HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

2008 – 2021 Informationen zur Kommunalpolitik in der Kreisstadt Homberg (Efze) – ab 2021 HOMBERGER HINGUCKER MAGAZIN

Schirnen: Erst kaufen, dann wieder verkaufen

 

300.000 Euro für Sanierung der beiden Schirnen für gastronomische Nutzung berechnete der Magistrat zur Stadtverordnetenversammlung am 8.9.2016.

Die Stadt hatte die Schirnen für 47.000 Euro gekauft. Wenn die Schirnen ohne Verlust verkauft werden sollen, muss der Käufer rund 350.000 Euro für 88 qm Nutzfläche aufwenden – rund 3.980 Euro je Quadratmeter nur für die Sanierung!

Zum Vergleich: Bei einem Einfamilienhaus rechnet man mit ungefähr 1.500 Euro je Quadratmeter Baukosten insgesamt. Bei den Schirnen ist das Gebäude bereits vorhanden.

Im September 2016 haben die Stadtverordneten den Magistrat auch verpflichtet, Einsparungsmöglichkeiten zu ermitteln. Bisher hat der Magistrat diese Aufgabe nicht erfüllt.

Der Wasserschaden nach der Kirchplatzsanierung 2007
Ein potentieller Käufer der Schirnen müsste den Wasserschaden auf eigene Kosten beheben, der sehr wahrscheinlich von den Architekten Christian Gerlach mit zu verantworten ist. Die Stadt hatte ein Beweissicherungsverfahren betrieben, dann das Verfahren aber abgebrochen.
Warum die Stadt nicht bemüht ist Schadenersatz zu erwirken, bleibt rätselhaft. Ein möglicher Grund könnte sein, dass Verantwortliche im Rathaus dabei ebenfalls verantwortlich mitgewirkt haben, die auf diese Weise gedeckt werden sollen. Immerhin hatte eine Fachfirma erkannt, dass die beauftragte Ausführungen zu Schäden führen würde und deshalb die Gewährleistung abgelehnt. Offensichtlich hat man sich über diese Warnung hinweg gesetzt und die Ausführung verlangt.

Auf eine Anfrage vom Februar 2016 antwortete der Magistrat sehr ausweichend und vermied es Namen zu nennen. siehe hier

Wirtschaftliche Betrachtung
Der Stadtverordnetenmehrheit hat in Kenntnis von 300.000 Euro Sanierungskosten für eine gastronomische Nutzung eine entsprechende Bauplanung bis zur Baugenehmigung durch den Architekten Christian Gerlach angenommen.

Auf Nachfrage bei der Betriebsberatung des Deutschen Hotel- und Gaststronomieverbandes (Dehoga) überschlägt man: 300.000 Euro Sanierungskosten macht rund 36.000 Euro Jahresmiete, also 3.000 Euro Miete je Monat. Dies soll mit 88 qm für Gast und Gastronomiebereich erwirtschaftet werden. Das ist sicherlich im Sternebereich möglich, mit Spitzengastronomie und der dazugehörigen, zahlungsfähigen Kundschaft. Bietet Homberg diese Voraussetzungen?

Auch Simone Bressan hat im Bauausschuss am 8.9.2016 darauf hingewiesen, dass die Kosten in der Gastronomie nicht zu erwirtschaften sind und das Vorhaben somit unrealisierbar ist.

Wider aller wirtschaftlichen Vernunft beschließt die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung so wie es der Magistrat vorschlägt und schreibt die "Sanierung mit der Zweckbindung  gastronomischer Nutzung" vor, die ein Investor erbringen soll.

2014 beschlossen  die Stadtverordneten die Schirnen müssen in städtischen Besitz. Drei Jahre später sollen sie wieder verkauft werden. Dieser Meinungs- und Politikumschwung wird an keiner Stelle begründet. Man macht einfach mal.

Dazu vertrat Dr. Ritz im März 2014 als Kandidat für die Bürgermeisterwahl noch folgende Meinung:

"Es gibt – ausweislich der Entscheidungsvorlage zur Stadtverordnetenversammlung – eine konkrete Planung für die Nutzung und auch ein konkretes Mietinteresse. Sofern für die notwendigen Renovierungs- bzw. Umbaukosten eine belastbare Kalkulation vorliegt, lassen sich die wirtschaftlichen Folgen einer Kaufentscheidung seriös bestimmen.

