HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Geburten: Schlusslicht in Europa

Eine Geburt steht im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Geburten werden als ein freudiges Ereignis erlebt. Nicht immer, es hängt von den Umständen ab. Eine ungewollte Schwangerschaft, fehlender Partner, fehlendes Einkommen, unsichere prekäre Zukunftsaussichten lassen die Geburt eines Kindes auch zu einer drohenden Belastung werden.

Die Statistik spricht eine klare Sprache Geburtenziffer pro Frau
Die Geburtenziffern pro Frau sind in Deutschland in der Vergangenheit immer weiter zurück gegangen und liegen seit 15 Jahren unter dem Wert von 1,4 Kindern.

Bevölkerungsrückgang
Die Gesamtbevölkerung nimmt ab. Die Geburtenzahl ist geringer als die Sterbezahl. Im Saldo verlor Deutschland 51.000 Menschen im Jahr 2010. Auch Homberg hat in den letzten 10 Jahren rund 1000 Bewohner verloren.

Geburten und BestandserhaltDemographischer Faktor
In der Politik wird vom demographischen Faktor geredet. Immer weniger Menschen leben in den Dörfern. Schulen werden zusammengelegt, Infrastrukturkosten müssen von immer weniger Menschen getragen werden. Der Anteil älterer Menschen wird immer größer.

Kein Naturereignis sondern Politik
Fruchtbarkeitsraten EuropaEin Blick auf die Nachbarländer zeigt, es geht auch anders. Es ist kein Naturgesetz, dass Deutschland in Europa am Ende steht. In den anderen Ländern Europas  scheinen die Bedingungen für Kinder und Familien besser zu sein. Kinder sind dort von der Gesellschaft und von der Politik willkommener geheißen.

Im reichen Deutschland ist das Lohnniveau am niedrigsten in Europa. Junge Leute, auch gut ausgebildete, müssen Zeitverträge, niedrige Bezahlung und lange Wege zur Arbeit akzeptieren.
Alleinerziehende
tragen große Belastungen und ein hohes Armutsrisiko. In einer so ausgerichteten Gesellschaft und Arbeitswelt sind die Bedingungen für eine verantwortbare Familiengründung schlecht.

Teilzeitarbeitende MĂŒtter

Die Diskussionen über Elterngeld, Betreuungsgeld und Krippenplätze, die im letzten Jahr geführt wurden, werden an der kinder- und familienfeindlichen Politik nichts Wesentliches ändern.
Der Verlauf der Geburtenziffer in den letzten Jahrzehnt stagniert auf niedrigem Niveau, trotz vieler familienpolitischer Ankündigungen. Die niedrige Geburtenzahl spricht eine eindeutigere Sprache als die der Politik.

Kommunalpolitik ist blind
In der Kommunalpolitik ist diese Entwicklung bisher nur als Schlagwort angekommen, das gern im Munde geführt wird. Die Konsequenzen dieser Entwicklung werden ignoriert. Es braucht andere Maßnahmen als weitere neue Baugebiete auszuweisen und noch mehr Einzelhandelsgeschäfte und Parkplätze zu planen.

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8 Kommentare zu “Geburten: Schlusslicht in Europa”

  1. regio

    Das alles ist nicht neu. Deutschland gilt seit 1970 als “Niedrig-FertilitĂ€tsland”.

    Mal ehrlich: WĂŒrden Sie sich unter den heutigen UmstĂ€nden und mit Blick in die Zukunft in Deutschland nochmal Kinder anschaffen?

    In den nordischen LĂ€ndern, wo die Kinderbetreuungsinfrastruktur gut ausgebaut ist und wo MĂ€nner sich mehr als in anderen Teilen Europas an der Kindererziehung und Hausarbeit beteiligen, fallen diese Entscheidungen leichter. Eine positive Wirkung auf die Geburtenrate hat nach Ansicht der Bevölkerungswissenschaftler auch die Einwanderung. In acht ausgewĂ€hlten westeuropĂ€ischen LĂ€ndern (Niederlande, Großbritannien, Portugal, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland) hĂ€tten die Zuwanderinnen die Geburtenziffern zwischen 1997 und 2006 um drei bis acht Prozent gesteigert.

    Gibt es nun eine demografische Islamisierung Deutschlands? Werden im Jahr 2050 Muslime ein Drittel oder mehr der Einwohner Deutschlands sein? Die Annahme, dass der Anteil der Muslime in Deutschland dramatisch zunehmen werde – wegen der Einwanderung und wegen der höheren Geburtenrate – ist ebenso weit verbreitet wie falsch.

    Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass die VerĂ€nderung der Altersstruktur und die Schrumpfung der Wohnbevölkerung gravierende soziale, politische und ökonomische Auswirkungen haben werden. Bei den heutigen Immigrations- und Geburtenraten sinkt die Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf ca. 68,5 Millionen. Zugleich steigt der Anteil der ĂŒber 65-JĂ€hrigen an der Gesamtbevölkerung auf etwa 60 Prozent. Generell ist davon auszugehen, dass in immer mehr Gemeinden die Nachfrage nach Infrastrukturleistungen wie der technischen Ver- und Entsorgung sowie nach Dienstleistungen zurĂŒckgeht, wĂ€hrend die Ausgaben fĂŒr die Infrastruktur nahezu gleich bleiben. Denn auch wenn Straßen und Schulen von weniger Menschen genutzt werden, bleiben die Kosten erst einmal unverĂ€ndert.

    Gerade angesichts des demographischen Wandels brauchen wir ZentralitĂ€t in Homberg – das heißt, Menschen sollen nach Möglichkeit zentral wohnen oder zumindest gut an ein lokales Zentrum angebunden sein. Es geht darum zu den Gewinnern der kĂŒnftigen Bevölkerungsentwicklung zu zĂ€hlen. Der Anfang ist mit der Vorstellung der Projektstudie zur Revitalisierung der Innenstadt in der Stadthalle gemacht worden. In BĂŒrgerforen könnten BĂŒrger an Planungs- und Entscheidungsprozessen als Mitgestalter gefragt und eingebunden werden.

    Horrorszenarien ĂŒber “aussterbende Regionen” und verödende Landstriche sind allerdings wenig geeignet, Menschen fĂŒr diese aktive Rolle zu gewinnen.

  2. Karl Hassenpflug

    Leider hat (so wie ich den Beitrag verstehe) “die Politik” einfach noch nicht erkannt, wie simpel das PhĂ€nomen (nicht Problem) des “demografischen Wandels” zu lösen wĂ€re: einfach höhere Löhne, unbefristete ArbeitsvertrĂ€ge und wohnortnahe ArbeitsplĂ€tze per Gesetz schaffen/anordnen.

    Wen es interessiert, was statt dessen so alles versucht/ĂŒberlegt wird:

    https://www.brandeins.de/magazin/unberechenbar-die-oekonomie-der-familie/geld-kriegt-keine-kinder.html

    https://www.brandeins.de/magazin/transparenz/vorsicht-studie.html

  3. Science-Fiction

    zu 2.:Kurz und bĂŒndig auf denPunkt gebracht,
    dem kann man nur zustimmen und sich fragen,
    warum und von wem das nicht umgesetzt wird.

  4. Karl Hassenpflug

    zu 3.: Leider war das wohl zu “kurz und bĂŒndig” von mir formuliert, sodass es jetzt zu nicht beabsichtigter Zustimmung kommt.

    Ich bin vielmehr ĂŒberzeugt, dass der Versuch “einfach höhere Löhne, unbefristete ArbeitsvertrĂ€ge und wohnortnahe ArbeitsplĂ€tze per Gesetz schaffen/an[zu]ordnen” ziemlich genau das Gegenteil der davon erhofften Effekte bewirken wĂŒrde.

    Die Links machen eigentlich schon recht deutlich welche Schwierigkeiten staatliche Steuerung mit der Problemanalyse, den Ursache-/WirkungszusammenhĂ€ngen und der Wahl eines angemessenen Steuerungsinstruments hat. Mal “zack was umsetzen” gibt es leider viel zu hĂ€ufig; die dazugehörigen “Erfolge” leider auch.

  5. NiccolĂł

    zu 2:

    Warum haben Leute wie sie eigentlich soviel Angst, ein wenig von ihrem Geld abzugeben? Da werden Millionen investiert, um sich Wissenschaftler und Journalisten zu kaufen (siehe ihre beiden verlinkten Artikel) und auf den Effekt gesetzt, dass, wenn etwas von möglichst vielen Seiten vorgebetet wird, es auch von möglichst vielen Leuten geglaubt wird.

    Jeder verantwortungsvolle Mensch setzt nur Kinder in die Welt, wenn er davon ausgehen kann, dass er sie durchbringen kann. Dazu gehören vor allem auch sichere und auskömmliche ArbeitsplĂ€tze. Das lĂ€sst sich natĂŒrlich nicht durch Gesetze schaffen oder anordnen. Es reicht aber vielleicht auch schon, wenn man es nicht durch Gesetze verhindert.

  6. DMS

    zu 2:
    Die beiden angegeben Links auf Artikel in der Zeitschrift Brandeis sind bezeichnend fĂŒr die eingeschrĂ€nkte Sichtweise zu dem Thema, es wird nur unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet.

    Artikel 1:
    Geld kriegt keine Kinder
    Mutti, Vati, Kind – das kleine private GlĂŒck ist auch ein großer gesellschaftlicher Auftrag. Keine andere Institution kassiert so viel wie die Familie. WofĂŒr eigentlich? Und vor allem: zu Recht?

