HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Radweg oder Bahnstrecke?

 

Im März 2019 beantragte die FWG, die Bahnstrecke zwischen Homberg und Treysa als Radweg umzunutzen. Jetzt, 10 Monate später, ist die FWG nachdenklicher geworden und fragt: Bahnstrecke oder Radweg? Zur Klärung möchte sie ein Gutachten in Auftrag geben.
Diese Frage ist nicht mit einem Gutachten zu klären. Es ist eine politische Richtungsentscheidung notwendig.

Die Basisfrage ist, ob die als militärische Güterstrecke gebaute "Kanonenbahn", auf der bis in die 1980ger Jahre Personenverkehr stattgefunden hat, nach heutigen Gesichtspunkten für den Nahverkehr mit der Bahn nutzbar ist.

 

Wiedergeburt der Bahn auf dem Lande

Im Nachbarkreis Marburg-Biedenkopf wird in einer anderen Weise über ehemalige Bahntrassen nachgedacht. Der dortige zweite Kreisbeigeordneten Marian Zachow hat im letzten Jahr in der Fachzeitschrift "Der Nahverkehr" ein engagiertes Plädoyer für die Bahnlinien gehalten.

"Wiedergeburt der Bahn auf dem Lande – Deutschland braucht ein "GuteSchieneRückkehrGesetz" hat er seinen Beitrag überschrieben und auch fundiert die historische Entwicklung dargestellt.  Der Autor ist Mitglied der SPD. Am 8. Januar 2021 meldete der Kreis: Ohmtalbahn: Kreis setzt Vorstudie zur Reaktivierung aufs Gleis

1869 veröffentlichte der Verband Deutscher Eisenbahnverwaltungen "Grundzüge über die die  Anlage sekundärer Bahnen". Mit dieser Veröffentlichung wurde der Beginn eines Booms beim Bau von Neben- und Kleinbahnen  ausgelöst.

Ohne diese Nebenbahnen  wäre der ländliche und kleinstädtische Raum vermutlich schon von 150 Jahren  (nicht nur wirtschaftlich) abgehängt werden.

Die Nebenbahnen sollten die Hauptstrecken ergänzen und den ländlichen Raum erschließen. "Der Zweck solcher Bahnen wird erreicht durch billige Herstellung und billigen Betrieb.", heißt es in den Technischen Grundzügen.

Die Notwendigkeit für die "Wiedergeburt der Bahn" nennt Zachow die Wachstumsgrenze in den Ballungsräumen und den Leerstand auf dem Lande.

Reaktivierte Bahnen im ländlichen Raum können helfen, die "Wachstumsschmerzen" der Ballungsräume zu lindern.

Er fordert die Prüfung der stillgelegten Strecken in Hinblick auf die Reaktivierung und darüber hinaus den Stopp der Entwidmung der Trassen und der dazugehörigen Betriebsflächen, um sich die Option für die nächsten 100 Jahre offen zu halten.

Die Trasse Homberg-Treysa gehört zu den Streckenabschnitten, die nach den Vorgaben der Landesregierung untersucht werden sollen. Gestern hat zudem die grüne hessische Umweltministerin den Aktionsplan für den ländlichen Raum vorgestellt. Darin geht es auch um die Reaktivierung von Bahnstrecken.
  

Gutachten ersetzt keine politische Entscheidung

Ein Gutachten zur Entscheidung, ob Bahnreaktivierung oder Radweg verfolgt werden soll, kann diese Frage nicht klären. In jedem Fall sind Annahmen über die zukünftige Entwicklung und zukünftigen Kosten und Nutzen zu treffen.
Je nachdem welche Zahlen eingesetzt werden, kommt das gewünschte Ergebnis heraus, das letztlich nur auf vermuteten Entwicklungen, Kosten und Nutzen beruht. Ein solches Gutachten ist wertlos. Das Geld kann gespart werden.
 

Radweg auf der Bahntrasse bringt wenig Nutzen
 

Mit dem Rad bin ich schon öfter nach Ziegenhain und Treysa gefahren und auch nach Homberg und kenne die Radstrecke aus eigener Erfahrung. Es können hier und da Verbesserungen mit kleinen Maßnahmen durchgeführt werden. Ein Radweg auf der Bahntrasse bringt keinen zusätzlichen Nutzen.
Warum sollte ich von Wernswig auf der Bahntrasse bis zum Homberger Bahnhof fahren, dann hinunter ins Tal und wieder hinauf in die Stadt, wenn ich schon jetzt bequem nach Homberg fahren kann. Auf solche Radwege bzw. Radstreifen, wie sie in Homberg gerade aufgemalt worden sind, kann ich verzichten. Das ist keine Lösung.

Die Steuermittel, die für einen Radweg auf der Bahntrasse ausgegeben werden müssten, sind an anderer Stelle besser eingesetzt.

Es braucht etwas fundiertere Analysen und eine Betrachtung mit einem weiteren Blick, um die notwendige Verkehrswende einzuleiten.
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