HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Denkmalpflege in Homberg: Quo Vadis?

Von Dr. Klaus Lambrecht

Ich glaube es besteht zwischen allen Hombergern Einigkeit darin: Der Marktplatz – unsere gute Stube – ist einmalig. Darum ist es auch wichtig diesen einmaligen Charme zu erhalten. Darum habe ich auch sofort bei den Problemen mit dem Umbau der Engelapotheke mich für den Erhalt diese stadtbildprägenden Gebäudes ausgesprochen.

Das nun aber die Denkmalschutzbehörde auch eine Genehmigung zur Öffnung der zwei städtischen Schirnen erteilt hat, verwundert mich. Ich kann dies auch nicht nachvollziehen, da hier jahrhunderte alte Strukturen zerstört werden. In der Engelapotheke werden dagegen hundertausende Euro eingesetzt, um die Konstruktion zu erneuern. Was an Originalsubstanz erhalten bleibt, werden wir sehen.

In einer Podiumsdiskussion sprach sich Prof. Dr. Großmann (Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg und Mitglied in zahlreichen Fachausschüssen die Denkmalpflege betreffend) gegen den Einbau von Glasfassaden aus.

Nach meinen Forschungen anhand alter Abbildungen und Gemälden waren die Schirnen bis auf die Sandsteingewände verputz. Der heutige sichtbare gemauerte Bogen aus Basalt lag unter Putz und hatte nur Stützfunktion. In den dreißiger oder vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts muss die Freilegung des Basaltmauerwerks erfolgt sein, das übrigens vor dem Hessentag aufwendig saniert wurde, auch darum ist es umso unverständlicher, dass nun das Mauerwerk teilweise eingerissen werden soll. Die Genehmigung ist aus beiden Gründen nicht nachvollziehbar, müsste doch die Denkmalschutzbehörde bei der Sanierung beteiligt gewesen sein. Die Kavaten des Erfurter Doms, die offen sind und immer als Vergleich herangezogen werden, sind in Sicht Mauerwerk aus Sandstein gearbeitet.

Ich verstehe die Leitlinien nicht mehr. Dem Abriss des unter Schutz stehenden Haus Walther (ehemals Ulrich, Bechtel) wird zugestimmt, bei dem Umbau des Landesfeindschen Anwesens wird der Gesamteintruck einer der größten Hof- und Burgsitzanlagen in Homberg durch Umbauten und Geländeabtragung überformt, die ehemalige Menage bzw. später als Landratsamt genutzte Seminargebäude wurde modern überformt.

Es wäre gut, wenn sich viele der Homberger einmal zu den geplanten Umbauplänen äußern würden. In persönlichen Gesprächen wird mir gegenüber immer der Eindruck vermittelt, dass die Öffnung auf wenig Gegenliebe stößt. Hier braucht unsere Politik einmal eine klare Positionierung der Bevölkerung. Der Denkmalpflege scheint es egal zu sein, also müssen wir handeln.

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22 Kommentare zu “Denkmalpflege in Homberg: Quo Vadis?”

  1. Martin

    Na, dann will ich mich mal äußern

    Ich bin für die Öffnung der Mauern. Aber schlicht und einfach, weil mir Glasfronten persönlich sehr gut gefallen und ich sehr viel lieber in einem lichtdurchfluteten Café bzw. einer Eisdiele sitzen möchte, als wenn nur die Tür und zwei kleine Fenster für Tageslicht sorgen. Das hat überhaupt nichts mit Denkmalpflege zu tun, einfach nur, weil ich es moderner finde und es mir besser gefällt.

    Gleiches gilt für die Altstadt-Kita und die Agentur für Arbeit. Beide Gebäude gefallen mir mit der Mischung als alt und neu sehr gut. Auch hier habe ich was die Denkmalpflege angeht, überhaupt keine Ahnung. Ich finde nur, dass beide vorher sehr "schmuddeligen" Areale deutlich gewonnen haben.

    Insgesamt gesehen bin ich ja sowieso der Meinung, dass einem alte (oftmals verfallene) Häuser nicht weiter bringen. Eine Sanierung ist oftmals alleine schon aus finanziellen Gründen nicht machbar. Daher sollte man froh sein, wenn man Gebäude einer neuen Nutzung zuführen kann. Und daher finde ich es seitens der Demkmalpflege sogar gut, dass man auch neue Sichtweisen zulässt. Wie oft hat man schon den Satz gehört "So eine alte Bude binde ich mir nichts ans Bein. Da schreibt die die Denkmalpflege alles vor (Raumgröße, Fenster usw) und du wirst arm…".