    Artikel 2:
    Vorsicht Studie!
    Die Politik legitimiert ihre Entscheidungen gern durch Forschungsergebnisse. Warum es sich fĂŒr den BĂŒrger trotzdem lohnt, genau hinzuschauen, zeigt das Beispiel Familienförderung.

    Im ersten Artikel geht es darum welche Förderungen Familien erhalten und er erweckt den Eindruck, dass das schon sehr viel ist, aber Geld allein nĂŒtzt nichts. Informanten sind lediglich Personen aus Wirtschaftsinstituten.

    In dem zweiten Artikel geht es nur um den Vergleich der Wirksamkeit von Elterngeld oder Betreuungsgeld.

    Weder finanzielle Zuwendungen fĂŒr einige Monate noch BetreuungsplĂ€tze fĂŒr unter DreijĂ€hrige können die große Verunsicherung aufheben, denen sich junge Paare gegenĂŒber sehen. Denn sie blicken weiter als nur drei Jahre. Sie sehen wie es anderen geht, denen zugemutet wird tĂ€glich zwei Stunden zur Arbeit zu fahren und zwei zurĂŒck, denen stillschweigend Überstunden abverlangt werden, die mit befristeten VertrĂ€gen nicht wissen wie es im nĂ€chsten Jahr aussieht. Die sehen, dass sie mit Kindern in der Gesellschaft schlechter gestellt sind.

    Die beiden Artikel bringen leider kein Licht in die schwierige und komplexe Situation, besonders der erste Beitrag zeugt von einer arroganten Überheblichkeit. Leider kein sinnvoller Beitrag fĂŒr eine Diskussion.

  7. Karl Hassenpflug

    @ DMS: TatsĂ€chlich ist das gesellschaftliche PhĂ€nomen weit „schwieriger und komplexer“ zu analysieren als hier im Blog dargestellt. Das ist schon daran zu erkennen, dass die in der Tabelle 17399 abzulesende zusammengefasste Geburtsziffer nach dem „Pillenknick“ seit den 1970er-Jahren relativ stabil bleibt, und damit erst einmal in keinem Zusammenhang mit „ZeitvertrĂ€ge[n], niedrige[r] Bezahlung und lange[n] Wege[n] zur Arbeit“ zu stehen scheint.

    Trotzdem fokussiert „die Politik“ (wie der erste Link beschreibt) seit vielen Jahren das (scheinbare?) Problem des ausbleibenden Nachwuchses auf seine ökonomische Dimension, und bleibt mit diesem Ansatz ein ums andere Mal ohne nennenswerte Erfolge. Dies wird von Ihnen unter Bezugnahme auf den zweiten Artikel (und aus Ihrer Perspektive) ebenfalls konstatiert: „Weder finanzielle Zuwendungen fĂŒr einige Monate noch BetreuungsplĂ€tze fĂŒr unter DreijĂ€hrige können die große Verunsicherung aufheben, denen sich junge Paare gegenĂŒber sehen.“ (Das dieser Link insgesamt keine erbauliche LektĂŒre fĂŒr (staatliche) „Steuerungsoptimisten“ ist, kann ich nachvollziehen.)

    Ob allerdings die Wahrnehmung „wie es anderen geht, denen zugemutet wird tĂ€glich zwei Stunden zur Arbeit zu fahren und zwei zurĂŒck, denen stillschweigend Überstunden abverlangt werden, die mit befristeten VertrĂ€gen nicht wissen wie es im nĂ€chsten Jahr aussieht“ ursĂ€chlich fĂŒr die niedrige Geburtenrate in Deutschland ist bleibt fĂŒr mich ebenfalls fraglich. Wie passt dieses Argument mit der ökonomischen Situation/ den beruflichen Perspektiven junger Menschen in Irland, Frankreich und Island – den Spitzenreitern in der FertilitĂ€tstabelle 04047 – zusammen?

    Noch eine Frage zur Tabelle 15968. (Ich möchte den Wochenbericht von Herrn Jahnke nicht kĂ€uflich erwerben) Ist der im europĂ€ischen Vergleich hohe Anteil teilzeitarbeitender MĂŒtter positiv oder negativ zu bewerten? Falls negativ: Sollten Frauen demnach besser Vollzeit arbeiten (wo sind in diesem Ranking eigentlich die Skandinavischen LĂ€nder?) oder zuhause bleiben?

  8. DMS

    zu 7:
    Herr Hassenpflug Sie finden den gesamten Beitrag von Herrn Jahnke unter den folgenden Link – kostenfrei-.

    https://www.jjahnke.net/rundbr95.html#2816

    Wie Sie schon schrieben, sind die ZusammenhĂ€nge komplexer. Wenn hier auf einzelne Faktoren hingewiesen wird, dann ist damit nicht gesagt, dass es nur diese Faktoren sind, die verĂ€ndert werden mĂŒssten. Es sind nur Hinweise auf politisch gestaltete ZustĂ€nde, die auch politisch anders gestaltet werden könnten.

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