Zehntscheune: Sanierung mit Augenmaß bitte
Erhaltung und Sanierung ja, aber 270.000 Euro für 100 qm sind zu viel.
Dieses kleine Lagergebäude in der Bergstraße stammt noch aus dem Ende des Mittelalter. Der älteste Teil wird auf 1508 datiert. So alte Gebäude sind selten in der Stadt, die im 30-jährigen Krieg zum größten Teil zerstört wurde. An dem Gebäude sind noch originale Muster im Lehm der Gefache sichtbar. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, denn gerade so einfache Wirtschaftsgebäude sind sehr seltene Zeitzeugen, um so wertvoller ist es, dass noch ein solches Gebäude in Homberg steht, erhalten und angemessen genutzt wird..
Die Erhaltung und Sanierung soll im Rahmen des Stadtumbaus als Projekt gefördert werden. In einem anspruchsvoll aufbereiteten Papier vom Februar 2007 heißt es zu dem Projekt: "Zehntscheune als Tagesseminraraum für öffentliche und private Veranstaltungen. Ein Impuls-Projekt im Rahmen des Förderprogramms "Stadtumbau West" zum Hessentag 2008"
Dieser Projekttitel ist merkwürdig: Was ist ein "Tagesseminarraum"? Warum für öffentliche und private Veranstaltung, wo doch das Gebäude dem Verein Ev.-luth. Jugendzentrum gehört? Warum die Anbindung an den Hessentag, wenn es doch um eine langfristige Nutzung geht? Im Gesamtkonzept vom Nov. 2006 wird das Projekt als "Schaubaustelle Fachwerk" beschrieben, Kosten 50.000 Euro in 2007.
Jetzt, ein gutes Jahr später, soll nach jüngsten Aussagen im Bauausschuss das Projekt 270.000 Euro kosten. Eine Steigerung von 500%!
Was soll damit finanziert werden? Wie ist der Zustand, was ist das Ausbauziel?
In dem gutachterlichen Papier wird beschrieben:
"Das gesamte Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand und nicht nutzbar."
"Nach heutigen Maßstäben ist die ‘Zehntscheune’ in Hinblick auf eine Kosten/Ertragsrechnung bauwirtschaftlich nicht mehr sanierungsfähig. Der Erhalt und eine Sicherung des Gebäudes durch eine Sanierung und dauerhafte angemessene Nutzung scheint dennoch geboten."
"In Abstimmung mit der Bauaufsicht des Landkreises Schwalm-Eder und der Unteren Denkmalbehörde wurde am 6.2. 2007 festgelegt, dass eine ganzjährige Nutzung nicht geplant wird."
"Haustechnische Installationen für Heizung- und Elektroversorgung, Sanitäranlagen sowie eine Wasser- und Abwasserversorgung sind nicht vorhanden."
"Die Fläche des Erdgeschosses wird als offene "Halle" ohne weitere Einbauten und Wände gestaltet, die notwendigen Toiletten sind im Untergeschoss geplant. Der Zugang hierfür wird außerhalb des Gebäudes hofseitig erfolgen."
Das Gebäude zu sanieren und zu erhalten, steht nicht in Frage. Wohl aber, was eine angemessene Nutzung ist, aus der sich der Bauumfang ableitet.
Wenn festgelegt ist, dass das Gebäude nicht ganzjährig zu nutzen ist, dann beinhaltet das: eine Heizung ist nicht notwendig. Wenn eine Heizung für den Teil-Jahresbetrieb entfällt, dann macht auch eine Sanitäranlage keinen Sinn (Einfrieren), zumal diese nur von außen durch einen Gang um das halbe Haus zu erreichen wäre. Bei dieser Weglänge könnte man auch in das Gästehaus gegenüber gehen, zumal beide Gebäude organisatiorisch zusammen hängen. So könnte eine aufwendige Sanitäranlage mit neuen Wasser- und Abwasserleitungen vermieden werden und die Kosten erheblich gesenkt werden.
Als Gebäude im privaten Besitz entscheidet zwar letzlich der Eigentümer über den Ausbau, die knappen öffentlichen Fördermittel sollten aber nur für einen Ausbaustandard mit einer "angemessenen Nutzung" verwendet werden. So könnte der Erhalt des Gebäudes mit vertretbaren Mitteln gesichert werden.
>>Übersicht Stadtumbau Projekte
Nachtrag 4.4.2008
Die Kosten sind laut Einladung zur Stadtverordnetenversammlung am 10. April jetzt niedriger ausgewiesen:
Köstenschätzung 210.000 Euro
Landesamt für Denkmalpflege 100.000 Euro
Stadtumbau West 1/3 Regelung
Die 1/3-Regelung heißt Bund, Land und Stadt übernehmen je ein Drittel der Kosten. Der ist mit 38.000 Euro ausgewiesen. Er "soll überwiegend durch Eigenleistungen durch das Evangelisch-Lutherische Jugendzentrum e.V. und ergänzend dazu durch weitere Spendengelder von Stiftungen und Privaten erbracht werden."
Zur Nutzung des Gebäudes heißt es, das das Jugendgästehaus es "als zusätzlichen Versammlungsraum" nutzen will. "Darin sollen Seminare und Gruppenarbeiten sowie städtische Empfänge, vielleicht auch eine kommunale Galerie (…) stattfinden."
Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 50 qm. So groß wäre auch der Raum für die städtischen Empfänge.
Für solche Zwecke gibt es im Rathaus den Sitzungssaal und den voll ausgebauten Rathauskeller.
Gefach mit Muster in der Lehmausfachung>>
Einen weiteren Tagungsraum, dass ich nicht lache.
Blau ließ den Keller im Rathaus ausbauen. Wer kann da rein? Sicher nur die vom Magistrat oder kann man den mieten? In die Zehntscheune darf dann auch nur handverlesenes Publikum rein.