Worüber geschwiegen wurde
Über die Stadtverordnetenversammlung am gestrigen Abend (13.6.2019) berichtet nh24 schon heute in der Frühe um 6:06 Uhr ungewöhnlich ausführlich und eigenständig.
Aufschlussreicher bei der Stadtverordnetenversammlung ist es, über was geschwiegen wurde, was erst gar nicht auf der Tagesordnung erschien, oder was nur zu verstehen war, wenn man mit entsprechenden Hintergrundinformationen "zwischen den Zeilen" lesen konnte.
Kein Wort über …
… die Engelapotheke: die tatsächlichen Baukosten, die leerstehenden Großraum-Wohnungen (Kostenanteil ein Million Euro je Wohnung) und die kostenfrei überlassenen Räume an zwei Homberger Vereine.
… die Bauarbeiten im Nachbargebäude (Obertorstraße 1), in dem vor Jahren erst das Bürgerbüro barrierefrei eingerichtet worden war und jetzt an der Haustür viele Klingelknöpfe zu sehen sind.
… über den Stand der Strafanzeige zu den unklaren Finanzverhältnissen beim Bau des Ärztehauses und den Aktivitäten der von der Stadt beauftragten Hamburger Anwaltskanzlei Roxin.
… über die weiter vorgestellten Baumaßnahmen am Ärztehaus mit einem weiteren Aufzug zu den schon vorhanden drei Aufzügen.
… über den Kauf des Gebäudes Holzhäuser Straße 1 im Zuge des Vorkaufsrechts. sieh auch hier
… über den schon weit aus dem Ruder gelaufenen Zeitplan für das Multifunktionshaus am Marktplatz 15 in Verbindung mit dem Gebäude Holzhäuser Straße 3. Nur eine kleine Bemerkung des Stadtverordnetenvorstehers ließ aufhorchen. Er und nicht der Bürgermeister teilte mit, dass der Punkt "Beratung und Beschlussfassung über eine Budgetanpassung im Finanzplan 2020/2021" gar nicht beraten und beschlossen werden soll, sondern nur als Information gedacht sei. Eine Information, die nur in den Unterlagen zu finden ist: die Information dass alles noch sehr viel teurer würde. Vielleicht würde das dazu führen, dass man sich gegen das Projekt entscheiden könnte.
… über den Stand der Bewerbung als Cittaslow-Stadt und über die neue Nutzung des ehemals dafür vorgesehenen Ladens am Marktplatz, der von der Stadt umgebaut wurde. Hat die Stadt das Haus etwa auch schon gekauft?
… über die tatsächlichen Abrisskosten der Unterkunftsgebäude in der ehemaligen Ostpreußenkaserne, die weit über den genehmigten Kosten liegen sollen.
… den Baubeginn des unterirdischen Einkaufszentrums und dem großen innerstädtischen Großparkplatz Es fehlt auch noch die Zustimmung zum Wechsel des Bauvorhabens an die "Einkaufscentrum Drehscheibe GmbH & Co. KG".
Wo über soviel nicht gesprochen wird, kann man nicht von Transparenz sprechen.
Wie viele "Leichen" liegen wohl außerdem im Keller des Rathauses, die "beschwiegen" werden?