Unter der Voraussetzung, dass sich die der Stadt entstehenden Investitionskosten amortisieren (auch ein sehr langfristiger "return of invest", bspw. über 20-25 Jahre genügt) halte ich einen Ankauf tatsächlich für sinnvoll. Denn die Schirnen tragen den Kirchplatz und sind dadurch ein elementarer – wenn auch vielleicht unscheinbarer – Teil der Stadtsilhouette."

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siehe auch:Schirnen am Markt: Der Magistrat empfiehlt teure Sanierung


6 Kommentare zu “Schirnen: Erst kaufen, dann wieder verkaufen”

  1. Frustrierter

    Schirnen: Erst Kaufen, dann wieder verkaufen.

    Oder:

    Ein weiteres Kapitel in der unendlichen Geschichte der städtischen Immobilienbörse.

    Gewinn- und Verlustrechnungen liegen unter Verschluss.

    Der Bürgermeister und der Magistrat bitten um Verständnis. 🙂    

  2. Frustrierter

    Beißt bei den Schirnen niemand an?
    Der freundliche Eisdielenmann vom Marktplatz soll doch Interesse haben….

    Naja, es ist auch noch Zeit.

    Der durchschnittliche Verkauf einer Immobilie dauert von der Kontaktaufnahme bis zum Gang zum Notar zwischen  6 und 9 Monaten.

    Da fließt noch viel Wasser die Efze hinunter.

    Die nächsten Tage wird der Marktplatz gut besucht sein. Das wäre die beste Gelegenheit, ein gut sichtbares Verkaufsschild anzubringen.

  3. Tonkin

    Zu 2

    Richtig, der freundliche Eismann ist, wie ich weiss, 6 Jahre lang an der Nase herum geführt worden. Hier haben sich etliche Magistratsmitglieder besonders hervorgetan, z.B. Herr kreuzberg, Herr Fröde sowie die jeweils amtierenden Bürgermeister.

    Falls der freundliche Eismann tatsächlich den Zusachlag zum Kauf bekommen sollte, ist er mit mindestens 300 000,00 € dabei. (Kauf, Wasserschadenbeseitigung, Ausbau zur Eisdiele, Vorderfront nach Weisung des Stararchitekten Gerlach umbauen.

    Herzlichen Glückwunsch.

  4. Heinrich Nistler

    „Beisst denn bei den Schirnen niemand an?“

    Sind Sie den wirklich so erpicht darauf, dass sich eine arme, ahnungslose Gestalt hier in sein Unglück stürzen will? Meinung von Herrn Bressan im Bauausschuss: „Die Fläche ist zu klein, um Gastronomie wirtschaftlich zu betreiben“. Aussage von Herrn Arndt im Bauausschuss: „Der von innen aufgebrachte Sanierungsputz hält so ca. 15 Jahre“.

    Der Bauantrag ist gestellt. Der erste kleine Schritt im Zuge eines wirklichen Baus. Das sagt momentan nur aus, dass da aus Sicht des Bauamtes Gastronomie möglich wäre. Es fehlen dazu noch alle Beschreibungen der Ausführungen, die komplette Statik (es soll ja ein Durchgang vergrößert werden). Und selbst wenn dann alles gebaut wird, dann braucht man noch eine Betriebsgenehmigung vom Gesundheitsamt. Und das Gesundheitsamt weiß das die Wände aktuell komplett von Schimmel durchsetzt sind. Da bin ich auch mal gespannt was das für Auflagen gibt.

    Aber, das ist jetzt ja auch gar nicht schlimm. Durch diesen „Deal“ haben alle Beteiligten, die diesen kolossalen Schaden damals verursacht haben, ihr Gesicht gewahrt. Keiner der Verantwortlichen von damals ist zur Verantwortung gezogen worden. Und der Architekt Herr Gerlach, ein Studienkollege von Herrn Arndt wie man hört, bekommt wieder einen Auftrag nach dem anderen. Die Kinderkäfighaltung in der Landesfeindschen Scheune ist noch gar nicht fertig gebaut, da werden schon die nächsten Pläne für den Umbau des Rathauses in Prunk und Protz präsentiert. Gut gemacht.

    Über alternative Nutzungen nachzudenken, die die Rahmenbedingungen wie Kleine (Größe kann man das ja nicht nennen) und Feuchtigkeit berücksichtigen, wird ja lieber nicht nachgedacht. Daher kann es jetzt nur vier Alternativen geben:

    1. Der Typ mit der 2 Meter langen Feder am Hut kommt wirklich um die Ecke und wir werden aller Wahrscheinlichkeit ein grandioses Schauspiel von privatem Scheitern erleben. Die Freunde der morbiden Kunst und des gehobenen intellektuellen Fernsehens, die Peter Zwegat von RTL2 den Platz 1 auf Ihrer Fernbedienung zugestanden haben, werden hier bestimmt voll auf ihre Kosten kommen. Was natürlich dann dazu führen wird, dass wir uns irgendwann später wieder mit dem Problem beschäftigen dürfen.

