Die Stromtrasse: Energiewende oder Monopol-Erhalt
Ein Leserbrief in der HNA von Dietmar Groß (FWG) beleuchtet die energiepoliische Interessenlage, von der die Trassenführung nur ein Detail ist.
Ein Tag später bestätigen Meldungen in der HNA den Leserbrief.
Die SPD solle laut Dr. Edgar Franke durch die Diskussion zu einem klaren Votum zum Netzausbau gebracht werden. Franke hat die Aufgabe die rebellischen SPD-Mitglieder im Kreis auf Parteilinie zu bringen.
Leserbrief von Dietmar Groß
Die Herren Siebert und Dr. Franke haben als Mitglieder des Deutschen Bundestages dem Netzausbau-Beschleunigungsgesetz zugestimmt.
Damit haben sie faktisch den Energiemultis einen Freibrief gegeben, um ihr Geschäftsmodell zum Umbau der Energiewirtschaft über die Köpfe der Menschen hinweg durchzusetzen:
Eon und RWE bleiben die Big Player im Strommarkt und tauschen das Geschäftsfeld Atomkraftwerke gegen off-shore-Windparks.
Die Entsorgung der Atomruinen übertragen sie der Gesellschaft und lassen sich die Investition in die Windkraftanlagen mit hohen Einspeisevergütungen sichern.
Damit der Nord- und Ostseestrom in die Mittelspannungsnetze der Konzerne im Süden und Westen kommt, lassen sie sich von der Bundesregierung Hochspannungsübertragungsnetze in einem bisher nicht üblichen Schnellverfahren durchpeitschen.
Und nun zeigen sich die MdB´s überrascht über den Unmut, den sie damit bei den BürgerInnen und Bürgern im Wahlkreis ausgelöst haben.
Doch anstatt die grundsätzliche Frage nach dem Sinn dieser Monstertrasse mit einer Leistungskapazität von vier Atomkraftwerken zu stellen eiern sie rum, bemäkeln die fehlende Transparenz oder fordern Erdkabel.
Immer mehr Menschen in unserer Region erkennen hoffentlich noch rechtzeitig:
1.- Diese Trasse ist eine inakzeptable Zumutung für die Menschen in der Umgebung
2.- Sie ist für die Gesellschaft viel zu teuer
3.- Sie ist eine Gefahr für die Energiesicherheit ( z.B. bei terroristischen Angriffen)
4.- Sie ist überflüssig, wenn endlich dezentralen Energieerzeugungs- und Verteilungsstrategien der Vorrang gegeben wird.
Das angesehene Kasseler Fraunhofer Institut hat bereits 2012 zusammen mit den nordhessischen Ernergieversorgern Perspektiven für eine zukünftige Energiepolitik aufgezeigt. Wir können davon ausgehen, dass in dieser Zusammenarbeit solide Markt- und Technologiekompetenzen zusammengeführt und fundierte Prognosen erarbeitet wurden.
Im Ausblick schreiben die Autoren:
“Insgesamt zeigt die vorliegende Untersuchung, dass im dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien erhebliche Potentiale liegen. Es wird deutlich, dass die Umstellung des Energiesystems nicht vorrangig darin bestehen sollte, die derzeitige zentrale Struktur aus Atom- und Kohlekraftwerken in eine zentrale Struktur aus Offshore-Windkraft und zentralen PV-Kraftwerken zu überführen” (Energiewende Nordhessen -Abschlussbericht 2012 IWES/SUN, S.55)
Bleibt zu hoffen, dass sich die Bundestagsabgeordneten demnächst auch einmal von den Experten vor Ort beraten lassen, bevor sie mit TenneT und dem Bundeswirtschaftsministerium hoffentlich im Interesse der Bürgerinnen und Bürger im Wahlkreis weiter verhandeln.
Dietmar Groß
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