HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Planungsziel: Leerstand

 

So deutlich wird das Planungsziel "Leerstand schaffen" nicht ausgedrückt. Doch das wird die logische Folge der Planung für das Einkaufzentrum sein.

Die Fakten
Homberg hatte bereits vor der Planung für das Ulrich-Areal ein Überangebot an Verkaufsflächen. Das heißt, in Homberg gibt es mehr Verkaufsflächen als in vergleichbaren Städten. Mit dem neuen Einkaufszentrum sollen weitere 7.000 Quadratmeter Verkaufsflächen geschaffen werden. Mit diesen Flächen auf dem Ulrich-Areal ist die Hoffnung verbunden, dass die Kunden nicht mehr in den vorhanden Verkaufsflächen einkaufen – gemeint sind die im Osterbach-Gebiet – sondern ihre Gewohnheit ändern und in das neue Einkaufszentrum gehen.

Wenn das eintreten sollte, wie es Projektentwickler, Bürgermeister, CDU, SPD und Grüne hoffen, müssen an anderer Stelle Verkaufsflächen geschlossen werden. Das sind die Verkaufsflächen, die in der Vergangenheit mit den Stimmen von CDU und SPD genehmigt worden sind.

Riskantes Spiel
Das neue Einkaufszentrum hat nur dann eine wirtschaftliche Chance, wenn die Kunden ihre Wege umlenken. Wie riskant die Spiel ist, zeigt sich daran, wie mit dem Bauvorhaben auf dem Weckesser-Gelände umgegangen wurde. Gegenüber von Dickkaut zwischen Ziegenhainer Straße und Schmückebergsweg sollte auf dem als Mischgebiet ausgewiesenen Gelände ein Netto-Markt für die Nahversorgung mit bis 800 qm Verkaufsfläche entstehen – so wie das bestehende Planungsrecht es ermöglichte.

Rechtswidrige Veränderungssperre
Vor diesen 800 qm Verkaufsfläche hatten den Befürworter des EKZ auf dem Ulrich-Areal Angst. Die Stadt hatte deshalb zuerst eine Veränderungssperre für das Gebiet beschlossen, die aber rechtswidrig war. Darauf wies damals sogar der Fraktionsvorsitzende Stefan Gerlach (SPD) hin. Später sah das auch Bürgermeister Dr. Ritz ein, wie in der HNA zu lesen war. Vor Gericht hätte die Stadt kaum Chancen gehabt und ihr drohten hohe Schadenersatzforderungen. Deshalb stand die Aufhebung der Veränderungssperre auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung.

Die Veränderungssperre wurde nicht aufgehoben.
Dafür sorgten zwei Emails: Eines von dem Berater des Projektentwicklers Schoofs, eines von dem Planungsbüro ANP in denen es heißt:

"… REWE verändert sich damit die Wettbewerbssituation, was Auswirkung auf unser Projekt haben wird. Bei einem solch großen Projekt ist entscheidend, dass die Frequenz bringenden Großflächen aus dem nahversorgungsrelevanten Bereich in einer attraktiven Größe angesiedelt werden können. Aldi, Lidl und dm gehen nur deshalb in unsere Drehscheibe, weil REWE mit mind. 2.500 m² VK-Fläche vertreten sein wird.

Dass ein Netto vielleicht irgendwann nicht aufzuhalten sein wird, ist auch den Beteiligten klar. Wenn Netto aber vor Eröffnung unserer Märkte realisiert wird, wird der Umsatzkuchen eingeschränkt. Es ist wesentlich schwieriger, einmal vorhandene Kundenwege wieder zu durchbrechen. Das heißt, dass die Stadt unbedingt dafür Sorge tragen muss, dass die Veränderungssperre nicht  aufgehoben wird."

Mail des Planungsbüros ANP

"aus dem Gespräch mit Herr Tischler ist einerseits deutlich geworden, dass allen Beteiligten bewußt ist, dass die Ansiedlung eines Nahversorgers rechtlich voraussichtlich nicht dauerhaft verhindert werden kann.

Aus Sicht des Projektentwicklers birgt allerdings das Wegfallen einer Veränderungssperre insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt  – vor der Sommerpause – s.E. nicht kalkulierbare Risiken für den in der Sommerpause geplanten Abschluss der Mietverträge mit den Ankernutzern und damit Risiken für das Gesamtprojekt."

Die Stadt hat, wie von den Projektentwicklern gewünscht, dafür Sorge getragen, dass die Veränderungssperre nicht aufgehoben wurde. Solche Wünsche erfüllt die Stadt schnell und rechtswidrig. Die Wünsche der Bürger scheinen ihr dagegen egal zu sein.

Die Sommerpause von 2016 ist vorüber. Sind die "Mietverträge mit den Ankernutzern" abgeschlossen worden? Von den Namen, die im Sommer 2015 genannt wurden, ist seitdem nichts mehr zu hören.

Wie risikoreich ist die Planung für das Einkaufzentrum tatsächlich, wenn allein 800 qm neue Verkauffsläche im Nahversorgungsbereich das gesamte Projekt bedroht.?

siehe auch:
Verkaufsflächen wachsen, Käuferzahl sinkt
Rascher Rückzug
Jetzt wird es noch teurer für Homberg

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3 Kommentare zu “Planungsziel: Leerstand”

  1. Phil Antrop

    Zum Weckesser gelände:
    Da dies ja inzwischen an Schoofs verkauft wurde, spielt die veränderungssperre keine Rolle mehr.

    Die Fakten sprechen jedoch hinsichtlich des Verhaltens der Stadtverordneten die diese Sperre beschlossen haben, ein klares Bild.

    Auch hier sollten Namen ide im Protokoll stehen erwähnt werden.

  2. BĂŒrger 2004

    Vieleicht sollte sich Homberg bzw Besitzer leer stehender Geschäftsräume in Homberg (hier besonders Marktplatz) mal ein Beispiel an Frielendorf nehmen (aus der HNA):

    Frielendorf. Mit dem Frielendorfer Kernort geht es bergauf: Nach der Ein-Euro-pro-Quadratmeter-Initiative, bei der Ortsbeirat, die Gemeinde und der Gewerbe- und Tourismusverein Frielendorf Aktiv an einem Strang zogen, gibt es kaum noch leerstehende Geschäfte. ………

    eine gute Idee und man sieht das es funktioniert. Oder ist so etwas in Homberg ar nicht gewollt weil man dem EKZ keine Konkurrenz bieten will ? Aber vieleicht sollte man dazu übergehen und mit diesem (Frielendorfer) Modell versuchen Gastronomie am Marktplatz anzusiedeln. Da hätte dann jeder etwas davon. Ich meine ja nur.. Homberg und Frielendorf arbeiten ja eh schon irgendwie zusammen. Man darf auch ruhig mal Ideen von "keinen Leuten" übernehmen wenn sie gut sind und nicht meinen das nur der "Homberger Weg" der richtige ist.

     

  3. Homberger Jeck

    Oder mal nen Blick nach schwalmstadt riskiere 

    http://www.nh24.de/index.php/schwalmstadt/201-schwalmstadt/93860-bis-zu-10000–zuschuss-fuer-familien-beim-hauskauf

    Um diesen Markt anzukurbeln, sollen junge Familien mit 5.000 Euro plus 2.500 Euro pro Kind (maximal 10.000 Euro) gefördert werden.

    Einzelne unbewohnbare Häuser konnten bereits verkauft, in privater Hand erfolgreich modernisiert und dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden.

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