Nicht um jeden Preis!
FWG Homberg zu den geplanten PV-Freiflächen-Anlagen auf dem BW-Gelände:
Nicht um jeden Preis!
Die FWG Homberg hat sich intensiv mit der anstehenden Kaufentscheidung für das ehemalige Bundeswehrflächen zur Weiterverpachtung als Solarpark auseinandergesetzt.
Aus Sicht der FWG kann diese Entscheidung nicht allein unter dem Aspekt einer möglichst hohen Pachtpreiserzielung getroffen werden.
Die FWG kann dem Vorhaben nur unter folgenden Bedingungen zustimmen:
- " das Vorhaben wird auf die ca. 110 m breite Fläche entlang der Bahngleise in einem Umfang von max. 12,4 ha begrenzt.
- " Der PV-Park wird als Bürgersolarpark organisiert.
- " Die Anlage wird in einer Form installiert, die die Existenzinteressen des Schäfers berücksichtigt.
Begründung:
Die Entscheidung für einen (weiteren) Solarpark in Homberg, noch dazu auf städtischen Flächen, hätte nach unserer Auffassung zuerst eine energiepolitische Konzepterarbeitung erfordert, die volkswirtschaftliche Aspekte und mittelfristige Entwicklungszenarien für eine CO²-neutrale Energieversorgung in der Region in den Entscheidungen berücksichtigt.
Dazu hat die FWG Homberg im November 2011 einen Antrag zur Erarbeitung eines kommunalen Energiekonzepts gestellt. Der Antrag wurde vom Parlament einstimmig angenommen und der Magistrat entsprechend mit der Vorlage bis zum 30.6.2012 beauftragt. Ob und in welchem Umfang PV-Freiflächenanlagen erforderlich sind, wenn die Energiesparpotentiale und die noch verfügbaren Dach-PV-Kapazitäten, sowie Kapazitäten und Rentabilität von Windenergie im Homberger Bereich ermittelt sind, hätte mit diesem Konzept erarbeitet werden müssen.
Dieser Auftrag liegt- wie viele andere- auf "der langen Bank". Im Rahmen der politischen Beratungen in den vergangenen fünf Monaten wurde nicht erkennbar, dass daran gearbeitet wird.
Mit einer Vielzahl von Sitzungen haben wir uns stattdessen mit dem Ankauf der Kasernenflächen auseinandersetzen müssen. Der Ankauf eines möglichst großen Areals zur Bebauung mit Photovoltaikanlagen sollte in diesem Vorhaben zur Abdeckung der Kosten und Risiken des Kasernenankaufs dienen.
Die höchstmögliche Pacht für die PV-Flächen war das Leitmotiv des Bürgermeisters; Bürgerbeteiligung ein lästiger Nebenaspekt, den er erst aufnahm, nachdem mehrere Stadtverordnete darauf bestanden.
Das gesamte Projekt "Ankauf des Kasernengeländes" hat sich nun als unrealistisch erwiesen, weil die wichtigsten, angekündigten Investoren ausgeblieben sind.
Übrig bleibt nun die Entscheidung über die PV-Flächen.
Entgegen der Ankündigungen der Bundesregierungen bleiben Investitionen in PV-Freiflächenanlagen bis zum 30.6. sehr lukrativ.
Sechs Pachtangebote aus ganz Deutschland innerhalb von zwei Werktagen: Das zeigt, wieviel "Musik" in diesem Projekt steckt.
Darin kommt auch zum Ausdruck, welche Lobbygruppen momentan den größten Einfluss auf die Regierung haben: Nicht die "kleinen Solateure", die Dachanlagen bauen wollen, sondern Großinvestoren.
In den vorbereitenden Beratungen der letzten Woche hat sich eine Mehrheit der Abgeordneten aus CDU, FDP und SPD für den Ankauf und die Verpachtung der PV-Flächen entschieden, auch ohne Energiekonzept.
In dieser Situation halten wir es für geboten, diesen Entscheidungsprozess im Sinne des oben genannten Kompromisses zu beeinflussen.
