Ortsbild retten
In der Ortsmitte Wernswig hat die Stadt im Zuge einer Versteigerung ein Fachwerkgebäude gekauft und in den letzten Monaten aus dem Gebäude 42 Container Müll abtranspotiert. Diese Vorgehen ist anzuerkennen und zu loben.
Das Haus liegt an einer Kurve der Hauptstraße gegenüber der Kirche und ist für jeden Durchfahrenden gut sichtbar. Das Haus ist auch von seiner Bauweise ortsbildprägend. Das Haus kann und muss erhalten werden. Würde es fehlen, bliebe ein weiteres Loch in der Ortsmitte.
Obwohl das Fachwerkhaus in einer exponierten Lage steht, und bis auf einige Schäden in einem baulich guten Zustand ist, tut sich seitdem nichts mehr. Auf dem Hof liegt noch ein großer Haufen Abfall, Fenster und Luken stehen offen. Die meisten Eingänge sind mit Platten verschlossen. Mit einigen wenigen Handgriffen hätte man das Haus vorübergehend vor weiteren Schäden sichern können. Dachziegel nachstecken, Dachrinnenfallrohr aufstecken und befestigen. Fenster schließen, soweit sie vorhanden sind. Luken schließen und sichern, damit sie nicht im Wind hin und her schlagen. Alles einfache Arbeiten, die jeder Hauseigentümer im eigenen Interesse erledigt. Auf Briefe mit Vorschlägen reagierte der Magistrat nicht, keine Antwort.
Das Haus hat ein Potential zum Schmuckstück: Nur der Ziegelanbau mit den ehemaligen Ställen ist nicht mehr zu retten. Ein Abriss schafft Platz für Freifläche, auch die Doppelgarage auf dem Grundstück kann verschwinden und die Freifläche vergrößern. Das Haus hätte dann Platz zum Wohnen, Freiflächen und noch die Möglichkeit für eine Werkstatt in dem Scheunenteil.
Was aus diesem Haustyp mit Wohnhaus und anschließender Scheune werden kann, sieht man in Niederurff, wo die alte Pfarrei ebenfalls in exponierter Lage das Ortsbild prägt.
In Wernswig wird 50 Meter weiter in der selben Zeit ein altes Haus saniert, das in einem baulichen schlechteren Zustand war. Die erste sichtbare Handlung war der Abbau der Antenne, weil dort Wasser ins Haus drang und die darunterliegenden Deckenbalken verfaulten. Die Wasserschäden sind behoben. Es ist eine Freude zu sehen, wie umsichtig und zügig moderner Wohnraum im alten Gebäude entsteht.
Auch an einer anderen Stelle in der Hauptstraße kann man sehen, mit wieviel Freude die Eigentümer an der Erhaltung des Hofes arbeiten. Ein neuer Zaun zur vielbefahrenen Straße wird von kleinen Figuren geschmückt.
Das städtische Haus kann ebenso ein Schmuckstück werden. In anderen Orten gibt es Programme, die junge Leute unterstützen, die sich alter Häuser annehmen und sie restaurieren. Warum sollte das nicht auch an dieser Stelle möglich sein. Schließlich möchte doch die Stadt die Vorausssetzungen schaffen um ein Mitglied von Cittaslow zu werden. An diesem Gebäude kann sie zeigen, dass es ihr ernst mit dieser Bewegung ist.
Ergänzende Informationen:
Jung kauft Alt,
Expertise Kleinstädte mit vielen Beispielen und Verweisen
Ich habe gehört, dieses Wernswiger "Ernhaus" stehe als Beispiel eines kleinbäuerlichen Hauses unter Denkmalschutz. Wohnhaus und Ställe für die Tiere liegen in einem Gebäude, die Scheune direkt angebaut und nicht seperat.
Die großen Hofanlagen in unseren Dörfern sind heute schwerer zu verwerten, wer braucht noch große, einzeln stehende Scheunen.
Für ein kleines Fachwerkhaus ist die Nutzungsmöglichkeit größer. Wir sind in unserem renovierten Fachwerkhaus sehr glücklich.
"In anderen Orten gibt es Programme, die junge Leute unterstützen, die sich alter Häuser annehmen und sie restaurieren. Warum sollte das nicht auch an dieser Stelle möglich sein. Schließlich möchte doch die Stadt die Vorausssetzungen schaffen um ein Mitglied von Cittaslow zu werden. An diesem Gebäude kann sie zeigen, dass es ihr ernst mit dieser Bewegung ist."
Heute vor fast 10 Jahren
Oktober 2008 – Antrag der Grünen/ Bündnis 90
"Der Vorschlag: Ein städtisches Fachwerkhaus wird durch eine Gruppe junger Menschen saniert, die durch einen Meister angeleitet werden und so eine berufliche Ausbildung bekommen.
Dieser Antrag wurde im Stadtparlament einstimmig angenommen. In der Zwischenzeit gab es ein Gespräch mit dem Stadteilmanager im Bahnhofsviertel, Herrn Herz, der den Kontakt mit den Vogelsbergern herstellen wird."
https://www.homberger-hingucker.de/sanierung-und-qualifizierung/
Weitere Infos aus 2008 die städtisches Verhalten beleuchten:
Juni 2008
https://www.homberger-hingucker.de/die-burgermeister-show-mit-den-schau-baustellen/
Juli2008
https://www.homberger-hingucker.de/wohnen-in-der-altstadt-projektauswahl/
https://www.homberger-hingucker.de/stadtschatze-oder-saustall/
August 2008
https://www.homberger-hingucker.de/unterlassener-instandhaltung-seit-5-jahren/
zu 1
Da kommt mir schon wieder ein bitterböser Verdacht.
Falls das Gebäude unter Denkmachschutz steht, sollte es nicht abgerissen werden.
Wenn man aber abreißen will, muss man nur kleine notwendige Instandhaltungsarbeiten unterlassen, und hat das Haus nach einer Weile wirklich zerstört und so unrenovierbar gemacht.
Ich würde mich ja freuen, wenn sich mein Verdacht als unbegründet herausstellt und die Fenster geschlossen und die minimalen Reparaturen ausgeführt werden.
Soweit mir bekannt ist, werden bei der Restaurierung von historischen Fachwerkgebäuden Fördergelder gezahlt.
Ich stelle mir vor, dass in einer zielgerichteten Kampagne junge Leute oder auch junggebliebene angesprochen werden und zum Erwerb von Fachwerkgebäuden ermutigt werden.
In Broschüren, die bei Maklern, Banken und anderswo ausgelegt werden, müsste das zum Verkauf stehende Objekt abgebildet sein.
Dazu Kaufpreis, Erwerbsnebenkosten, Restaurierungskosten ( gestaffelt nach Beispielen ) und zu erwartende Fördermittel anhand der Beispiele, sodass der Gesamtaufwand erkennbar wird.
Utopisch?
Wenn sich dann noch die Hauspreise wieder in Richtung Realität bewegen, wäre es einen Versuch wert.
Mögliche Interessenten an Fachwerkhäusern können sich selbst durchfragen.
Nur, tun sie es auch?
Mein Beitrag soll nur ein Denkansatz sein.