Innenstadtbelebung ist eine Kunst
Professor Manfred Gerner von der Fachwerktrienale hat ein Interview aus der Sachsischen Zeitung zur Funktion des Handels in InnenstÀdten an Fachkollegen herumgeschickt.
In Görlitz soll eine Einkaufspassage ein marodes GrĂŒnderzeitquartier ersetzen. Ist das gut? fragt die Zeitung Prof. Dipl.-Ing. Michael Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. Aus dem Interview einige Passagen, die auch in Homberg zu bedenken sind.
„Der kleinteilige Einzelhandel ist neben dem Wohnen eine zentrale Grundlage fĂŒr unsere europĂ€ische Stadtbaukultur.
Aus diesem Grund gilt es ihn zu schĂŒtzen.“
„Wer in ein Einkaufszentrum investiert, zieht vor allem Handelsketten als Mieter gröĂerer FlĂ€chen an. Damit steht solch ein Zentrum in Konkurrenz zum klassischen kleinteiligen Einzelhandel.“
Also bieten sich attraktive Einkaufscenter wie das Kornmarktcenter in Bautzen doch an?
Die Hoffnung, die InnenstĂ€dte so beleben zu können, geht in den allerseltensten FĂ€llen auf. Die MĂ€rkte am Stadtrand bleiben bestehen, die Center in der Innenstadt ziehen ebenfalls Kunden an – und alles zu Lasten der kleinen GeschĂ€fte. Ein Teufelskreis!
Sind denn die kleinen FachgeschÀfte tatsÀchlich chancenlos?
Der Wettbewerb ist nicht fair. Ăkonomisch können die Kleinen mit den GroĂen nicht mithalten. Entweder nicht bei den Preisen oder nicht bei den Ăffnungszeiten oder auf beiden Feldern nicht. Man muss also den kleinteiligen Einzelhandel in den StĂ€dten gezielt fördern, zum Beispiel mit niedrigeren Steuern.
Warum sollte man in den Wettbewerb eingreifen?
Weil der kleinteilige Einzelhandel fĂŒr die IdentitĂ€t einer Stadt und fĂŒr die Identifikation der Menschen mit einer Stadt unsagbar wichtig ist. Wir brauchen faire Ausgangsbedingungen, das wĂ€re eine ganz wichtige wirtschafts- und strukturpolitische Weichenstellung.
Aber wenn es nur um den Preis geht, wird der kleine HĂ€ndler dennoch schlechte Karten haben gegenĂŒber einer Handelskette.
NatĂŒrlich, und es gibt in Görlitz sicherlich ĂŒberdurchschnittlich viele Menschen, die auf jeden Euro achten mĂŒssen. Aber es gibt eben nicht nur die. Die Stadt wirbt damit, ein idealer Wohnort fĂŒrs Alter zu sein. Wer als Senior in diese Stadt zieht, hat in der Regel etwas mehr Geld zur VerfĂŒgung als der Durchschnitt.
Und Görlitz ist fĂŒr Touristen attraktiv. Auch das ist eine Gruppe, bei der es nicht in erster Linie um niedrige Preise geht, sondern um ein gutes Angebot.