Dietmar Groß
Dokumentation
Hintergrund
Die bundespolitische Energiediskussion der letzten Monate hat deutlich gemacht:
Insbesondere der Strom aus Photovoltaik wird durch staatlich garantierte Einspeisevergütungen (derzeit noch) auf einem Niveau gehalten, dass vor allem Investoren lukrative Renditen ermöglicht. In den letzten beiden Jahren wurden PV-Anlagen in einem Umfang installiert, der zu deutlichen Stromverteuerungen beim Endverbraucher beitrug. Allein im letzten Quartal 2011 wurden mehr Anlagen installiert als das Ausbauszenario der Bundesregierung zur Energiewende für das gesamte Jahr vorsah.
Es zeigt sich, dass das beabsichtigte Konzept der stetigen Anpassung der Solarenergiepreise an das Marktpreissystem in der Praxis schwierig zu gestalten ist, weil die Balance im Dreieck zwischen Existenzinteressen der PV-Branche, Investoren und Stromendkunden unter globalisierten Marktverhältnissen immer weniger gelingt: Auf der einen Seite gehen deutsche Modulhersteller trotz boomender Installationszahlen reihenweise in Konkurs; auf der anderen Seite sind insbesondere Großinvestoren zunehmend in der Lage, für baureife Solarparkflächen exorbitante Renditen und folglich auch hohe Pachtsummen für baureife Flächen zu zahlen.
Das zeigt die Resonanz auf die kurzfristige Ausschreibung, die nach der abgebrochenen Diskussion in der StaVO am 29.3.mit erweiterten Anforderungen notwendig wurde. Innerhalb von zwei !!! Werktagen sind neben dem bereits bekannten fünf weitere Angebote eingegangen.
7500 €/ pro ha und Jahr (bei der Anerkennung als Konversionsflächen) werden geboten, d.h. umgerechnet auf die Fläche von 12,4 ha 93000 €/a.
Würden die beplanten 18 ha komplett verpachtet, wären es 135000 €.
Das klingt in erster Hinsicht sehr lukrativ und lässt mit Blick auf die Finanzen der Stadt viele schwach werden.
Damit kann die Kaufsumme von rd. 450000 € (2,5 €/ha) in weniger als fünf Jahren refinanziert werden.
Volkswirtschaftlich betrachtet hat diese Rechnung aber eine andere Seite:
Der Gewinn wird von den Bürgern durch weiter steigende Strompreise finanziert.
Die PV-Fläche ist mit der Preisfixierung auf 18,7 ct/kwp für mindestens 20 Jahre bestenfalls kalkulatorisch zu berücksichtigen im Rahmen einer lokal/regionalen Energiewende.
Darüber hinaus übersteigt die erzeugte Strommenge von ca. 7 MW die Netzaufnahmekapazität des lokalen Stromnetzes und muss allein schon aus technischen Gründen in das Mittelspannungsnetz der Eon abgeführt werden.
Unter volkswirtschaftlichen Aspekten ist es wohl in den nächsten 2 bis 3 Jahren noch notwendig, den weiteren Ausbau der Solarenergieerzeugung mit sinkenden Einspeisevergütungen zu unterstützen, da der vollständige Wegfall die Branche massiv in ihrer Existenz gefährden würde, bevor die Marktfähigkeit erreicht ist.
Dieser Ausbau sollte aber vorrangig auf Dach- und Gebäudeflächen stattfinden.
In Verbindung mit der gezielten Unterstützung des Selbstverbrauchs durch eine entsprechende Gestaltung der Vergütung (80% der Erzeugungsmenge, intelligente Stromverbrauchssteuerung) würde die Energiewende damit wesentlich besser unterstützt. Neben der PV-Förderung würde zugleich die Energieeinsparung in Privathaushalten und die Entlastung der Netzkapazitäten vorangebracht.
Diese Entwicklung zu fördern, wäre eine dringend notwendige Aufgabe, die auch von der Kommunalpolitik aufgenommen werden müsste; insbesondere in Homberg, wo wir bereits mit der KBG einen erfolgreichen, bürgernahen Energieversorger haben
Weitere PV-Ausbaukapazitäten auf Dachflächen zu ermitteln (PV-Kataster) und intelligente Investitions- und Nutzungskonzepte zu unterstützen, wäre eine folglich eine dringliche Aufgabe, für die das beschlossene Energiekonzept Erkenntnisse und Vorschläge liefern sollte.