  2. Phil Antrop

    Sinnlos.

    Alea iacta est.

    Wo wir schon bei Denkmalpflege sind:
    Was ist denn mit dem Haus des Dr. Ritz?  Keine Auflagen? Wer sind die Bauausfühenden? Was wurde für eine Haustüre eingesetzt?

    Wo ist denn der Verein "Bürger für Homberg"? Spielt der Mäuschen und macht mit?

    Haus Pflüger mit Garten – nicht vollendet

    Krone – nicht vollendet

    Windmühle – nicht vollendet

    Engel-Apotheke – Quo vadis

  3. Mister X

    Ich bin für den Erhalt der Schirnen in der jetzigen Form.

    Dabei bestreite ich nicht, dass sich eine offene Glasfront für den Betrieb einer Eisdiele besser eignen würde.

    Nur, wer sagt, dass dort unbedingt eine Eisdiele untergebracht werden muss?

    In der Vergangenheit gab es hier im Blog den Vorschlag mit einer Weinstube.

    Das würde für mich einen Sinn ergeben. Hinter historischen Mauern ein gutes Tröpfchen genießen, ohne auf dem Präsentierteller zu sitzen…..

    Der Marktplatz ist die Perle unserer Stadt. Die Entscheider sollten alles dafür tun, dass dies in der Zukunft so bleibt.

    Mal sehen, welche Meinung andere Kommentatoren hier im Blog vertreten.

  4. Scherzbold

    Alte Häuser mögen nicht erhaltenswert sein – die Fassaden der Fachwerkhäuser auf alle Fälle.

    In Frankfurt am Main wird/wurde die historische Altstadt im Bereich des Römer gerade nach alten Plänen neu erbaut.

    Deshalb: Erhaltet die einzigartige Fachwerkkulisse am Marktplatz. Dahinter baut neu oder was auch immer.

    Kein Ärztehaus, kein Kindergarten und kein Kopfsteinpflaster beleben die Altstadt.

    Wenn nicht heute ( Melsungen und Fritzlar sind uns davon gelaufen )  –

    aber in ein paar Jahren könnte unser Marktplatz zu einem Highlight der nordhessischen Kleinstädte werden.

    Nachhaltigkeit wurde belohnt, könnte es dann heißen.

  5. Phil Antrop

    "Prof. Grossmann sagte: Stahl und Glas finden Sie in der gesamten Republik, vom Süden bis zum Norden. Aber dieses Bauwerk aus dem Mittelalter, mit seinen Sandsteintüren und Fenstern, sowie den erkennbaren Entlastungsbögen unter einem Kirchplatz gelegen ist einmalig in Deutschland. Außerdem ist es eines der wenigen wirklichen Bauwerke in Homberg die wirklich aus dem Mittelalter stammen und nicht im 30 jährigen Krieg zerstört wurden.

    Wenn das jetzt schon wieder vergessen sein soll und wieder der Entwurf mit den herausgebrochenen Sandsteinfenstern und -türen, sowie der beliebigen Glasfassade gelten soll, dann sind die Akteure wirklich beratungsresistent und unverantwortlich. Bei dieser Gefahr im Verzuge müsste die Denkmalbehörde für unseren Stadtarchitekten eigentlich ein Berufsverbot verhängen. Und die Argumentation, man müsse die Schirnen kaufen um sie zu retten kann bei mir nur einen hysterischen Lach- und Weinkrampf auslösen. Drei- oder auch dreißig Jahre Leerstand haben und werden die Schirnen nicht so ruinieren wie sie es sein werden, wenn unser großer Starstadtarchitekt über sie gekommen ist."

    V wie Vendetta

    https://www.homberger-hingucker.de/?p=12205#comment-19826

    P. S.

    Er fehlt.

  6. Anneliese

    In Schönheit sterben!

    Jeder kann ja seine Meinung sagen.

    Wenn die Schirnen (ja sie sind einmalig, jetzt sowieso) so bleiben sollten, dann wird sich absolut nichts verändern. Warum soll sich jemand in eine so dunkle Kiste setzten? Damit er nicht gesehen wird??

    Ganz im Gengenteil: AUFMACHEN!

    Sehen und gesehen werden, darum geht es den Leuten zu 90%.