    2. Da sich niemand gefunden hat, der sich freiwillig ruiniert, muss die Stadt in die Bresche, oder besser über die Klinge, springen und saniert die Schirnen um sie dann zu verpachten. Ein weiteres Millionengrab, das aber auf diesem Zentralfriedhof der Steuergelder, also unserem Marktplatz und seiner näheren Umgebung, wahrscheinlich kaum noch auffällt. Für die halbe Millionen (natürlich darfs dann später auch wieder gerne ein wenig mehr sein), legt doch in Homberg keiner mehr einen Kranz nieder. Gegen das vergoldete Mausoleum Ärztehaus und das Prunkgrab Engelapotheke ist das doch eine kostengünstige Urnenbestattung.

    3. Ist eine Alternative aus 1 und 2. Nachdem sich ein armer Wicht verhoben hat, muss die Stadt das natürlich zu Ende führen. Das ist dann natürlich alternativlos, ist klar.

    4. Es ist erst mal Ruhe, denn man hat ja Aktivitäten gezeigt. Man möchte versuchen, nicht den Überblick zu verlieren, damit man bei den laufenden Steuergeldbeisetzungen nicht noch tiefer gräbt als das, was die Förderprogramme so als Verschwendungstiefe genehmigt haben.

     

    Leider, leider ist nicht davon auszugehen, dass die vierte Alternative gewählt wird. Wir werden sicherlich noch dieses Jahr den nächsten Spatenstich auf unserem Zentralfriedhof erleben.

    Ein ehemaliger Bekannter sagte mal „Das ist wie beim Klöße essen. Einen nach dem anderen“. Ja, das kann das Rezept für Erfolg im privaten wie im beruflichen Bereich sein. Meistens ist das auch so. Und wenn man sich im Kreis so umblickt, dann meint man auch die anderen Kommunen versuchen das so anzugehen. In Homberg kann man das aber besser. Hier wird eine ganze Schüssel Klöße auf einen Schneeschieber gelegt und dann rein damit. Dass das nicht klappt, ist eigentlich klar. Das bisherige Rezept zur Lösung dieser Misserfolge war dann genauso schlüssig. Man nimmt einfach eine größere Schüssel Klöße und einen größeren Schneeschieber und hofft, dass es beim nächsten mal funktioniert. Man hat eben nur noch nicht die richtige Größe des Schneeschiebers gefunden.

    Irgendwann sollte man einsehen, dass die Ressourcen begrenzt sind und man erst mal Sachen zu Ende bringen, bevor man das nächste anfängt. Das ist zwar visionslos und vollkommen uncool, klappt aber besser als dauernd schlechtes Kraut zu rauchen um in abstrusen Visionen zu schwelgen.

    Aber bis dahin fließt sicherlich noch viel Wasser die Schirnenwände herunter.

  5. Frustrierter

    Nein, Herr Nistler,

    ich möchte keinesfalls, dass sich ein "kleiner Eisdielenmann" finanziell ins Unglück schmeißt.

    Ich gehöre zu denjenigen Hombergern, die das Handeln – besser Nichtstun – der Stadt in Sachen Regressansprüche Wasserschäden Schirnen überhaupt nicht verstehen!

    Da die Stadtoberen in den meisten Fällen ( Scheunenkita, Engelapotheke, Schirnen u.v.m.)anders entschieden als ich unbedeutender Privatmann es getan hätte, ist es nun einmal so, dass  ich mein hoffentlich rationales Denken nicht auf die Entscheidungsbefugnisse der Stadtoberen übertragen kann.

    Selbst Stadtverordnete und ehemalige Magistratsmitglieder haben/hatten ihre Probleme.

    Noch Fragen Kienzle, pardon Nistler?   🙂

  6. BĂŒrger 2004

    MUSS man wirklich, sollte man die Schirnen kaufen, nach den Plänen des Architekten Gerlach umbauen und die Fronten durch riesen Glasscheiben ersetzen ??
    Wenn ich die Schirnen "kaufen " würde, wollte ich die doch so gestalten wie ich es möchte und nicht so wie sich ein Möchtegern STADTSTARARCHITEKT Nr 2 es mir vorschreibt. Es wäre ja schliesslich mein Geld.

    Oder ist der Verkauf mit dieser Auflage verbunden ??

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