Im Laufe der vergangenen drei Monate hat sich gezeigt, dass diese Debatte im Zusammenhang mit dem potentiellen PV-Flächenankauf von CDU, FDP und SPD derzeit nicht gewollt ist.
Wir müssen das zur Kenntnis nehmen.
Wenn sich nun eine Mehrheit für den Ankauf und die schnellstmögliche Verpachtung abzeichnet, dann sollte zumindest ein zweiter Aspekt der "Energiewende" konsequent berücksichtigt werden:
Die Sicherung einer möglichst hohen Wertschöpfung vor Ort.
Dazu eine Modellrechnung:
Eine installierte PV-Leistung von 7 MWp erbringt bei 900 Sonnenstunden einen Jahresertrag von 6,3 Mio kwh . Daraus resultiert bei 18,7 ct/kw ein Geldertrag von 1,178 Mio €.
Hochgerechnet auf 20 Jahre entspricht das einer garantierten Einnahme von 23,5 Mio. €
(Ich habe mehrere Quellen in entsprechenden Foren gefunden, die von bis zu 1000 kwp pro ha bei den heutigen Modulleistungen ausgehen, sodass der Investor möglicherweise noch höhere Erträge auf der Fläche von 12,4 ha erreichen kann)
Die Pachtsumme entspricht also etwa 0,7 – 1% vom Jahresertrag.
Die angenommene Investitionssumme von 12 Mio. € (ca.1700€/kwp) dürfte niedriger ausfallen, da sich die Modulpreise inzwischen bei einem Preis von 700 -800 €/kwp bewegen.
Da die Zinsen derzeit sehr niedrig sind, ist eine PV-Investition auf einem baureifen Grundstück aktuell eine sehr profitable Chance.
Der Löwenanteil des Profits geht an die Investoren.
Eine kluge Kommunalpolitik trägt wenigstens dazu bei, dass davon soviel wie möglich in Homberg, wenigstens aber in der Region bleibt.
Druckansicht
Erst mal Danke.
Leider sind die GrĂŒnen die ja in der Vergangenheit immer einen auf „Umweltschutz“ gemacht haben in der Versenkung verschwunden.
Die SPD ist ein lahmer Gaul dessen Reiter sich wohl unbedingt profilieren will.
FDP ist still wie der See und die CDU ?
Nun Herr Kroesschell zeigt ja wo es langgeht:
„Der SchĂ€fer soll sich nicht so anstelle“ ist sein Grundtenor.
Zur FWG:
Wenn ihr Schutzinteressen vorgebt solltet ihr auch danach handeln.
Da der Auftrag an den Magistrat bis zum 30. 6 . lĂ€uft und bisher nicht erfĂŒllt ist; nicht auf die Schnelle zu klĂ€ren ist, wie man dem SchĂ€fer wirklich helfen kann, darf eure Stimmabgabe derzeit nur „NEIN“ heiĂen.
Alles andere wÀre genau das Gegenteil dessen was ihr da schreibt.
Liest man dann noch, dass vor 2020 keinerlei der Pachteinnahmen im StadtsÀckel landet, kann also nur ein Beweggrund die treibende Kraft:
Die kleinen Stromverbraucher Hombergs sollen nicht nur die Solartechnik ĂŒber die höheren Strompreise finanzieren, sie sollen dafĂŒr auch noch die Voraussetzungen schaffen.
Wer dazu ja sagt treibt ein perverses Spiel mit unserem Geldbeutel.
Ich kann nur froh sein, keiner Partei anzugehören, die in ihren Reihen solche „Experten“ hat.
Das sich der BĂŒrgermeister nicht um das kĂŒmmert was Stadtverordnete festlegen kann man an einem sehr teuren sinnlosen VergnĂŒgen nachvollziehen:
Dem hessentag.
Finanzrahmen war 1,8 Mio.
Alles was darĂŒber war sollte genehmigungspflichtig sein.
Und was geschah?
Der hat nicht einmal gefragt und die Stadtverordneten haben dann mind 3.3 Mio einfach nachtrÀglich abgesegnet.
Allen voran die damaligen und heutigen der CDU und FDP.
TanzbĂ€ren des BĂŒrgermeisters könnte man meinen.