Diskussion im Gaswerk: BĂŒrgerinitiative ist besorgt
Am Nachmittag des 12. Augusts war das ehemalige Gaswerk im Davidsweg für alle Homberger geöffnet. Der Architekt der Stadt, Jochen Gontermann, stand für Diskussionen bereit. Als Fachmann hatte er den Chemiker Dr. Wüsteneck hinzugeholt sowie einen Fachmann der Firma Remmers, Bauchemie.
Gegen 15:00 war schon eine lebhafte Diskussion im Gang. Der Raum war gut gefüllt, leider konnten die weiter hinten stehenden die Diskussion nur schlecht hören.
In der Nachbarschaft des ehemaligen Gaswerkes hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die auch im Davidsweg mit Plakaten protestierte (Fotos). Lange ging die Diskussion um die Giftstoffe und die Gefahren, die möglichereweise davon ausgehen können. Der Chemiker Dr. Wüsteneck erläuterte die Zusammenhänge. So fragte jemand besorgt, ob die Giftstoffe nicht ausgasen könnten, Dr. Wüsteneck erläuterte, dass dazu Temperaturen von 300°C notwendig seien, die im Alltag nicht auftreten.
Die Teerblase unter dem Gebäude sei schon lange durch eine Betonplatte abgesperrt, zusätzlich soll sie auch noch seitlich abgesperrt werden. Bisher schon wurden Grundwasserproben entnommen, die keine Kontamination aufwiesen.
Den Anwohnern fiel es schwer zu verstehen, wieso das Gebäude jetzt erhalten und sogar als Jugendtreff genutzt werden soll, während vorher nur ein Abriss wegen der Kontamination geplant war. Die Erklärung war einfach: Vorher hatte nie jemand untersucht, ob eine Nutzung überhaupt möglich sei, das hat erst in diesem Jahr der Architekt der Stadt, Herr Gontermann geprüft und von verschiedenen Seiten Stellungnahmen eingeholt. Bei Luftmessungen im Innenraum konnten keine Belastungen festgestellt werden. Die Aufsichtsbehörde beim Regierungspräsidium gab grünes Licht für eine Nutzung als Jugendzentrum. Die Zuschüsse, die für den Abriss des Gebäudes vorgesehen waren, dürfen für die Baukosten der Sanierung verwendet werden. Insgesamt kostet ein neues Jugendzentrum weniger als der Abriss.
Angst vor Lärm
Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass sich die Anwohner nicht so sehr um die Nutzer des Hauses, als viel mehr um ihre eigene Ruhe sorgten. Bürgermeister Martin Wagner erläuterte, dass sich das Grunstück planungsrechtlich in einem Mischgebiet befindet. Auf dem Grundstück könnte sich auch ein Gewerbebetrieb ansiedeln und die Nachbarn müssten von einem solchen Betrieb ausgehende Lärmbelastungen hinnehmen.
Dieser Standort war bereits von vor Jahren als Jugendzentrum im Handlungskonzept "Soziale Stadt" vorgesehen. Erste Planungen waren bereits für den Umbau des Bauhofsgebäudes auf der anderen Staßenseite begonnen worden, bis sich herausstellte, dass das ehemalige Gaswerk nutzbar ist. Für die Stadtjugendpflege ist es eine Verbesserung, wenn sie sich nicht auf zwei Standorte aufteilen muss. Die Räume in der Untergasse und im Bahnhofsgebiet würden dann aufgegeben zugunsten des Zentrums im alten Gaswerk, an der Schnittstelle zwischen dem Bahnhofsgebiet, der Efzewiese und der Kernstadt.
Ein Denkmal der Industriekultur
Das Gebäude ist das einzige Zeugnis der industriellen Vergangenheit Hombergs. In den letzen Jahrzehnten hat die Industriekultur viele Freunde gefunden und die Bauten sind zu Kulturzentren oder Touristenattraktionen geworden. So ist in Hünfeld schon vor vielen Jahren ein kleines Gaswerk zu einem Museum für moderne Kunst umgebaut worden. Im Ruhrgebiet ist der Gasometer ein weithin sichtbares Zeichen, in dem gut besuchte, wechselnde Ausstellungen stattfinden. In Wien sind in vier nebeneinander liegenden Gasometern Wohnungen, Geschäfte und Veranstaltungsräume entstanden.
Die Freunde des ehemaligen Gaswerks Augsburg haben eine umfangreiche Übersicht über Gaswerke in Deutschland und Europa zusammengestellt.
Foto: Wien, Wikipedia
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