HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

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1957 war Wernswig 860 Jahre alt

 

 
Gemeinde Wernswig 1957In diesem Jahr – 2022 – feiert Wernswig sein 925-jähriges Jubiläum.

1097 wurde Wernswig erstmalig urkundlich erwähnt, früher als Homberg, das sich erst 1231 in einer Urkunde findet, obwohl schon Altstadt und Freiheit bestanden. Auch Wernswig ist sehr viel älter, nach den steinzeitlichen Ausgrabungen in der Gemarkung kann man von einer Besiedlung von 7.000 Jahren ausgehen.

1957 berichtete das Homberger Kreisblatt über die 860-jährige Geschichte von Wernswig. Hier die besser lesbare Abschrift des Berichtes. Die Abbildungen waren nicht im Bericht, sie sind jetzt zugefügt worden.

Bei Presseberichten muss man heute wie auch damals vorsichtig sein. 1957 berichtete das Kreisblatt schon über die Ehrung des Wernswiger Malers Heinrich Otto zu seinem hundertsten Geburtstag. Er wurde aber 1858 geboren.


 

 

Ueber 860 Jahre Gemeinde Wernswig

Wernswig (ö) Durchflossen von dem in der Leuderoder Gemarkung entspringenden Osterbach und umflossen von dem von Lenderscheid kommenden Niederbach liegt die 945 Einwohner zählende Gemeinde Wernswig an der Bahnlinie Treysa-Malsfeld-Eschwege. Beide Bäche fließen vereint unterhalb des Dorfes bei Lützelwig in die Ohe. Wernswig zerfiel ursprünglich in einen um die Kirche liegenden Teil mit den alten Hufen- Kötersitzen und einen neueren, zumeist an der Lenderscheider Straße liegenden südlichen Teil mit der älteren Bezeichnung „Krieböme", einem Namen, der von der gleichnamigen ehemaligen Gemeindetrift herrührt. Zahlreiche neue Bauten und Siedlungen umschließen heute beide Ortsteile. Zur politischen Gemeinde gehört die im Südosten gelegenen Hof Willingshain, die oberhalb dieses Hofes erst nach dem Krieg gegründete Siedlung Waldhof und die im Nordwesten am Ohebach gelegene Batzenmühle. Die heutige Flurbezeichnung „Wolfsgarten“ deutet, wie Bürgermeister Wagner sagt, auf die Lage der früheren Siedlung „Wolfterode“ hin. Den Zehnten von diesem Wolferode hatten die Holzadel und später die von Baumbach zu beanspruchen.

Erstmalig wird Wernswig urkundlich im Jahre 1097 mit der Bezeichnung „Wernswic“ genannt. Der frühere Wernswiger Pfarrer Abel Becker legte die Bezeichnung in seinen der Nachwelt hinterlassenen Aufzeichnungen des Kirchspiels Wernswig so aus: „Die Silbe Werns deutet auf einen alten Personennamen Warin, Werino, Werin hin und die Endsilbe wig, wich, wic heißt soviel wie Ort oder Name. 1537 war Wernswig ein Dorf im Gericht Verna des Amtes Homberg im Vernegau. Das Dorf wird zwar urkundlich erst um 1097 erwähnt, doch meint Becker, die erste Besiedlung für Wernswig und den zugehörigen Kirchspielort Sondheim fällt in die zweite Periode von Anfang des fünften bis Ende des achten Jahrhunderts.

Kampf gegen äußere Feinde

Das 13. Jahrhundert und die darauffolgende Zeit waren für die engere Heimat Zeiten des Kampfes gegen äußere Feinde und des Streitens im eigenen Land. Des öfteren durchzogen die Kriegsschafen des Erzbischofs von Mainz das Land. Des öfteren durchzogen die Kriegsscharen des Erzbischofs von Mainz das Land. Mainz beanspruchte die Lehnsherrschaft über Hessen und wollte sie mit Gewalt erzwingen. Auch Wernswig und seine Höfe waren oft der Plünderung und Gewalt unterlegen. Die Ritter von Wernswig haben sicher oft im Gefolge ihrer Lehnsherren zum Kampf ausreiten müssen. In diesem Zusammenhang mag hier ein Streit erwähnt werden, den Wernswig mit den Klosterleuten von Spießkappel hatte. 1457 war zwischen dem Abt von Kappel und einigen Männern von Wernswig wegen „etlicher Gehölze“, nämlich wegen des „Wehir-Holzes““ (Wehrholzes), des „kleinen Gerhardts Berges“ und des "Lohes und der Weyden" ein Streit um die Besitzrechte ausgebrochen. Schiedsrichter in der Sache war der Schultheiß von Homberg, Peter Ingebrand. Hiernach sollte die strittigen Grundstücke zur Hälfte der Staat als Rechtsnachfolger des Klosters Kappel haben. Hieraus ergibt sich, daß der Forstfiskus mitten im Waldbesitz von Sondheim und Wernswig ein kleines Waldstück besaß.

