Beobachtungen und Gedanken am Marktplatz
Gegen 18:00 Uhr hatte ich am Marktplatz noch etwas zu warten und beobachtete den Autoverkehr. Wie viele kommen, wer sucht einen Parkplatz, wer fährt nur durch. 15 Autos waren auf dem Marktplatz abgestellt obwohl nur 7 Stellplätze regulär ausgewiesen sind. Es waren zu dieser Zeit auch außergewöhnliche viele Fußgänger unterwegs, denn in der Pizza Wagner wurde die Erweiterung gefeiert.
Vorbild: Das war einmal
Vor dem ‚Deutschen Haus‘ waren zwei stark motorisierte Autos abgestellt. Auf der Beifahrerseite war neben der Umwelt-Zonen-Plakette ein Aufkleber mit dem Schriftzug "Unsere Polizei…", der darauf verweist, dass dies das Privatfahrzeug eines Polizeibeamten sein könnte. Nach dem Fahrzeugtyp zu urteilen wohl eher in führender Position.
Es soll einmal eine Zeit gegeben haben, in der sich Honoratioren bemüht haben, mit ihrem Verhalten ein Vorbild zu geben. In der Bevölkerung ist diese Erwartungshaltung noch heute vorhanden.
Dieses Beispiel und viele weitere Presseberichte zeigen, das Vorbild gibt es nicht mehr so.
"Das kann ich mir erlauben."
Heute scheint eher die Haltung im Vordergrund zu stehen: Ich zeige wer ich bin und was ich mir erlauben kann. Erlauben nicht nur materiell in Form eines großen Autos, sondern auch im Sinne: Welche Regelverletzungen kann ich mir ungestaft herausnehmen – hier das offensichtliche Parken in der Parkverbotszone.
Das passt auch zu den Beobachtungen, die Homberger Bürger schon vorher gemacht haben. Sie können empfehlen, das Auto lieber mehrere Stunden am Marktplatz abzustellen als im Parkhaus, denn am Marktplatz ist das Risiko geringer, dafür verwarnt zu werden.
Ein Hund bekommt auf dem Friedhof freien Auslauf – das geht, wenn man zu denen gehört, die sich das herausnehmen dürfen, dann stört weder Pietät noch ein Verbot.
Welche Vorbildfunktion hat es, wenn die Homberger den Bürgermeister telefonierend beim Autofahren sehen? Das Ordnungsamt übersieht auch jahrelang die Verordnungen über die Pflicht, Toiletten vorzuhalten, wenn Alkokol ausgeschenkt wird – natürlich nur bei denen, die sich das herausnehmen dürfen.
Das Saubermann-Bild
Im Kontrast dazu finden sich Schilder in der Stadt, die darauf verweisen, was eine weggeworfe Zigarette, Kaugummi oder Bananenschale an Ordnungsgeld kostet. Die Schilder sollen zeigen, wie von der Obrigkeit auf Sauberkeit und Ordnung geachtet wird und wie ein Verstoß verfolgt wird. Das gilt natürlich auch nicht für die, die sich etwas erlauben können.
Das Vorbild wirkt
Was sich "die da oben" herausnehmen, wirkt auch heute im Sinne eines Bildes, an dem sich viele orientieren. Es signalisiert den Menschen, es ist nicht nötig, sich an die Regeln des guten Zusammenlebens zu halten. Wenn aber jemand diese Lehre beherzigt und nicht zu denen gehört, die sich das erlauben können, ist die Empörung groß, dann wird von Werten, von Zucht, Sauberkeit und Ordnung gesprochen.
An diesem Abend war in der Westheimer Straße der Poller eingefahren, es gab freie Fahrt durch die Fußgängerzone zum Marktplatz.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.