Bedarf in den kommenden 8 – 10 Jahren zu begrenzen."
Auf diesen deutlichen Hinweis nahm der Magistrat folgendermaßen Stellung:
"Entsprechende Anfragen mit einem Einzelflächenbedarf von ca. 4,0 ha liegen bereits vor, die Erweiterung eines im Gebiet ansässigen Logistikunternehmens steht unmittelbar vor der Realisierung.
Insbesondere für solch größere zusammenhängende Flächenansprüche sind dagegen die noch vorhandenen kleinen Restflächen nicht geeignet. Die Konversionsflächen des ehemaligen Bundeswehrstandortes Ostpreußenkaserne sind aufgrund ihrer topographischen Lage sowie der Nähe zu Homberger Wohngebieten für die Entwicklung eines Industriegebietes problematischer zu beurteilen.
Der an die ehemaligen Kasernen angrenzende Truppenübungsplatz mit ca. 300 ha Fläche birgt kein weiteres Entwicklungspotential, weil der überwiegende Teil der Flächen FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet ist." (Unterstreichung vom Hingucker)
In der Debatte über diesen Punkt bekräftigte Wagner noch einmal diesen Standpunkt: Das Gewerbegebiet in Remsfeld sei wegen der Hanglage für Logistikunternehmen nicht geeignet, da die Kosten für die Planierungsarbeiten zu hoch seien.
In diesem Herbst wurden rund 6 ha Fläche abgegraben und aufgeschüttet, um ebene Flächen für das Logistikunternehmen ELVIS zu bekommen. An der höchsten Stelle der Erdaufschüttungen beträgt der Höhenunterschied zum vorhandenen Gelände 10 Meter. Diese Planierungsarbeiten wurden vom Zweckverband Schwalm-Eder-Mitte in Auftrag gegeben, in dessen Vorstand auch Wagner sitzt.
Den Vorzug der Homberger Erweiterung des Gewerbegebietes gegenüber dem gemeinsamen in Remsfeld sieht Wagner laut Sitzungsprotokoll:
Der Bürgermeister bringt noch einmal zum Ausdruck, dass ein ganz wesentlicher Unterschied zum gemeinsamen Gewerbegebiet besteht, nämlich der Bahnanschlus.
Von dem Bahnanschluss ist bis heute nichts zu sehen.
Jetzt, zwei Jahre später, will Wagner das Kasernengelände für 500.000 Euro durch die Stadt kaufen. An der topografischen Situation und an der Nähe zur Wohnbebauung hat sich bei dem Kasernengelände nichts geändert. Der Vergleich der Aussagen von 2009 mit denen von 2011 zeigt den Wahrheitsgehalt an.
DruckansichtDokumentation
Gleichlautende Stellungnahme des Magistrats auf die Einwände der Regionalplanung, der Landwirte und des Bauernverbandes laut Sitzungsprotokoll vom 26.2.2009
Das geplante Industriegebiet soll nicht in Konkurrenz zu dem Gewerbe- und Industriegebiet in Knüllwald-Remsfeld stehen sondern den Bedarf der bereits ansässigen Betriebe nach Erweiterungsflächen bedienen. Entsprechende Anfragen mit einem Einzelflächenbedarf von ca. 4,0 ha liegen bereits vor, die Erweiterung eines im Gebiet ansässigen Logistikunternehmens steht unmittelbar vor der Realisierung.
Insbesondere für solch größere zusammenhängende Flächenansprüche sind dagegen die noch vorhandenen kleinen Restflächen nicht geeignet. Die Konversionsflächen des ehemaligen Bundeswehrstandortes Ostpreußenkaserne sind aufgrund ihrer topographischen Lage sowie der Nähe zu Homberger Wohngebieten für die Entwicklung eines Industriegebietes problematischer zu beurteilen.
Der an die ehemaligen Kasernen angrenzende Truppenübungsplatz mit ca. 300 ha Fläche birgt kein weiteres Entwicklungspotential, weil der überwiegende Teil der Flächen FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet ist. Da, wie oben beschrieben, bereits vorhandene Logistikbetriebe große Entwicklungsflächen benötigen, ist die ausgewiesene Fläche erforderlich um kurzfristigen Bedarf befriedigen zu können. In jedem Fall ist seitens der Stadt eine Entwicklung des Industriegebietes nur nach vorhandenem Bedarf beabsichtigt. Die Erschließung der Flächen soll schrittweise nach Vermarktung erfolgen. Damit ist auch eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung so lange wie möglich gegeben.