„Zu viele Geschäfte außerhalb angesiedelt worden“
Vor 15 Jahren beantragte der Herkules-Markt im Osterbach, seine Verkaufsflächen zu erweitern.
Der Regierungspräsident warnte.
Die Verlagerung von Verkaufsflächen und deren weitere Vergrößerung wurde schon frühzeitig kritisiert. Die Folgen für die Innenstadt wurden genannt.
Doch die Lokalpolitiker stimmten trotzdem zu. Es waren die Parteien und Politiker, die auch heute noch in der Stadt herrschen.
Die Erweiterung war kein unabwendbares Naturereignis, es war von der Homberger Politik gewollt, die von der Mehrheit der Bürger gewählt wurden.
Ein Blick zurück
Die Fachabteilung des Regierungspräsidenten – Dezernat 31.2 Regionalplanung, Siedlungswesen –
warnte mit Schreiben vom 21. 11. 2003:
Im Hinblick auf die Ziele der Stadtsanierung werden ganz erhebliche Bedenken erhoben.
In der Begründung wird zwar behauptet, dass kein wesentlicher Abzug von Kaufkraft von anderen Stadtorten stattfinde, aber es werden keine nachprüfbaren Fakten dargelegt. Es fehlen Angaben, welche Größe die vorhandenen Einzelhandelseinrichtungen haben (Verkaufsflächen, Sortimente) und welche Sortimente und Flächengrößen durch die Erweiterung hinzu kommen. Ohne diese Angaben ist eine Beurteilung des Vorhabens und seiner möglichen Auswirkungen nicht möglich. Deshalb ist eine entsprechende Ergänzung der Planunterlagen unbedingt erforderlich, ehe eine abschließende Bewertung und Stellungnahme erfolgen kann.
Es muss davon ausgegangen werden, dass im Sondergebiet Einkaufszentrum ohne jede Größen- und Sortimentsbegrenzung z. B. auch allein der Handel mit innenstadtrelevanten Leitsortimenten zulässig ist, was nicht ohne Auswirkungen auf die Innenstadt und z. B.: das hier vorgesehene Einkaufszentrum am östlichen Marktplatz , deshalb muss die Planung als nicht an die Ziele des Regionalplans Nordhessen 2000 (RPN) angepasst bewertet werden.
Wie ging die Stadt mit diesen Bedenken der Fachabteilung der Regierungspräsidenten um?
Der Text der vom Magistrat vorgelegten Abwägung:
Die Hinweise werden teilweise berücksichtigt.
In die Planung werden die vorhandenen Verkaufsflächengrößen und die geplanten Verkaufsflächengrößen übernommen.
Nicht berücksichtigt wird eine Sortimentsfestschreibung.
In der Begründung zum Bebauungsplan wurde beschrieben, dass die Anforderungen der Bevölkerung an leistungsorientierte Verbrauchermärkte mit guter Sortimentspräsentation sowie an Großzügigkeit in den Kundengängen und Bewegungsflächen gewachsen sind. Mit der Änderung des Pfandrechtes (für Dosen, Mehrwegflaschen etc.) ergibt sich ein Mehrbedarf an Lagerhaltung im Bereich des Getränkebereiches. Um einer mittel- und langfristigen Standortsicherung gerecht zu werden, wird die Erweiterung des Marktes dringend erforderlich.
Die vorhandene Verkaufsflächenzusammenstellung sieht wie folgt aus:
Lebensmittel 2417 m²
Sport-Treff 171 m²
Getränke 163 m²
Shops 170 m²
Sparkasse 75 m² Beratung/SB-Zone
Backshop 34 m²Die geplante Verkaufsflächenzusammenstellung sieht wie folgt aus:
Lebensmittel/ Getränke 3595 m²
Sport-Treff 883 m²
Getränke 163 m²
Shops 22 m²
Sparkasse 75 m² Beratung/SB-Zone
Backshop/ Cafe 111 m²Die Vergrößerung der Verkaufsfläche beträgt 1656 m². Eine Sortimentserweiterung findet nur in geringem Umfang statt. Die Verkaufsflächenerweiterung beruht auf dem gestiegenen Bedarf an einer übersichtlichen Sortimentspräsentation und dem Wunsch nach breiteren Kundengängen.
„Zu viele Geschäfte außerhalb angesiedelt worden“
Hier geht es nicht um weitere Geschäfte, sondern um Flächen die der großzügigeren Präsentation der Waren dienten.
Wie weit es zu einer Sortimentserweiterung kam wäre zu prüfen.
In einer Hinsicht hat der magistrat richtig gehandelt: Wird einem Unternehmen nicht die Fläche die es aktuelle benötigt zur Verfügung gestellt, wird es langfristig den Standort verlassen.
Immer wieder wir doch hier im Hingucker auf Umsatzzahlen je Fläche als Begründung, warum ein Unternehmen in Homberg keine Verkaufsflächen einrichtet, hingewiesen.
Die eigentliche Ursache liegt doch schon vorher in der Entscheidung der Stadt für die Lage des EKZ im Osterbach. Dabei sollte man die August-Vilmar Straße nicht aus dem Blick verlieren: Auch dort waren Unternehemn angesiedelt die vorher in der Innenstadt waren und dort keine Möglichkeit der Expansion mehr sahen.
Veränderte Einkaufsgewohnheiten und Kaufkraftverlust, der Zwang auf Konkurrenten im Raum Kassel zu reagieren, waren auch hier zu spüren.
Nicht vergessen. Für Fussgängerzone und autofreien Marktplatz war auch der Blogbetreiber ein starker Fürsprecher.
Mütter mit Kindern sollten dort bummeln können.
Stattdessen setzt der Bürgermeister und andere Polotiker auf eine Kita bei der Kinder nur "zwischengelagert" werden. Das bringt nicht eine Mutter mit Kinderwagen zum Einkaufsnbummel.
Dazu fehlt die Zeit, die bei zwei Einkommenserzielern zur Verfügung steht. Denn für sie richtet man ja überall Ganztagsbetreuung ein !
Leider fehlten die in der Innenstadt und im Zeitalter der Mobilität und den Zwängen der Arbeitswelt, Servicezeiten von Ärzten, Behörden usw. ist es normal dort einzukaufen, wo man alles in möglichst kurzer Zeit, mit kurzen Wegen schnell erledigen kann. Dazu dann noch möglichst mit Freizeit verbunden. siehe dez, Ratio, Kassel Innenstadt.
Zu den Parkplätzen an der Wallstraße und den gebühren: Parkgebühren kann ich nehmen, wenn der Zwang vorhanden ist und kein Ausgleich möglich.
in Homberg gibt es keine Zwang aber viele Möglichkeiten des Ausgleichs an anderen Orten.
zu 1: siehe Beitrag vom Januar 2011: Versorgungseinkauf oder Erlebniseinkauf