Kein Architektenwettbewerb: Vertrauen zerstört
Der Bürgermeister hat den Auftrag zu einem Architektenwettbewerb für das Multifunktionshaus nicht erfüllt. Stattdessen versucht er mit Hilfe des beauftragten Projektmanagers und des Architekturbüros die Bürger zu täuschen. Damit zerstört er Vertrauen. Bei einer solchen Vorgehensweise kann kein Modellprojekt entstehen, das überregional wahrnehmbar ist.
Der Auftrag zu einem Architektenwettbewerb
Die Stadtverordneten beschlossen einen Architektenwettbewerb für das Multifunktionshaus.
In der Aufgabenbeschreibung für den Projektmanager für das Multifunktionshaus ist die Durchführung eines Architektenwettbewerb genannt.
Zur Findung einer in jeder Hinsicht guten Lösung wird ein Ideenwettbewerb für die Architektenleistung ausgelobt.
Der Wettbewerb wird von einem Fachbüro durchgeführt und ist vom Projektsteuerer zu koordinieren.HAD-Ausschreibung 5258/149, Aktenzeichen: 163/2017
Auf die Frage, wo der Architektenwettbewerb bleibt, antwortete Bürgermeister Dr. Nico Ritz in der Bürgerversammlung, man habe ein VgV-Verfahren durchgeführt.
Der Projektmanager Thiemo Glomb von Infra-net, Kassel, antwortete im Gespräch zum Multifunktionshaus ebenfalls, der Architektenwettbewerb sei als VgV-Verfahren durchgeführt worden, das sei auch so mit den Fördermittelgebern abgesprochen worden.
Das Architekturbüro Hess schreibt zu einer Zeichnung des Multifunktionshauses ebenfalls von VgV-Verfahren.
Was ist der Unterschied zwischen einem Architektenwettbewerb und einem sogenannten VgV-Verfahren?
Definition: Richtlinien für Planungswettbewerbe 2013, Bundesministerium
Mit einem Architektenwettbewerb wird die bestmögliche Planungsidee für ein Vorhaben gesucht.
VgV steht für Vergabeverordnung (VgV). Es ist eine Rechtsverordnung, die das Verfahren bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen regelt.
Es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Zielsetzungen.
Architekten- oder Ideenwettbewerb
Verfahrensbedingungen für Planungswettbewerbe stellen einen fairen Leistungsvergleich sicher.
Wesentliche Punkte sind:
# Die Chancengleichheit aller Teilnehmer ist gesichert.
# Ein unabhängiges Preisgericht beurteilt die eingereichten Arbeiten.
# Die Anonymität der Teilnehmer ist gesichert.
# Es gibt ein angemessenes Preis- /Leistungsverhältnis bei der Preisverteilung.
# Das Urheberrecht der Teilnehmer wird gesichert.
Die Planungsentwürfe werden öffentlich ausgestellt, so dass die Bürger sich mit den Entwürfen und den Begründungen der Preisrichter auseinander setzen können. Gerade die Öffentlichkeit sichert, dass sich die Bürger später auch mit dem Bauwerk identifizieren können.
All diese Bedingungen sind in Homberg bei der Planung des Multifunktionshauses nicht eingehalten.
Vergabeordnung für die Ausschreibung von öffentlichen Aufträgen
Statt eines Ideenwettbewerbs ist lediglich eine öffentliche Ausschreibung erfolgt, so als ob man Maler- oder Tischlerarbeiten vergeben wolle.
Ausgeschrieben wurde folgendes:
HAD Referenznummer:
4350/412 [Änderungen: /413, /414, /415]
Planungs- und Bauüberwachungsleistungen "M15/CO-OP Jugend und Kultur Homberg/Efze
Die Leistung ist in drei Lose aufgeteilt, kann aber auch gemeinsam vergeben werden.
Los 1: Architektur, Objektplanung für Gebäude, Schallschutz- Raumakustik, Tragwerksplanung, thermische Bauphysik, Wärmeschutznachweis, Wert 354.000 €
Los 2: Technische Gebäudeausrüstung GWAL, Wert 132.000 €
Los 3: Technische Gebäudeausrüstung ELT, Wert 103.000 €Vertragslaufzeit 02. 04.2018 bis 31.05.20121
Diese Ausschreibung dient dazu, eine Dienstleistung an ein geeignetes Planungsbüro zu vergeben. Dieser Auftrag ging an das Architekturbüro Hess.
Welche anderen Bewerber sich beteiligten, ist unbekannt. Es gibt auch keine Informationen darüber, was das Architekturbüro Hess gegenüber Mitbewerbern auszeichnet. Die Auftragsvergabe erfolgte hinter verschlossenen Türen, mit Transparenz hat das nichts zu tun.
Auf der Homepage der Stadt konnte man im August 2018 lesen:
"Für die künftige Nutzung im geplanten Komplex des Multifunktionshauses hat das Architekturbüro Hess Planungsentwürfe vorgelegt."
Im Klartext heißt das, lediglich ein Büro hat Varianten vorgelegt. Das hat überhaupt nichts mit einem Ideenwettbewerb zu tun, wo verschiedenen Architekten sich mit ihren Planungsideen einbringen.
Vertrauen zerstört – Magistrat hat den Auftrag für einen Architektenwettbewerb nicht erfüllt
Der Bürgermeister und mit ihm der Projektmanager versuchen die Stadtverordneten und die Bürger zu täuschen, indem sie aus dem klar benannten Aufttrag zu einem Ideenwettbewerb eine Auftragsvergabe für Dienstleistungen machen.
Wer so mit Fakten umgeht, dem kann kein Vertrauen entgegen gebracht werden.
Die Aussagen über die Schäden im Gebäude Holzhäuser Straße 3 sind deshalb auch so lange nicht glaubhaft, solange keine Belege vorgelegt werden. Bisher sind es nur Behauptungen: Giftstoffe im Fachwerk, nicht sanierungsfähig.
Das berechtigte Misstrauen wird weiter genährt durch den Ausbau der Fenster, selbst in dem Gebäudeteil, der angeblich erhalten werden soll.
Es wurde zudem behauptet, der Bauschutt im Gebäude sei durch das eingedrungene Wasser des undichten Daches besonders schwer geworden. Ein Blick auf das Dach zeigt: Es ist in einem einwandfreien Zustand.
Die Inszenierung mit den monatelang abgestellten Bauschuttcontainern und dem abgelagerten Elektroschrott zeigt weiterhin, dass die Baustelle nicht professionell betrieben wird: Container-Mieten kosten Geld.
Es gibt noch weitere Anzeichen für unseriöses Vorgehen. So allein der Zeitplan, nach dem bereits in diesem Jahr die Baugenehmigung vorliegen sollte. Bis jetzt gibt es noch keine genehmigungsfähige Planung.
Bereits am 20. August 2018 nannte Glomb den Zeitplan sportlich, In 2018 müsse noch der Bauantrag gestellt werden, sonst bekommen wir Schwierigkeiten, zitiert die HNA Glomb in der Ausgabe am 22.08.2018. Wenn der Bau nicht freistgerecht fertig gestellt wird, ist die Bedingung für die Fördermittelvergabe nicht erfüllt, die 2,7 Mio. Euro können dann entfallen.
Jetzt wird sich zeigen, ob die Fördermittelgeber sich ebenfalls täuschen lassen, oder ob sie das Spiel durchschauen und stoppen, indem sie Fördermittel streichen.