    ABER, das wichtigste ist:

    Lasst doch endlich mal die Leute mit entscheiden, die es betrifft!

    Das wären in erster Linie die, die es betreiben wollen.

    Ob Eisdiele (wäre mir am liebsten) weil da oben drin ist es wirklich nicht so schön (im Winter wird dort kein Geld verdient) Weinstube, Dönlerladen, Bistro usw. ist doch erst mal egal.

    Keine Steine in den Weg legen bedeutet auch:

    Wenn die Stadt in 5 Jahren nicht fähig ist, die Baumängel abzustellen, dann empfinde ich es als absolute Frechheit, dem Käufer dies aufzubürden!

    Den Kaufpreis sollte man auf den obligatorischen "1Euro" festsetzen!

    Dann können auch locker 150.000 Euro investiert werden.

    Wurde ja mit dem alten Landratsamt auch so gemacht.

    Frei nach dem Motto: "Leben und Leben lassen"

  7. Phil Antrop

    Allein schon der höher gelegte Bürgersteig hat, nur um ein wenig ebener zu sein wie vorher, der Authentität einiges genommen.

    Wie hässlich so was wird, zeigt der Bereich gegenüber dem ehemaligen Amtsgericht. Modern und unpassend.

    Mehr Licht erinnert an die gefällten Bäume an Homberg.

    Macht sie alle platt .

    Sozusagen freier Blick aufs Mittelmeer, weg mit den Alpen !

    Ob so was in Fritzlar, Melsungen am Marktplatz gehen würde ?

  8. Phil Antrop

    # Anneliese

    Wenn es nach denen ginge die es betreiben wollen wäre die halbe Innenstadt Hombergs inzwischen nicht mehr das Fachwerk-Kleinod.

    Man kann in den Schirnen durchaus etwas betreiben.

     

    Ob allerdings eine Gesamtfläche von weniger als 80 qm ausreichend wäre um dort genügend Kunden zu haben? Laufkundschaft ist rar.

    Toiletten, Vorratsraum, Technik und Theke, Platz für Personal Sanitär und Aufenthalt, Platz für das Service Personal und Platz für Kunden die bequem an Tischen sitzen wollen? Für Kunden die sich ein Eis holen wollen?  Evtl. noch eingeschränkte Nutzung wegen der schrägen Wände? Wohin mit der Außenbestuhlung?

    Daran ändern auch Glasscheiben nichts.

    Da sind dann noch die Feuchtigkeit, Heizung im Winter.

    All das möchte ich mal vor dem Verkauf als vollständiges Konzept samt Plänen sehen.

    150 000 € entspricht ungefähr dem, was die Stadt bezahlt hat, und was man als Sanierungskosten angegeben hat.

    Sorry, aber das sind für mich mal wieder die üblichen Homberger Träume.

    Noch nicht mal einen Wettbeweb gibt es, und so wird aus Homberg irgendwie "Gerlachshausen".

  9. Frustrierter

    Eisdiele?

    Reicht der "Gehweg" vor den Schirnen für die Außengastronomie? Darf dieser Fußweg für den allgemeinen Fußgängerverkehr gesperrt werden?

    Ohne Geländer geht dann sowieso nichts.

    Oder soll die Marktplatzfläche unterhalb der Schirnen miteingebunden werden?

    Ist dies auch bei den Events und sonstigen Veranstaltungen auf dem Marktplatz möglich?

  10. Scherzbold

    "Gerlachshausen" ?

    Dann muss aber das "Ritzviertel" auch erwähnt werden.   🙂

  11. Wahl

    Das Efze Center hätte in die Innenstadt gehört mit Denkmalschutz , dann wäre die Innenstadt heute nicht kaputt.

    Die Eisdiele am Marktplatz ist völlig ok und der Blick auf die Kirche unschlagbar.

  12. Mister X

    Am letzten Sonntag besuchte mein Sohn mit Familie die Stadt Melsungen. Er berichtete mir von einer vollen Innenstadt und sehr gut besuchten gastronomischen Betrieben mit Außenanlagen.

    Auf der Rückfahrt von Melsungen passierte er über die Obertorstr. unseren Marktplatz und sah einen Marktplatz mit ein paar Leuten.

    Zwischen Melsungen und Homberg liegt eine Zeitspanne von ca. 20 Minuten Fahrzeit.

    Was hat Melsungen, was Homberg nicht hat?