Adlige in Wernswig

Adlige befanden sich in Wernswig von 1220 bis 1317. 1220, beim Eintritt zweier Grafen von Reichenbach in den Deutschen Orden, befanden sich unter den Zeugen, die deren Schenkungen an den Deutschen Orden beurkundeten, ein Albert und ein Warmund von Werneswich. 1317 nahmen die Herren von Buchenau einen Konrad von Wernswig, der auch Ziegenhain beraubt hatte, in ihre Burg auf. Zum Ende des Mittelalters zählte man im Dorf neun Hufensitze mit zusammen 27 Hufen von je 30 bis 40 Acker. Die Pfarrei besaß drei, die Kirche einen und der Hof Willingshain zwei Hufen. In jener Zeit mußten als Abgabe an die Landesherren von jedem Schäfer im Gericht Verna jährlich ein Trifthammel, ein Küchenhammel und zu Ostern ein Lamm abgeliefert werden; zusammen im Gericht Verna 72 Hämmel und 30 Lämmer.

Kostbarkeiten in der Kapelle

Die im Mittelalter bis zum Jahre 1841 vom Totenhof umgebene Kirche in Wernswig befand sich auf demselben Platz wie auch heute noch. Das Patronat über die dem Heiligen St. Georgi geweihte Kapelle hat 1265 Konrad von Wernswig dem Kloster Kappel abgetreten. Sie unterstand dem Dekanat Mardorf. Um 1210 wurde in Wernswig schon ein Pleban erwähnt. Der 1311 erwähnte Pleban Konrad, genannt Mullere, war 1305 schon Vizepleban in Mardorf. 1529 besaß die Kapelle an Kostbarkeiten zwei große Abendmahlskelche, eine kupferne und vergoldete Monstranz und drei Meßgewänder. Außer den vorreformatorischen Kelchen besitzt die Pfarrei jetzt noch ein Handabendmahlsgerät. Hinsichtlich der Abgaben von Pfarreihufen galt 1537 die Weisung: „so sie ein pfarher selber gepraucht, hält man ihm die frey, verthuet er sie aber einem anderen, müssen sie vor die Hube gleich den anderen dienen und pfluggelt“.

Zwei Originalhandschriften

Im Wernswiger Pfarrhause Eisenberg befindet sich außerdem noch zwei Kostbarkeiten in Form zweier Originalhandschriften Dr. Martin Luthers aus 1545 und von Philipp Melanchthon.

Schwierige Zeiten

Unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges hatte Wernswig viel zu leiden. Im Kirchenbuch von 1625 ist zu lesen: „Jetzt hält der Pfarrher selbst ein Ackergeschirr und sind vom Kriegsvolk ihm drei Pferde genommen, hat drei kaufen müssen. Item ist das Pfarrdorf wernswigk dermaßen geplündert und verderbet worden, das mehr nicht den 16 Pferde noch darin zu finden undt 30 Kühe nicht. Müßte demnach ein Pfarrherr verhungern, wenn er nicht selbst ein Ackerwerk erhielte.“ Um diese Zeit musste auch ein neues Pfarrhaus und 1615 eine neue Pfarrscheune gebaut werden. Im Jahr 1733* wurde das inzwischen baufällige Pfarrhaus erneuert. Die Kirchenkasse von Sondheim leistete zu diesem Neubau 691 Taler als Beihilfe. In diesem Jahre erfolgte auch eine umfassende Erneuerung der Kirche; sie kam, den Kirchenrechnungen zufolge, in ihrem Ausmaß einem vollständigen Neubau gleich. Die Westseite und ein Teil den Nordseite erweist sich als stehengebliebener Rest der alten Kirche. [* 1733 ist falsch, das Pfarrhaus wurde 1773 erneuert,)

Die Schulverhältnisse


Foto: Schulhaus von 1820 in Wernswig

Im Wernswiger Schulleben wird zuerst ein „Opfermann“ 1580 erwähnt. Ihm oblag, die Kinder im christlichen Glauben zu unterrichten. Er hatte dazu den Kirchendienst zu versehen, zu läuten, Kirche und Altar herzurichten und den Gesang in der Kirche zu leiten. Einhundert Jahre später – um 1690 – kaufte die Gemeinde ein Opfermanns- und Schulhaus. Pfarrer Becker erwähnte, daß in Hessen 1726 allgemein die Schulpflicht eingeführt wurde. 1820 wurde in Wernswig die erste neue Schule gebaut, deren Kostenanschlag sich auf etwas mehr las 1 482 Taler belief. Am 1. Oktober 1917 wurde in Wernswig die zweite Lehrerstelle eingerichtet und dazu ein zweiter Schulraum in dem der Schule gegenüber liegendem Haus Nr. 1 gemietet. Nach dem zweiten Weltkrieg baute die Gemeinde Wernswig in der Bahnhofsstraße eine dreiklassige Schule, dazu ein Lehrerwohnhaus für drei Lehrerfamilien. Zur Zeit besuchen 98 Kinder die neue Volksschule.
 

Ein großer Sohn Wernswigs

Wir wollen unsern Bericht nicht abschließen, ohne an einen großen Sohn Wernswigs zu erinnern. Im Jahre 1958 konnte Wernswig des 100. Geburtstages des Kunstmalers und Radierers Heinrich Otto gedenken, der am 6. Juli 1858 in Wernswig geboren wurde. Das Geburtshaus Ottos besteht noch, es wird aber jetzt von einer Familie Rothenstein bewohnt. Die Gemeinde gedachte durch eine Ausstellung in der Schule ihres begabten Sohnes. Auch in Mardorf wurden Kunstwerke in einer Ausstellung gezeigt.

Foto: Heinrich Otto mit Fahrrad und Staffelei 1922

 

 


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