Das große Schweigen: War da mal was mit Einkaufszentrum?
Vor zwei Jahren freute sich Bürgermeister Dr. Ritz:
„Es ist positiv, dass es Investoren gibt und über dem Gelände nicht nur der Zukunftsdunst liegt“
Von den Investoren ist nichts zu sehen. Bisher gibt es nur die Projektentwickler, die mit dem Gelände ein Geschäft machen wollen. Investoren rechnen. Sie werden die Entwicklungen im Handel beobachten und das Risiko überschlagen in Homberg zu investieren. Sie entscheiden, ob das Projekt von Schoofs rentabel ist. Sie prüfen, ob Einnahmen durch langfristige Mietverträge gesichert sind.
Planungsrecht ist geschaffen worden
Die Stadt hat alle planungsrechtlichen Voraussetzungen für das Einkaufszentrum auf dem Ulrich-Areal geschaffen, doch auf dem Gelände tut sich seit März nichts mehr. Im Februar wurde noch in einer Hau-Ruck-Aktion der alte, mächtige Baumbestand gefällt, den die Bürger gern erhalten wissen wollten. Der Projektentwickler und das Planungsbüro ANP gingen darüber hinweg. Die Wünsche von Schoofs haben Vorrang vor denen der Bürger. Basta.
Die hochfliegenden Pläne der Homberger Parteien wie CDU, SPD und Grünen scheinen sich in Luft aufzulösen. Oder wie Bürgermeister Dr. Ritz vor zwei Jahren: "versemmeln". Genau das dürfte nicht geschehen, ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Das liegt vor allem an den raschen und einschneidenden Veränderungen im Handel – und der Homberger Allmachtsphantasie, sie könne es anders erzwingen, nur weil sie es sich wünscht.
Kleinstädte sind für Filialisten nicht attraktiv
Auf dem jährlichen Handelsimmobilienkongress im Februar 2017 sah der Hauptreferent Joachim Stumpf
für Kleinstädte 5.000 – 20.000 EW folgendes Bild:
"+ Bedeutungsgewinn bei der Nahversorgung durch steigende Distanzsensibilität der Bevölkerung
– Hoher Anteil inhabergeführten Einzelhandels führt zu großem Risiko von Geschäftsaufgaben im Nonfood Bereich
– Geringe Attraktivität für Filialisten"
Homberg als Kleinstadt ist für Filialisten wenig attraktiv. Wäre es anders, hätten der Projektentwickler und der Bürgermeister schon stolz die Namen derer genannt, die als langfristige Mieter in das Projekt einziehen wollen.
Einkaufzentren: Weniger Umsatz
Diese Veränderungen im Handel werden tendenziell auch in einem Beitrag des Wiener Standard bestätigt. Aus dem Beitrag Entwicklungstendenzen bei Handelsimmobilien einige Fakten, die auch in Homberg zur Kenntnis genommen werden sollten:
"Nur jede fünfte Shopping Mall konnte einen realen Umsatzzuwachs erzielen – Quadratmeter-Produktivität auf 3.600 Euro pro Jahr gesunken."
"Die Umsätze der Einkaufszentren in Österreich stagnieren – schuld daran ist auch der Online-Handel, der bereits 12 Prozent des Einzelhandelsumsatzes ausmacht. Die 100 größten Shopping Malls mit jeweils mehr als 5.000 Quadratmetern Einkaufsfläche haben im Vorjahr zusammen 9,5 Milliarden Euro umgesetzt, nur jedes fünfte davon hat einen realen Umsatzzuwachs erzielt, hat RegioData errechnet. "
"Quadratmeterproduktivität von rund 3.600 Euro pro Jahr und Quadratmeter vermietbare Fläche.
Am anderen Ende des Rankings sind 15 Shopping Malls mit einer jährlichen Quadratmeterleistung unter 3.000 Euro pro Quadratmeter, fünf setzen sogar weniger als 2.000 Euro pro Quadratmeter um.""Der Anteil der leerstehenden Flächen ist von 3,6 Prozent (2015) auf 5,1 Prozent gestiegen."