    Den schöneren Marktplatz haben wir, wie ich meine.

    Ach so, irgendetwas läuft in Homberg schief, meinte er noch abfällig.

     

  13. Opa

    Die Gerlachs….?

    Die "Homberger Kennedys" ?

    Nein, aber jede Epoche geht mal zu Ende.

  14. WĂ€hler

    Wenn Dr. Ritz, der gebürtige Homberger und zwischenzeitlich wahlweise Hamburger, den Homberger Marktplatz zum "Homberger Schanzenviertel" entwickelt, dann wird`s noch was mit der Innenstadtbelebung.

  15. Joachim Grohmann

    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ich meine es mal auf einem Bild gesehen zu haben, hatten die Schirnen zu Urzeiten keine Wand und Tür. Diese müssen wohl in einem Jahrhundert später verschlossen worden sein.

    Letztendlich würde das Bild durch eine Glasfront aus meiner Sicht nicht wirklich schlecht aussehen und würde dem Ursprung vielleicht am ähnlichsten kommen.

    Vielmehr mache ich mir über eine Realisierung Gedanken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Eisdielenbetreiber die Nummer stemmen kann. Auch die Frage nach der Außengastronomie muss geklärt werden. Der Vorschlag mit einer Bühne wäre da eine Option.

    Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand dieses unternehmerische Risiko übernehmen würde. Ob eine Weinstube funktionieren würde ist mir seit der Schließung des Cyrano eher nicht vorstellbar.

    In diesem Sinne

  16. Dr. Klaus Lambrecht

    Hallo Herr Grohmann,

    eine Abbildung mit den geöffneten Schirnen wäre eine stadtgeschichtliche Sensation. Bitte überlegen Sie noch einmal, wo Sie dies Abbildung gesehen haben. Bisher sind mir nur Abbildungen mit geschlossen Bögen (Schirnen) bekannt.

  17. Mister X

    Herr Grohmann

    Ohne Ihnen vorgreifen zu wollen:

    Laut Wikipedia handelt es sich bei einer Schirn ursprünglich um eine offene Verkaufsstätte.

    Vielleicht haben Sie ähnliches über Schirnen gelesen.

  18. Pro Homberger

    Zu 16.

    Ich habe dieses Bild auch schon einmal gesehen und auf der Facebook-Seite des Gasthauses "Krone" wiedergefunden. Ob dieses Bild auf Tatsachen beruht oder nur auf dem Wunschgedanken, bleibt mir unerschlossen.

  19. Phil Antrop

    https://www.facebook.com/kronehomberg/

    https://www.facebook.com/kronehomberg/photos/a.1073489219370423.1073741825.1073487576037254/1486912714694736/?type=1&theater

    Das sieht aus wie ein Holzschnittdruck eines modernen Künstlers. Habe ich auch an anderer Stelle schon gesehen. Nur keine Erinnerung wo.

    Leider fehlen jeglich Quellenangaben !

  20. Phil Antrop

    2013

    https://www.homberger-hingucker.de/?p=10175

  21. Joachim Grohmann

    Nun, bei den Schirnen, so wie ich es in Erinnerung habe, waren dort Garküchen oder so ähnlich in offener Bauform. Könnte sich auch um einje Armenküche handeln. Aus meiner Sicht passt da auch die Bauform (Bogen) und das nachträglich(?) ausgemauerte.

    Ich hatte in meiner Schulzeit mal ein Referat über Homberg gehalten. Von da stammt auch das Bild vor meinem geistigen Auge.Mal schauen, ob ich mal Zeit finde um in den alten Sachen zu wühlen.

    In diesem Sinne

     

  22. Phil Antrop

    Ich finde kein besseres Plätzchen für diese Tatsache:

    Innenstadtbelebung …es offenbart sich eine völlig neue Optik aus Naturstein am Eingang zur Altstadt. Bürgermeister Hartmut Spogat stellte die Bedeutung des Platzes für die Altstadt vor.

    Mit der Sanierung sei der historische Kern verbessert und somit attraktiver geworden. Wie beim Ausbau des Marktplatzes und der Von-Hund-Gasse sei die Verschönerung und Belebung der Altstadtkerne das Ziel der Arbeiten gewesen.

    https://www.hna.de/lokales/fritzlar-homberg/fritzlar-ort45393/neue-optik-aus-naturstein-am-fritzlarer-rossmarkt-8370455.html

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