GewerbeflÀchen: Angebot und Nachfrage
Beim RegierungsprĂ€sidium in Kassel ist seit langem das Ăberangebot an GewerbeflĂ€chen in Homberg bekannt, dennoch wird grĂŒnes Licht fĂŒr weitere Gewerbe– und IndustrieflĂ€chen gegeben. UnverstĂ€ndlich und unverantwortlich.
Angebot und Nachfrage regeln den Preis
Ein Ăberangebot drĂŒckt den Preis. Das Ăberangebot entsteht nicht nur durch die ĂŒberdimensionale FlĂ€chenausweisung fĂŒr Gewerbe in Homberg. Ein Ăberangebot entstand auch in Nordhessen durch die gleichzeitige SchlieĂung groĂer Kasernenareale.
Durch den gedrĂŒckten Preis, sind die Einnahmen fĂŒr die Stadt geringer, die LĂŒcke zwischen Einnahmen und Kosten wird gröĂer.
Splitternutzung
Dieser Begriff findet sich in der Studie des Wirtschaftsministeriums von 2005. Damit wird vor dem zu erwartenden Zustand gewarnt, dass aus dem gesamten Gewerbegebiet nur einzelne TeilstĂŒcke verkauft und genutzt werden, wĂ€hrend andere Teile liegen bleiben. Das ist auch dem BĂŒrgermeister bekannt, in einem Schreiben an seinen Parteifreund Reinhard Fröde hat er noch 2012 darauf hingewiesen.
Die Splitternutzung bringt erheblich Belastungen fĂŒr die Stadt. Die Infrastruktur muss fĂŒr das gesamte GelĂ€nde hergestellt und von der Stadt finanziert werden. 7,8 Mio. Euro sind im Förderantrag genannt. Damit werden Leistungen erbracht, die in dem Umfang nicht gebraucht werden. Die Alternative wĂ€re die Vermarktung von zusammenhĂ€ngenden Teilgebieten, die auch nur in diesen Teilgebieten erschlossen werden.
Die Studie von 2005 hat deswegen auch vor einem Ankauf des Kaserne: „âŠvon einem Erwerb des GelĂ€ndes Dörnberg-Kaserne ist abzuraten⊓
Teurer Ankauf
Im gemeinsamen Gewerbegebiet von KnĂŒllwald, Homberg und Schwarzenborn in Remsfeld stehen noch groĂe FlĂ€chen zur VerfĂŒgung. In dieses GelĂ€nde ist bisher bereits viel an ErschlieĂung investiert worden.
Trotz des bestehenden Ăberangebotes seine weitere landwirtschaftliche FlĂ€chen zur Erweiterung des gemeinsamen Gewerbegebietes angekauft worden. Der Preis fĂŒr das Ackerland soll weit ĂŒber dem liegen, was in der Dörnberg Kaserne fĂŒr bereits befestigtes GelĂ€nde inklusiv GebĂ€ude bezahlt wurde.
An dem gemeinsamen Gewerbegebiet ist Homberg zu 30 Prozent beteiligt, auch an den Kosten und den Kreditkosten.

:: DOKUMENTATION ::
Auszug zu Homberg aus der Studie: Truppenreduzierung und Freigabe von militĂ€rischen Liegenschaften durch die Bundeswehr in Mittel- und Nordhessen, Susanne Piesk, Christoph GraĂ, Wilfried Möhrle; Report Nr. 682, Wiesbaden 2005. Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH.
Ăber Homberg wird von Seite 53 bis 54 berichtet.
3.5 Homberg/ Efze
In Homberg/ Efze werden zwei Liegenschaften des Bundes aufgegeben, die
Dörnberg-Kaserne und die OstpreuĂen-Kaserne. Sie liegen unmittelbar
nebeneinander auf einer Anhöhe sĂŒdlich von Homberg (Efze) und sind nur durch
eine StraĂe voneinander getrennt. Sie sind ĂŒber die B 323 an die Anschlussstelle
KnĂŒllwald der A 7 angebunden.
Teile der Dörnberg-Kaserne sind bereits verpachtet oder verkauft, im SĂŒden der
Kaserne befindet sich z. B. das Behördenzentrum des Landkreises, wo demnÀchst
in ein weiteres umgebautes GebĂ€ude das Amt fĂŒr Bodenmanagement einziehen
wird. Die OstpreuĂen-Kaserne in Homberg/ Efze wird aller Voraussicht nach zum
31.12.2005 geschlossen, d.h. die Kaserne steht bereits Anfang 2006 zur
Disposition.
Die Kasernen sind als Gewerbegebiete bzw. fĂŒr Dienstleistungen prinzipiell in Teilen
nutzbar. Trotz des guten Bauzustands und der prinzipiellen Eignung fĂŒr zivile
Nutzungen ist jedoch eine rege Nachfrage nach GewerbeflĂ€chen oder FlĂ€chen fĂŒr
Dienstleistungen auch in Homberg/Efze nicht wahrscheinlich. DarĂŒber hinaus
stehen in Homberg/Efze erschlossene GewerbeflÀchen noch zur Vermarktung an.
