Was die Stadt voranbringt: IHK-Stadtbericht von 2008
2008 stellte die IHK Kassel in ihrer Reihe: Mittelzentren in Nordhessen, den “Stadtbericht Homberg” vor.
Darin finden sich zum Thema Einzelhandel zahlreiche Hinweise, die bis heute nichts von ihrer GĂŒltigkeit verloren haben, allerdings hat sich in der Zwischenzeit die gesamtwirtschaftliche Lage verschlechtert, insbesondere auch im Homberger Einzelhandel, der weiter rĂŒcklĂ€ufig ist. Eine neue Analyse ist unabdingbar.
Zitate aus dem Bericht (Hervorhebungen von mir)
Stadtbericht Homberg, der IHK Kassel
Homberg ist insgesamt ein starker Einzelhandelsstandort, doch das ist vor allem auf die dezentralen neuen Zentren zurĂŒckzufĂŒhren. Die Innenstadt als traditioneller Einkaufsstandort und als prĂ€gende Mitte der Stadt schwĂ€chelt hingegen. In Vorbereitung des Hessentages 2008 wurden zwar bauliche MaĂnahmen zur AttraktivitĂ€tssteigerung realisiert, doch die langfristigen Schwierigkeiten lieĂen sich dadurch nicht lösen. Auch die danach umgesetzte EinzelmaĂnahme der Schaffung und Aufhebung der FuĂgĂ€ngerzone waren wenig hilfreich. Erforderlich ist ein umfangreiches MaĂnahmenpaket, das mit langem Atem von einem starken City-Manager umgesetzt wird.
Aber auch Melsungen (284 EinzelhĂ€ndler) und Fritzlar (254 EinzelhĂ€ndler) sind quantitativ mit Homberg vergleichbar. Sie verfĂŒgen ĂŒber attraktive InnenstĂ€dte, und Melsungen ist zudem noch ein wichtiger Auspendlerort fĂŒr Homberg. Insofern dĂŒrfte auch in diese StĂ€dte Kaufkraft aus Homberg abflieĂen.
Wenig koordiniertes Auftreten: Die innerstĂ€dtischen EinzelhĂ€ndler sind Individuen mit spezifischen Interessen. Das macht abgestimmtes Handeln (z. B. Ladenschlusszeiten, gemeinsame Werbung, Finanzierung eines City-Managers) schwierig bis unmöglich. Trotzdem sind Optimierungen in diesem Handlungsfeld eine Dauerherausforderung, denn die Konkurrenz zu den Centern mit vertraglichen Regelungen und zentralem Management und den Möglichkeiten der Quersubventionierung profilergĂ€nzender Angebote ist groĂ.
“Bespielung” der Innenstadt: Einkaufen hat eine funktionale und eine emotionale Seite. Einerseits muss man bestimmte Waren in gewissen AbstĂ€nden erwerben, andererseits kann es auch SpaĂ machen zu bummeln und zu stöbern. Ein nicht standardisiertes Umfeld (wie eine historische Innenstadt) und ein nicht standardisiertes Angebot (wenig FilialgeschĂ€fte) bieten dafĂŒr eine gute Voraussetzung.
Innenstadteinzelhandel. Durch eine Entkopplung von vielen anderen innenstadtrelevanten Fragen, wie sie auf dem Stadtmarketing- Abend im Herbst 2008 diskutiert wurden, löst man die Probleme jedoch nicht. Aktionismus bei sensiblen Fragen (FuĂgĂ€ngerzone) dĂŒrfte auf Dauer unproduktiv sein. Angesichts der schwierigen Situation der Innenstadt in Homberg geht auch die seit 2001 gefĂŒhrte Diskussion ĂŒber ein Stadtmarketing am Problem vorbei.
Der Innenstadthandel Hombergs benötigt fĂŒr eine Ăberwindung seiner Schwierigkeiten eine Person, die gleichzeitig Einzelhandelsfachmann und verstĂ€ndlicher Partner, harter Manager und weicher GesprĂ€chspartner ist. Jemand, der etwas bewegen will, etwas bewegen darf und immer wieder neue Ideen hat, wenn es klemmt. Er/sie sollte sich auf City-Management- Aufgaben konzentrieren können und sich nicht in einer breiten Stadtmarketing-TĂ€tigkeit verlieren.
Mit der Schaffung von institutionellen Strukturen und GeschĂ€ftsfĂŒhrer- und Assistentenpositionen ist es jedenfalls nicht getan.
