Begeisterungspolitik oder Beteiligungspolitik
Begeisterungspolitik ist eine Politikstil, der auf emotionale Zustimmung, auf Begeisterung für "oben" gefällte Entscheidungen baut.
Wer begeistert ist, verlangt keine Begründung, verlangt keine Rechtfertigung. Da müssen die Emotionen stimmen und immer wieder angefeuert werden, damit der Rausch nicht abreißt. Wer sich nicht anstecken lässt, ist ein Meckerer, ein Mießmacher, ein …
Je größer die Zahl der Begeisterten, desto mehr Legitimität wird daraus abgeleitet. Deshalb die Jagd nach Rekorden, zahlenmäßigen Rekorden, nicht nach Qualität. Klarer Blick, wirtschaftliches Abwägen und offene Argumentation gehen verloren.
Hier sei auch noch einmal auf den Beitrag über die Festivalisierung der Stadtpolitik von Prof. Dr. Walter Siebel verwiesen. Zwei Zitate daraus:
Schließlich verfestigt dieser Politiktypus die Vorstellung von Politik als Haupt- und Staatsaktion. Die Strategie der Festivalisierung fügt sich ein in ein elitäres Demokratiemodell. Festivalisierung dient dazu, Akzeptanz zu schaffen für eine von oben, innerhalb einer wirtschaftlichen und politischen Machtelite formulierte Politik.
Festivalisierung ist auch die gezielte Organisation des Wegsehens von den realen Problemen.
Ganz anders eine Beteiligungspolitik. Wo viele Menschen beteiligt sind, geht es kontrovers zu, aber auch kreativ. Aus der Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Einschätzungen, Erwartungen und Erkenntnissen, entwickeln sich neue Ideen, die breiter getragen sind als eine, die nur "von oben" durchgesetzt wird. Das ist demokratischer Geist, der von der Einsicht ausgeht, dass in einer offenen Diskussion reifere Lösungen entwickelt werden. Wenn ein Einzelner seine alleinige Sicht zum Maßstab nimmt, sind Fehlentwicklungen vorprogrammiert. Das Förderprogramm "Stadtumbau in Hessen" propagiert einen Beteiligungs-Stil. In Homberg wurde er bisher mit Scheinbeteiligung unterlaufen.
Wann kehrt in Homberg wieder ein Politikstil ein, der sich an einer demokratischen Beteiligungspolitik orientiert und nicht an autoriären Begeisterungspektakel?
Wann verbindet sich Engagement mit Weitsicht und bürgerlicher Offenheit, um möglichst viele Menschen mitzunehmen und die realen Probleme anzupacken?
Wann wird in Homberg der freie Fall in das immer tiefere Schuldenloch gebremst ?