⹠Angesichts der bereits vor einigen Jahren begonnenen Konversion der Dörnberg-
Kaserne ist allerdings eine weitere, wenn auch nur sehr langfristig realisierbare
gewerbliche Folgenutzung und Entwicklung der restlichen FlÀchen in der
Dörnberg-Kaserne anzustreben. Auch die weitere Nutzung durch öffentliche
Einrichtungen in ErgÀnzung zum bereits dort angesiedelten Behördenzentrum
des Landkreises ist zu prĂŒfen, ĂŒber die bereits geplante Ansiedlung des neu
geschaffenen Amtes fĂŒr Bodenmanagement des Landes Hessen hinaus.
Unklar ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt, in welcher organisatorischen Form dies
geschehen kann, da die Kommune weder an einem Erwerb der Kasernenareale
noch an einer Ăbernahme der potenziellen öffentlichen FlĂ€chen oder der
technischen Infrastruktur interessiert ist .
⹠Eine planungsrechtliche Ausweisung der Dörnberg-Kaserne oder von TeilflÀchen
fĂŒr Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder Sondernutzungen)
durch die Kommune ist nicht abzulehnen.
⹠Von einem Erwerb des GelÀndes der Dörnberg-Kaserne oder von Teilen des
GelÀndes ist jedoch abzuraten. Nicht zu empfehlen ist zum gegenwÀrtigen
Zeitpunkt auch die Ăbernahme der technischen Infrastruktur in die
Verantwortung der Kommune oder eines Zweckverbandes. Hier mĂŒssen
zunÀchst die Rahmenbedingungen einer langfristig aber anzustrebenden
Ăbernahme mit dem EigentĂŒmer Bund geklĂ€rt werden.
Von einer Nutzung oder Entwicklung der OstpreuĂen-Kaserne in Homberg/ Efze ist
abzusehen. Nicht allein die zurĂŒckhaltende gewerbliche Nachfrage in dieser Region
lĂ€sst eine mittelfristige gewerbliche Entwicklung der OstpreuĂen-Kaserne schwierig
bis unwahrscheinlich erscheinen, hinzu kommt auch die fĂŒr den Schwalm-Eder-
Kreis prognostizierte negative demografische Entwicklung und VerÀnderung der
Bevölkerungsstruktur. Diese sich abzeichnenden âSchrumpfungseffekteâ verlangen
u.a. eine Anpassung der Entwicklungspolitik der Kommunen, die bei der
gewerblichen FlÀchenbereitstellung prinzipiell eher auf Bestandssicherung und sehr
moderate Angebotsplanung an begĂŒnstigten Standorten direkt an der Autobahn
ausgerichtet sein sollte.
Einen solchen begĂŒnstigten Standort stellt das vorhandene und noch nicht voll
belegte Gewerbegebiet KnĂŒllwald-Remsfeld direkt am Autobahnanschluss
KnĂŒllwald der A 7 dar sowie das direkt daran angrenzend geplante rund 48 Hektar
umfassende kĂŒnftige interkommunale Gewerbegebiet Homberg/KnĂŒllwald/
Schwarzenborn. In diesem Zuge wird auch das bestehende Gewerbegebiet
KnĂŒllwald-Remsfeld in eine interkommunale Form ĂŒbergehen. Ein FlĂ€chentausch zu
Lasten dieses begĂŒnstigten interkommunalen Gewerbegebiets und zu Gunsten der
Entwicklung der OstpreuĂen-Kaserne wird nicht empfohlen, da deren Lage im
Vergleich ungĂŒnstiger ist und ihre Entwicklung teurer werden dĂŒrfte. DarĂŒber hinaus
erscheint es unsicher, ob eine Beteiligung der Kommunen KnĂŒllwald und
Schwarzenborn ebenfalls bei der Entwicklung der OstpreuĂen-Kaserne gegeben
wÀre.
Die möglicherweise eintretende Nachfrage nach einzelnen GebÀuden oder
GrundstĂŒcken innerhalb der OstpreuĂen-Kaserne, zum Beispiel im technischen
Bereich, ist kritisch zu bewerten, da fĂŒr âSplitternutzungenâ innerhalb des GelĂ€ndes
das komplette System der Infrastruktur – wie StraĂen, Beleuchtung, Kanal und
Wasser, WĂ€rmeversorgung – aufrecht erhalten werden mĂŒsste, obwohl es nur zu
einem minimalen Teil ausgelastet wÀre. Eine solche Splitternutzung ist daher in der
OstpreuĂen-Kaserne abzulehnen.
âą Eine planungsrechtliche Ausweisung der OstpreuĂen-Kaserne oder von
TeilflĂ€chen fĂŒr Siedlungszwecke (Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen oder
Sondernutzungen) durch die Kommune ist zum gegenwÀrtigen Zeitpunkt
abzulehnen, erst recht ein Erwerb des GelĂ€ndes der OstpreuĂen-Kaserne oder
von Teilen des GelĂ€ndes. Nicht zu empfehlen ist darĂŒber hinaus die Ăbernahme
der technischen Infrastruktur in die Verantwortung der Kommune oder eines
Zweckverbandes.
⹠Angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen in Bezug auf FlÀchenangebot
und -nachfrage ist es durchaus realistisch, dass die OstpreuĂen-Kaserne
absehbar keiner Nutzung zugefĂŒhrt werden kann und als MilitĂ€rbrache liegen
bleibt. Der RĂŒckbau der Kaserne durch den Bund stellt daher in Homberg/ Efze
eine ernstzunehmende Option dar, die nicht auĂer Acht gelassen werden sollte.