Herausforderungen und LösungsansÀtze Die Homberger Innenstadt steht unter einem starken Wettbewerbsdruck. Konkurrenten sind die dezentralen Einkaufsstandorte wie auch die benachbarten Zentren.
Entweder kann die Homberger Innenstadt im Vergleich mit den anderen Zentren deutlich zurĂŒckfallen und zu einem zweitrangigen Standort werden, oder aber es gelingt den Problemstau zu lösen und die Homberger Innenstadt profiliert sich neu. Der erstgenannte Pfad kann sich von allein einstellen, der zweite Pfad verlangt besondere Anstrengungen.
Vom City-Management sind keine schnellen Ergebnisse zu erwarten. Gleichzeitig sollte es nicht ohne weiteres als Dauereinrichtung etabliert werden, sondern eher als Projekt ĂŒber 3-5 Jahre.
Es gibt keine erfolgversprechende EinzelmaĂnahme sondern Chancen entstehen nur durch ein Paket von MaĂnahmen, das mit einem langen Atem umgesetzt wird.
Neue BeschlĂŒsse sollten deshalb auf einer sorgfĂ€ltigen Analyse beruhen und einer den Beschluss tragende deutliche Mehrheit der EinzelhĂ€ndler gefasst werden. Die Regeln des Zusammenspiels der EinzelhĂ€ndler sind dabei zuvor festzulegen(“Vereinbarung ĂŒber gemeinsames VerstĂ€ndnis”).
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Sagt die IHK auch, wie man dieses Problem lösen kann?
@Marc
Die IHK kann nur Lösungen bringen, wenn man ihnen die GeschÀftslage ( Sortiment und Buchhaltung) offen legt. Dann können deren Fachleute helfen und VorschlÀge unterbreiten.
Da aber die ansÀssigen EinzelhÀndler leider Beratungsresistent sind, das zeigt die vielen LeerstÀnde, wird der Einzelhandel hier in Homberg wahrscheinlich weiter schrumpfen.
Erst wenn sie sich an einen Tisch setzen und von Fachleuten beraten lassen, sowie ihr Sortiment erweitern oder umstrukturieren, könnte in Homberg der Umsatz vielleicht auch wieder steigen und sich auch neue GeschÀfte wieder ansiedeln.
Dazu braucht man aber noch einen langen Atem, das geht nicht innerhalb einem Jahr, da muĂ man schon mit bis zu 5 Jahren planen.
In dieser Zeit muĂ man sich eben der Nachfrage stellen und dann das geeignete Angebot anbieten.
@ Marie
so einen unfug hab ich lange nicht gelesen!
ich kenne allein 4 schÀftsleute in der innenstadt, die einen berater beauftragt haben. Fatiz: verkleinern, personal schrumpfen, einen zweiten oder dritten neuen standort suchen! so sieht nunmal die realitÀt aus. ob man es hören will oder nicht.
@ Qualle1978
Dann hab ich eben Mal Unfug geschrieben.
Dann haben meine Bekannten eben etwas ganz Besonderes gemacht oder furchtbares GlĂŒck gehabt, daĂ ihre GeschĂ€fte immer noch bestehen, trotz FuĂgĂ€ngerzone in der ganzen Stadt.
Die wurde nĂ€mlich 1972 mit einer FuĂgĂ€ngerzone auf deren Marktplatz konfrontiert und muĂten seit dem irgendwie reagieren um am Leben zu bleiben. Komischer Weise klappte dies.
“Man muĂte sich eben komplett auf den Kopf stellen”, so die Worte meiner Bekannten. Seit 1995 ist die ganze Altstadt eine FuĂgĂ€ngerzone. GeschĂ€fte öffnen und schlieĂen wieder, aber Sie hĂ€tten kaum LeerstĂ€nde.
Die Stadt in der meine Bekannten wohnen hat ca. 12500 Einw., nur zur Anmerkung.
Bitte nicht Ăpfel mit Birnen vergleich.
Denn das passiert hier andauernd.
@ Qualle 1978
Entschuldigung, aber wo habe ich jetzt Ăpfel mit Birnen verglichen.
Beides sind Orte mit einer FuĂgĂ€ngerzone. In beiden Orten also bei uns wie dort muĂten sich die GeschĂ€ftsleute mit der Situation auseinander setzen.
Also was sind bei Ihnen die Birnen und was sind bei ihnen die Ăpfel?
Bitte um AufklÀrung.
FĂŒr Sie noch eine Info, die Stadt von der ich Rede ist in Baden-WĂŒrttemberg und heiĂt Riedlingen.