Land auf Zeit
Abbildung: Drei Seiten über das Projekt "Summer of Pioneers" in Homberg, veröffentlicht in der Tageszeitung.
Am 26. 03. 2022 erschien auf drei Seiten der Tageszeitung ein Bericht über die Pioneers in Homberg.
Diese geschönte Darstellung sollte nicht unwidersprochen bleiben.
Ein Leserbrief an die Tageszeitung
Seit zwei Jahren wird das Projekt „Summer of Pioneers“ in Homberg mit Erfolg in vielen Medien platziert. In der Lokalzeitung, im Fernsehen, im Radio und in Veröffentlichungen aus dem Rathaus lenkt es von den weniger vorzeigbaren lokalen Themen ab. Eine gut organisierte PR-Aktion, die jetzt auch in der TAZ ihren Platz gefunden hat.
Bisher legte die Stadt noch keine Bilanz der Aktion vor. Was hat es der Stadt gekostet, für die Pioneers den Wohnraum zu schaffen? Notwendige Pflichtaufgaben der Stadt blieben dafür liegen.
Die Mitarbeiter des Bauhofs mussten helfen, Büros frei zu räumen und mit Möbeln auszustatten. Die Stadt subventionierte die Einrichtung der Wohnungen, einer Gemeinschaftsküche und den Coworking-Space. Die „Kreativen aus den Großstadtschluchten“ sollten mit neuen Ideen das Landleben voran bringen, sollten mit den Bürgern in Kontakt kommen und ihr Know-how einbringen.
Die erste groß aufgemachte Idee der Pioneers bestand in der Reparatur einer Sitzbank am Waldrand. Die Mitarbeiter des Bauhofs erledigen das sonst, ohne dass es groß erwähnt wird.
Ein „Wanderkino“ zeigte auf dem Marktplatz Stummfilme mit Livemusik, eine Idee, die schon zuvor dem Kulturverein vorgelegt wurde.Aus Paletten bauten die Pioneers eine Hochbeet am Rande des Marktplatzes. Es fand große mediale Beachtung, wie auch der Lattenrahmen des Kommunikations-Pavillons.
Die Schaufenster der leer stehenden Ladengeschäfte wurden dekorativ mit bunten Streifen beklebt, stehen aber weiterhin leer.
Wie sollen die Geschäfte sich auch füllen, wenn vor einem Jahre ein überdimensioniertes Einkaufszentrum neben der Altstadt eröffnet wurde, mit dem Versprechen, das würde die Altstadt beleben. Dafür wurden zwei Kulturdenkmäler abgerissen und gegen den Willen der Bürger mächtige alte Buchen gefällt .Statt des offiziellen PR-Berichts ist vor Ort Anderes zu finden:
Auf dem Foto über den Charme von Homberg sind Fachwerkhäuser abgebildet. Sie gehören der Stadt. Bunte Fassade, doch dahinter ruht seit Jahren der mit Fördermitteln begonnene Umbau.
Ein Spielbank liegt direkt neben der Schule, was zwar verboten ist, aber in Homberg bestehen bleibt.
Ein für ca. sechs Millionen Euro zum Ärztehaus umgebautes ehemaliges Amtsgericht steht zum größten Teil leer. Das Medizinische Versorgungszentrum darin ist gemeinnützig, denn es setzt sich für den Schutz von Nashörner in Namibia ein, wo der Apotheker als Hauptgesellschafter luxuriöse Lodges betreibt.Schon seit 40 Jahren ziehen Großstädter in den Schwalm-Eder-Kreis, kaufen und sanieren alte Häuser, schaffen Arbeitsplätze und es entstand eines der größten bürgerschaftlich organisierten Kulturnetze, die „Landrosinen“.
Gäste sind immer wieder überrascht, wie vielfältig und kreativ sich das Kulturleben hier auf dem Land entwickelt. Es braucht kein subventioniertes Probewohnen, es braucht den Blick auf kreative Kräfte vor Ort, die selbst anpacken.
Veröffentlichter Leserbrief als "Brief des Tages"
Eine teure Stippvisite
„Land auf Zeit: Die Großstadt im Tausch mit etwas Landleben“, taz vom 26. 3. 22
Noch hat die Stadt Homberg keine Bilanz veröffentlicht, was diese Pioneers gekostet haben. Notwendige Pflichtaufgaben der Stadt blieben dafür liegen. Die Stadt subventionierte die Einrichtung der Wohnungen und Coworking Spaces. Die „Kreativen aus den Großstadtschluchten“ sollten mit neuen Ideen das Landleben voranbringen. Die erste groß aufgemachte Idee der Pioneers bestand in der Reparatur einer Sitzbank am Waldrand. Die Mitarbeiter des Bauhofs erledigen das sonst, ohne dass es groß erwähnt wird. Die Schaufenster der leer stehenden Ladengeschäfte wurden dekorativ mit bunten Streifen beklebt, stehen aber weiterhin leer. Schon seit 40 Jahren ziehen Großstädter in den Schwalm-Eder-Kreis, kaufen und sanieren alte Häuser, schaffen Arbeitsplätze, und es entstand eines der größten bürgerschaftlich organisierten Kulturnetze, die „Landrosinen“. Gäste sind immer wieder überrascht, wie vielfältig und kreativ sich das Kulturleben hier auf dem Land entwickelt. Es braucht kein subventioniertes Probewohnen, es braucht den Blick auf kreative Kräfte vor Ort, die selbst anpacken.
Delf Schnappauf, Homberg