Einkaufszentrum: Lehrstück und Lernverweigerung
Die bisherige Planung für das zentrale Gebiet am Rande der Homberger Altstadt ist in mannigfaltiger Hinsicht ein Lehrstück.
Foto: Einladungstafel zum Bürgerworkshop in der Stadthalle Homberg
Bürgerbeteiligung
Die Bürger sollten von Anfang an bei der Planung beteiligt sein. In der Stadthalle gab es einen sogenannten Planungsworkshop.
Als die drei Arbeitsgruppen der Bürger dafür eintraten, dass die alten Bäume erhalten werden sollten, war Schluss mit der Beteiligung. Die Bäume störten die Pläne des Projektentwicklers, also müssen sie weg, so der Vertreter des renommierten Kasseler Planungsbüros ANP.
Die Lehre konnten die Bürger verstehen: Es ging nur darum, den Schein einer Beteiligung aufzubauen. Mehr nicht.
Vorsicht Bürgerbeteiligung:
Bürgerbeteiligung dient oft nur der leichteren Durchsetzung von Planungen gegen die Bürger.
Experten
Als Experten versteht man Menschen, die sich mit einer Sache lange und ausgiebig fachlich befasst haben und sich gut auskennen. Die erste Probe dieses Expertenwissens erhielten die Bürger von einem Mitarbeiter des Planungsbüros ANP:
Für das Einkaufszentrum sei eine gute wirtschaftliche Basis gegeben: Kaufkraft im Einzugsbereich 184 Mio. Euro im Jahr.
Was ein Experte vorträgt, glaubt erst einmal jeder. Die Kaufkraft wurde später auf die Hälfte reduziert angegeben – wie es schon vorab die Industrie- und Handelskammer Kassel sagte.
Foto: Präsentation zum Einkaufszentrum, vorgetragen vom Büro ANP mit falscher Angabe zur Kaufkraft.
Dieses Planungsbüro legte eine Planung vor, bei der man davon ausgehen sollte, dass alles gut durchdacht ist, und es sich nur noch um Verbesserungen im Detail oder um Gestaltungsfragen dreht.
Die Planung musste zurückgezogen werden, denn die Experten hatten "übersehen", dass die Waren-Anlieferung genau an der Zufahrt der gegenüberliegenden Schule liegt und es zu Kollision mit der Schulwegsicherung kommt.
Foto: Unterirdische Verkaufsflächen geschlossen wegen Leerstand, Hannoversch Münden, 2011
Die Experten des Planungsbüros ANP haben dann eine Planung vorgelegt, die einen großen Parkplatz in der Innenstadt vorsieht. Unter dem Parkplatz liegt der größte Teil der Verkaufsflächen im Untergrund. Diese Planung ist nicht nachhaltig, denn das unterirdische Bauwerk, lässt sich kaum für andere Zwecke nutzen, wenn die Verkaufsflächen einmal leer stehen. Ein solcher Bau ist nicht zukunftsfähig.
Die Mitinhaberin des Planungsbüros, die diese Planung vorlegte, tritt gleichzeitig als Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und für die Stiftung Baukultur und Gesellschaft für nachhaltiges Bauen auf. Sie ist in der Lage, sehr vernünftig über Nachhaltigkeit und Baukultur zu referieren. Doch den schönen Worten folgen hier keine entsprechenden Taten. Wer soll den schönen und richtigen Worten folgen, wenn nicht einmal ihr eigenes Büro es tut?
Vorsicht Experten: Sie sagen oftmals nur das, was nur ihre Geldgeber hören wollen.
Sich nicht von den Experten entmündigen lassen!
Foto: Visitenkarte Andreas von Ommen, Firma Schoofs, Vor- und Rückseite, die im Homberger Rathaus ausgegeben wurde.
Blindes Vertrauen in Geschäftemacher
Projektentwickler wollen nur das Beste für die Stadt. So treten sie auf, so schmücken sie ihre Vorhaben aus. In Wirklichkeit sind sie nur daran interessiert, wie sie möglichst viel Gewinn aus dem Projekt ziehen könne, das sie anschließend verkaufen. Was danach kommt, interessiert sie nicht.
Der Projektentwickler Schoofs Frankfurt hat mit der Stadt einen Durchführungsvertrag für das Einkaufszentrum abgeschlossen und einen verbindlichen Fertigstellungstermin vereinbart.
Dieser Vertrag wurde nicht eingehalten. Es war von Anfang an klar, dass er nicht eingehalten werden konnte, denn es fehlten die großen Mieter mit langfristigen Verträgen, die für die Finanzierung unabdingbar sind.
Der Vertrag war unseriös. Damit stellte sich der Projektentwickler selbst ein Zeugnis aus: unseriös. Entweder wurde die Stadt von dem Projektentwickler getäuscht, indem Schoofs vorgaukelte, es wäre alles gesichert oder die Stadt hat bei diesem Spiel mitgemacht und die Stadtverordneten und die Bürger getäuscht.
Vorsicht Projektentwickler: Wenn's dem Geschäft dient, versprechen sie alles. Wer ihnen auf den Leim geht, ist selber Schuld oder hat eine Belohnung bekommen.
Foto: Bauzaunbanner: Falsche Firma, Falsche Fotos. Die Gebäude werden nicht gebaut, weil es dafür keinen Bedarf gibt. Das Projekt ist in eine neue Firma ausgegliedert worden, in die Einkaufscentrum Drehscheibe GmbH & Co KG