Jugendzentrum: Kosten explodieren nicht – und wer ist „man“?
Die Kosten für den Umbau vom ehemaligen Gaswerk zum Jugendzentrum übersteigen nach Auskunft des Bürgermeisters Dr. Ritz die eingeplanten Kosten um 330.000 Euro. Die Kosten seien explodiert, scheibt die HNA und Dr. Ritz bedauert, dass man die Kosten zu niedrig angesetzt habe, man hätte das früher feststellen müssen. Wer ist "man"?
Diese Aussagen des neuen Bürgermeisters sind kein Signal des Aufbruchs zu mehr Transparenz und Offenheit. Mit solchen Aussagen nährt er den Verdacht, dass alles verharmlost, glattgebügelt und "geheilt" werden soll, wie es die Verantwortliche in Magistrat und Stadtverordnetenversammlung der letzten 12 Jahre praktizierten.
Die Kosten sind nicht explodiert. Sie sind das Ergebnis von mehreren bewussten Entscheidungen, die von Menschen getroffen wurden und von diesen zu verantworten sind. Die Fehler und die Verantwortlichen müssen genannt werden.
Kleine Nachhilfe für Vergessliche
Aufwendige Außenanlagen
Bevor das Gebäude saniert wurde, wurden aufwendige Außenanlagen gebaut, die nicht beauftragt waren.
Das ist die Strategie des Architekten Jochen Gontermanns, die er ganz bewusst eingesetzt hat. Erst baue ich das, was mir keiner später genehmigen würde. Wenn am Ende Geld fehlt, muss es nachgeschossen werden, denn keiner kann sich erlauben, einen Bau unfertig stehen zu lassen. In diesem Sinn hatte er sich bereits früher bei der Baumaßnahme am Burgberg-Restaurant geäußert. Der Angestellte Gontermann genoss unter Ex-Bürgermeister Wagner Narrenfreiheit.
Geothermie statt Pelletheizung
Für das Jugendzentrum war eine Pelltheizung in den kleinen gegenüberliegendem vorhandenen Gebäude vorgesehen. Für die Heizung war 49.600 Euro eingeplant. Es wurde aber versucht Geothermie zu nutzen – ohne ausreichende Voruntersuchung. Der Magistrat bewilligte die Planung blind. Die Erdwärmebohrung führte zu starkem Wasseraustritt an der Bohrstelle, die Energie war nicht ausreichend ergiebig. Kosten dieses Bauabenteuers waren über 50.000 Euro. Mit in der Verantwortung: das Büro Unger-Ingenieure.
Barrierefrei bauen
Bei öffentlichen Neubauten soll barrierefrei geplant werden. Das ist lange bekannt und sollte auch der Architekt wissen, der im öffentlichen Dienst plant. Er wird es gewusst haben und entsprechend seiner Planungsstrategie erst aus der Kostenplantung herausgenommen haben, damit die Kosten gefälliger aussehen.
Erst nach Fertigstellung des Rohbaus ließ er die Katze aus dem Sack, für die Barrierefreiheit brauchte es noch einen Aufzug. Der Magistrag bewilligte, Gontermann baute. Kosten stiegen.
Gontermann wusste seit den Planungen für das Ärztehaus von der Forderung der Barrierefreiheit.
Teil der Lösung oder Teil des Problems
Bürgermeister Dr. Ritz hat diese Probleme und diesen Planungsschlendrian bei Amtsantritt übernommen. In einer Bilanz hätte er dies deutlich machen müssen, denn es ist nicht von ihm zu verantworten.
Er kann durch Tranzparenz, Offenheit und konsequenten Handeln an der Lösung der Probleme arbeiten. Unterlässt er das, greift er nicht durch, versucht er nur zu beschwichtigen und zu glätten, wird er nach Ablauf der Einarbeitungsphase selbst zum Teil des Problems. Es ist höchste Zeit, dass der Bürgermeister sich entscheidet.
